Dr.in Yvonne Hofstetter | Mensch, Maschine!
ABSTRACT
Der Mensch ist selbstbestimmt, legen unsere europäischen Verfassungen und Rechtsordnungen fest. Doch je mehr wir uns vernetzen, je intelligenter wir die Welt als „Internet of Everything“ um uns herum gestalten mit smarten Häusern, autonomen Autos, intelligenten Städten, desto rasanter entwickelt sich hinter dem Glas unserer smarten elektronischen Geräte ein Ökosystem intelligenter Maschinen, deren Modelle und Vorhersagen uns Menschen immer mehr quantifizieren und determinieren. Aus transparenten Konsumenten werden manipulierte Käufer, aus gläsernen Bürgern die programmierte Nation.
Wo die Digitalisierung mit ihren drei Eigenschaften Überwachung, Automatisierung und Kopierfähigkeit den Menschen in ihre Maschinensphäre zieht und ihn auf Zahl und Datum reduziert, greift sie den Kern der menschlichen Existenz und damit auch die gesetzlich garantierte Souveränität der Person an. Trotzdem ist auch die Digitalisierung menschliche Kulturleistung. Ist sie vielleicht ein Wendepunkt unserer Kulturgeschichte, weil sie dem Menschen nicht mehr dient? Immerhin gefährdet sie ihn existenziell, wo sie menschliche Arbeit und Entscheidung automatisiert. Oder ist sie nichts weiter als die Fortsetzung menschlichen Schaffens und nur die neueste Kulturform, die ihren »neuen Menschen« und eine neue Gesellschaftsstruktur bis jetzt noch nicht gefunden hat? Eine Reflexion über die Folgen der Digitalisierung.
LEBENSLAUF
Yvonne Hofstetter, 1966, Juristin und Essayistin, begann ihre Karriere der Informationstechnologie im Jahr 1999 als Produktmanagerin für Systeme der Verteilten Künstlichen Intelligenz („Multi-Agenten“). Nach der Fusion mit dem amerikanischen Weltmarktführer für Supply-Chain-Management-Systeme (Nasdaq: EXEE) im Jahr 2001 war Hofstetter im Stab des US-amerikanischen Technologievorstands tätig und vertiefte ihre Kenntnisse des IT-Produktmanagements durch Trainings der Harvard Business School zu dem Zweck, die Wertschöpfungskette US-amerikanischer und international tätiger europäischer Unternehmen durch den Einsatz Künstlicher Intelligenz und lernender Maschinen zu optimieren. Anlässlich einer erneuten Fusion schied Hofstetter 2004 bei ihrem amerikanischen Arbeitgeber aus und übernahm die Leitung der deutschen Niederlassung einer irischen Fintech-Firma für den algorithmischen Währungshandel. Motiviert durch die Bankenkrise 2008/9 gründete Hofstetter mit Kollegen aus Forschung und Entwicklung im Jahr 2009 das Unternehmen TERAMARK Technologies GmbH im Münchener Norden, ein Unternehmen für maschinelle Lernverfahren. Das Unternehmen entwickelt mit Big Data und Künstlicher Intelligenz erstellte Lagebilder zur Bewertung von (geopolitischen) Risiken. Kunden sind Finanzunternehmen, global tätige Firmen mit Handelsrisiken oder Institutionen der Sicherheitsvorsorge.
Hofstetter hat ihre Gedanken zu Big Data und der Nutzung intelligenter Algorithmen zur Optimierung des Menschen mehrfach prominent in der F.A.Z., der ZEIT und in zahlreichen Interviews dargelegt. Ihre Bücher Sie wissen alles (2014) und Das Ende der Demokratie (2016) sind beim C. Bertelsmann Verlag erschienen. Hofstetter lebt in Zolling bei Freising.
AUSZEICHNUNGEN
Mit dem Theodor-Heuss-Preis zeichnet die gleichnamige, überparteiliche Stiftung, die nach dem Tod des ersten Bundespräsidenten gegründet wurde, seit 1965 alljährlich Menschen, Institutionen und Bürgerbewegungen für ihr bürgerschaftliches Engagement und ihre Zivilcourage aus. Zu den Ausgezeichneten gehören unter anderem Günther Grass, Helmut Schmidt, Jürgen Habermas oder der Gerichtshof der Europäischen Union.
2018 erhält die Juristin, IT-Unternehmerin und Buchautorin Yvonne Hofstetter den Theodor-Heuss-Preis als erst vierte weibliche Preisträgerin.
PUBLIKATIONEN
THEMENBEZOGENE AUSZÜGE
- Hofstetter, Yvonne; Graf von Westphalen, Friedrich. 2018. Denken versus Daten: Wie wir Menschen die Kontrolle verlieren. In: PC Welt 1/2018. München
- Hofstetter, Yvonne. Im Druck. Neue Welt. Macht. Neue Menschen: Wie die Digitalisierung das Menschenbild verändert. In: Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung, Edition »Der Neue Mensch«. Bonn
- Hofstetter, Yvonne; Graf von Westphalen, Friedrich. 2017. »Der Mensch ein Irrtum der Natur«: Mit Big Data von Sapiens zu Superior. Veröffentlicht in: futur2. Mainz
- Hofstetter, Yvonne; Graf von Westphalen, Friedrich. 2017. Der drohende Verlust der Privatautonomie des Verbrauchers. Wie Big Data die Welt verändert - und was das für das Menschenbild im Recht bedeutet. In: Anwaltsblatt 12/2017, S. 1174-1185. Berlin
- Hofstetter, Yvonne; Graf von Westphalen, Friedrich. 2017. Nicht nachlassen, den Wert der Würde ins Bewusstsein zu heben. DIVSI-Magazin 1/2017, S. 16-19. Hamburg
- Hofstetter, Yvonne. 2017. Demokratie? Eine veraltete Technologie! Frankfurt am Main
- Hofstetter, Yvonne. 2015. Wissen ohne Charakter. In: ZEIT WISSEN 4/2015, S. 42. Hamburg
- Hofstetter, Yvonne. 2016. Das Ende der Demokratie. München
- Hofstetter, Yvonne. 2014. Sie wissen alles. München