Dr. Peter Kirchschläger | Superintelligente Systeme und Menschenwürde
ABSTRACT
Menschen begegnen und interagieren in zunehmendem Maße mit Maschinen im beruflichen und privaten Alltag. Die Maschinen, die das Dasein der Menschen durchdringen, können durch ihre Fähigkeit zum Selbstlernen und durch ihr Potential zur „Superintelligenz“ herausragen. Unter Superintelligenz werden Maschinen erfasst, die Menschen in Bereichen der Intelligenz überragen. Da dies bereits heute in verschiedenen Intelligenzbereichen (z. B. Erinnerungsfähigkeit, Umgang mit hohen Datenmengen, …) der Fall ist, lässt sich plausibilisieren, dass sich in der Zukunft weitere Intelligenzbereiche hinzureihen werden.
Beiden Charakteristika von Maschinen – der Fähigkeit zum Selbstlernen und dem Potential zur „Superintelligenz“ – wohnen aus ethischer Sicht sowohl besondere Chancen als auch spezifische Risiken inne. Ethische Orientierung erweist sich als notwendig, um das positive und negative Potential superintelligenter Systeme gezielt nützen und fördern bzw. nachhaltig zu unterbinden sowie meistern zu können. Das theologisch-ethische Kernprinzip Menschenwürde hilft diesbezüglich weiter. Nachdem ein erster Schritt der Bedeutung der Menschenwürde und ihrer Begründung gewidmet ist, steht der zweite Schritt des Vortrags im Zeichen der ethischen Auseinandersetzung mit superintelligenten Systemen, die durch das Kernprinzip der Menschenwürde aller Menschen informiert wird. Im Zuge eines dritten Schrittes wird daran anknüpfend die Frage untersucht, ob Menschen gegenüber superintelligenten Systemen in gewissen Hinsichten einzigartig bleiben. Einige Schlussbemerkungen zu sich daraus ergebenden entscheidungs- und handlungsrelevanten Konsequenzen werden den Vortrag abrunden.
LEBENSLAUF
Geboren 1977 in Wien (A). Studium der Theologie und Judaistik in Luzern, Rom (Gregoriana) und Jerusalem (2001: Lizenziat an der Universität Luzern) und Philosophie, Religionswissenschaften und Politikwissenschaften in Zürich (2003: Lizenziat an der Universität Zürich).
2002: Intensivkurs in Entrepreneurship am Babson College (Wellesley, USA) dank des NETS (New Entrepreneurship)-Award der Gebert Rüf Stiftung.
2004-2008: Promotionsstudium an der Universität Zürich im Rahmen eines eigenen Forschungsprojektes des Schweizerischen Nationalfonds (SNF).
September 2005-August 2006: Forschungsaufenthalt an der University of Chicago Divinity School (USA) mit einem Stipendium des Schweizerischen Nationalfonds (SNF), der Schweizerischen Studienstiftung und der Otto-Herz-Studienstiftung.
2008: Promotion an der Theologischen Fakultät der Universität Zürich.
2012: Habilitation in Theologischer Ethik mit Schwerpunkt Sozialethik an der Theologischen Fakultät der Universität Fribourg und Ernennung zum Privatdozenten.
2011-2015 Lehrstuhlvertretung an der Theologischen Hochschule Chur und 2013-2015 Forschungsdekan der Theologischen Hochschule Chur.
2011-2015 Mitglied des Direktoriums des Schweizerischen Kompetenzzentrums für Menschenrechte (SKMR).
2011-2017 Mitglied der Jury des Schweizerischen Ethikpreises.
2013 Visiting Scholar an der University of Technology Sydney (Australien).
2013-2014 Gastprofessor an der Faculty of Theology and Religious Studies an der Katholieke Universiteit Leuven (Belgien).
2013-2017 Fellow am Raoul Wallenberg Institute of Human Rights and Humanitarian Law, Universität Lund (Schweden).
Seit 2014 Research Fellow an der University of the Free State, Bloemfontein (Südafrika).
Seit 2015 Gastdozent an der Leuphana Universität Lüneburg (Deutschland).
2015-2017 Visiting Fellow an der Yale University (USA).
Seit 2017 Ordinarius für Theologische Ethik und Leiter des Instituts für Sozialethik ISE an der Theologischen Fakultät der Universität Luzern.
Beratender Experte in ethischen Fragen für nationale und internationale Organisationen und Institutionen (u. a. UN), Mitglied der Kommission Justitia et Pax der Schweizer Bischofskonferenz und Mitglied einer Arbeitsgruppe des Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE) zur Erarbeitung eines Standards zur Berücksichtigung von ethischen Fragen bei der Entwicklung von IT-Systemen und Software.
PUBLIKATIONEN (AUSZUG)
- Kirchschläger, P. G. (2017). Mass-Losigkeit und andere ethische Prinzipien des Neuen Testaments (BiTS 31). Leuven: Edition Peeters
- Kirchschläger, P. G. (2016). Menschenrechte und Religionen: Nichtstaatliche Akteure und ihr Verhältnis zu den Menschenrechten (Gesellschaft - Ethik - Religion) (Bd. 7). Paderborn: Ferdinand Schöningh Verlag.
- Kirchschläger, P. G. (2013). Wie können Menschenrechte begründet werden? Ein für religiöse und säkulare Menschenrechtskonzeptionen anschlussfähiger Ansatz (ReligionsRecht im Dialog) (Bd. 15). Müns-ter: LIT-Verlag.
- Kirchschläger, P. G. (2017). Automatisierung von Mobilität – theologisch-ethische Anfragen. feinschwarz.net.
- Kirchschläger, P. G. (2017). Die Rede von „moral technologies“: Eine Kritik aus theologisch-ethischer Sicht. feinschwarz.net.
- Kirchschläger, P. G. (2017). Roboter und Ethik. Aktuelle Juristische Praxis, 26 (2), 240–248.
- Kirchschläger, P. G. (2016). Digitalisierung und Robotisierung der Gesellschaft aus theologisch-ethischer Perspektive. feinschwarz.net.
- Kirchschläger, Peter G. (Hrsg.). (2017). Die Verantwortung von nichtstaatlichen Akteuren gegenüber den Menschenrechten (Religionsrechtliche Studien) (Bd. 4). Zürich: TVZ Theologischer Verlag Zürich.
- Gabriel, Ingeborg, Kirchschläger, Peter G., & Sturn, Richard (Hrsg.). (2017). Eine Wirtschaft, die Leben fördert. Wirtschafts- und unternehmensethische Reflexionen im Anschluss an Papst Franziskus. Ostfildern: Patmos.