Erstmals eine Frau an der Spitze des Pastoralamts
Eder-Cakl bekleidete bereits Führungsaufgaben in der Diözese Linz und wird die Leitung des Pastoralamts im Herbst 2017 übernehmen.
Die designierte Pastoralamtsdirektorin, die die Agenden ab 1. September 2017 von Wilhelm Vieböck übernehmen wird, ist in der Diözese Linz keine Unbekannte: Die Theologin Mag. Gabriele Eder-Cakl (47), verheiratet und Mutter von drei Töchtern, arbeitete als Religionslehrerin und Pastoralassistentin, bevor sie die Stelle der Pressereferentin und später der Kommunikationsverantwortlichen der Diözese Linz innehatte. Seit Jänner 2015 leitet Eder-Cakl das Bildungs- und Begegnungszentrum „Haus der Frau“ in Linz. Als Leiterin eines diözesanen Amtes wird sie eine der höchsten Funktionen in der Diözese übernehmen, die Frauen offenstehen. Sie ist damit die vierte Frau in Österreich (neben ihren Kolleginnen in den Diözesen Innsbruck, Wien und Kärnten), die ein diözesanes Pastoralamt (bzw. Seelsorgeamt) leitet.
„Kirche heißt für mich: bei den Menschen sein“
Die designierte Pastoralamtsdirektorin über ihren neuen Tätigkeitsbereich, in dem sie rund 300 MitarbeiterInnen (zwei Drittel davon Frauen) führen wird: „Ich freue mich auf die neue Aufgabe ab September. Ich trete in große Fußstapfen, davor habe ich Respekt. Direktor Willi Vieböck kenne ich als fürsorgenden Chef; ich bitte ihn um seine Unterstützung und Begleitung. Ich bin begeistert von der Vielfalt in der Diözese Linz, vom Wert der Kirche in Oberösterreich und vom großen haupt- und ehrenamtlichen Engagement der Menschen innerhalb der Diözese und des Pastoralamts. Ich bin bereit, in der Katholischen Kirche in Oberösterreich mitzuentscheiden, strategisch mitzuwirken und gemeinsam mit den Leitenden die Zukunft der Diözese in die Hand zu nehmen.“
Eder-Cakl ist überzeugt, dass das seelsorgliche Tun heute eine Kraft für die Menschen hat. Die Theologin wörtlich: „Es ist unsere Aufgabe, da zu sein für die Menschen, damit sie in ihrem Leben Trost, Sinn und Heil erfahren. Dafür müssen wir bei den Menschen sein und ihnen begegnen. Das heißt für mich, nicht nur im Büro zu sitzen, sondern auch dort zu sein, wo die Menschen sind.“ Begonnen habe dieses „Hinausgehen“ der Kirche zu den Menschen beim Zweiten Vatikanischen Konzil in Rom. Viele der Konzilsväter wohnten außerhalb des Vatikans und mussten mit dem Bus fahren. „Dadurch haben sie erfahren, was die Menschen beschäftigt. Und das heißt auch Kirche für mich: bei den Menschen sein. Deshalb bin ich heute auch mit Zug und Bus nach Puchberg gekommen – allein in dieser Zeit habe ich einige Gespräche mit Frauen darüber geführt, was sie gerade bewegt.“ Eder-Cakl zitierte in diesem Zusammenhang Schlüsselsätze von zwei Theologen: „Wir können vom Außen lernen“ (Hans-Joachim Sander) und „Das Evangelium hat dem Heute etwas zu sagen – das Heute hat dem Evangelium etwas zu sagen“ (Rainer Bucher).
Eder-Cakl zu den Herausforderungen der Zukunft: „Die Kirche kann und soll einen Kontrapunkt setzen zum Trend des ‚Noch schöner, noch schneller, noch besser‘. Es braucht Entlastung, Entschleunigung und die Zusage: ‚So wie du bist, bist du geliebtes Kind Gottes.‘ Danach hungern die Menschen.“ Als weitere Schwerpunkte nannte die designierte Pastoralamtsdirektorin: Farbe ins Schwarz-Weiß-Denken bringen (dem Populismus entgegenwirken, differenzieren, reflektieren), nachhaltigen Lebensstil, gerechte Strukturen und interreligiösen Dialog fördern und soziale Stimme in der Gesellschaft sein. Eder-Cakl wörtlich: „So stelle ich mir die Umsetzung des Leitsatzes der Katholischen Kirche in Oberösterreich vor: Aus der Kraft des Evangeliums nahe bei den Menschen und wirksam in der Gesellschaft sein.“ Ihre neue Leitungsposition im Pastoralamt, das für sie ein Pool von ExpertInnen in der Seelsorge ist, sieht sie einerseits als Managementposten, andererseits als Da-Sein für die Menschen, etwa in den Bereichen Jugend, Erwachsene, Beratung, Bildung, Soziales, Bibelarbeit, Krankenhaus- und Gefangenenpastoral etc.
Dank an scheidenden Pastoralamtsdirektor, Blick auf künftige Herausforderungen
Bischof Dr. Manfred Scheuer dankte zunächst dem derzeitigen Pastoralamtsdirektor Wilhelm Vieböck: „Er hat wie wohl kaum ein anderer in den vergangenen 25 Jahren die Diözese Linz geprägt und das Pastoralamt mit großer Umsicht geleitet. Ich schätze seine Ausgewogenheit, seine Urteilskraft, seine Einschätzung und seinen Rat.“ Er freue sich, nach einer öffentlichen Ausschreibung und einem Auswahlverfahren nun Vieböcks Nachfolgerin der Öffentlichkeit vorstellen zu können. Bischof Scheuer kennt Eder-Cakl bereits länger: aus seiner Zeit als Moderator in der Stadtpfarre Linz, wo Eder-Cakl gleichzeitig Pastoralassistentin war, als Zuständige für Öffentlichkeitsarbeit der Diözese rund um die Seligsprechung von Franz Jägerstätter und aus Begegnungen im Haus der Frau. „Frau Eder-Cakl ist meine erste größere Personalentscheidung in meinen 14,5 Monaten als Bischof in Linz. Sie hat einen guten Blick auf die gesamte Diözese – sie war im Schulbereich, im seelsorglichen Dienst und in der Öffentlichkeitsarbeit tätig. Darüber hinaus hat sie im Haus der Frau auch im Bereich Bildung markante Akzente gesetzt, etwa im interreligiösen Dialog. Kirche ist im Umbruch – manches wird vielleicht ärmer werden, in anderen Bereichen werden wir neue Aufgaben entfalten. Ich bin überzeugt, dass Gabriele Eder-Cakl die Herausforderungen gut bewältigt und in der Diözese Spuren ziehen wird.“
Pastoralamtsdirektor Prälat Wilhelm Vieböck (68) hat das Pastoralamt 25 Jahre lang geleitet und möchte nun „die Aufgaben den Kräften anpassen“, wie er meint. Vieböck bleibt Bischofsvikar und damit ständiger Vertreter des Bischofs im pastoralen Bereich, Propst des Domkapitels, Mitglied des Konsistoriums und Herausgeber der KirchenZeitung.
Im Rückblick auf 25 Jahre Pastoralamtsleitung nannte Vieböck als Herausforderung den Bereich Migration, mit dem auch ein Anstieg der Erwachsenentaufen und die dafür nötige Vorbereitung verbunden sind, ebenso wie das Entstehen neuer fremdsprachlicher Gemeinden. Auch die Organisation der Pfarrseelsorge war und bleibt Herausforderung: „Es ist uns gelungen, Seelsorgemodelle zu entwickeln, die eine gute Pfarrseelsorge gewährleisten, etwa das Modell PfarrassistentIn und Moderator oder die Seelsorgeteams, bei denen ausgebildete Laien die Mitverantwortung an der Leitung übernehmen. Das Seelsorgeteam-Modell weckt großes Interesse auch in anderen Diözesen, über die österreichischen Grenzen hinaus.“ Das Pastoralamt biete Unterstützung für Pfarren, jüngst etwa bei der Pfarrgemeinderatswahl, stelle aber auch eine Ergänzung dar, etwa durch die Bereiche Gefangenenseelsorge, Betriebsseelsorge, Beratung mit BEZIEHUNGLEBEN.at und TelefonSeelsorge. Diese würden vom Pastoralamt aus organisiert, seien aber außerhalb angesiedelt. Vieböck wörtlich: „Das Pastoralamt findet nicht nur im Diözesanhaus statt, sondern ist in der ganzen Diözese wirksam und präsent. Ein Drittel der MitarbeiterInnen ist nicht in der Zentrale tätig, sondern ‚draußen“ bei den Menschen.“
Das Pastoralamt: Kompetenz-, Entwicklungs- und Servicezentrum für Seelsorge
Das Pastoralamt der Diözese Linz sieht sich als pastorales Kompetenz-, Entwicklungs- und Servicezentrum. Seine Aufgabe ist die „Planung, Förderung und Durchführung der Seelsorge im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils“. 276 Frauen und Männer arbeiten im Pastoralamt in den Bereichen Pfarre/Gemeinde, Bildung/Kultur, Kinder/Jugend, Katholische Aktion/Erwachsene, Lebensbegleitung, Mensch & Arbeit, Administration und Medien. Das Bibelwerk Linz ist im Pastoralamt angesiedelt, Bildungshäuser werden dort verwaltet, die Firmung und Erstkommunion begleitet, Behelfe und Medien für Pfarre und Religionsunterricht zur Verfügung gestellt. SeelsorgerInnen erhalten Unterstützung in Spiritualitätsangeboten und in der Begleitung von Seelsorgeteams. Im Pastoralamt werden auch die Gefangenenseelsorge, die Beratungseinrichtungen von BEZIEHUNGLEBEN.at und der TelefonSeelsorge sowie die Erhaltung des Kunstgutes koordiniert.
Das Pastoralamt wurde im Juni 1939, nach dem Verbot katholischer Vereine durch die Nationalsozialisten, unter der Bezeichnung „Seelsorgeamt“ in Linz gegründet. Es war zuerst im Caritashaus in der Seilerstätte untergebracht und übersiedelte 1980 in das Haus in der Kapuzinerstraße 84. Prälat Franz Vieböck leitete das Seelsorgeamt von 1939 bis 1974 und gründete unter anderem das „Linzer Kirchenblatt“. Prälat Josef Wiener war von 1974 bis 1992 Direktor des Pastoralamtes. Ihm folgte der amtierende Direktor Bischofsvikar Wilhelm Vieböck.
Lebenslauf von Mag.a Gabriele Eder-Cakl
Mag.a Gabriele Eder-Cakl wurde am 14. Februar 1970 in Linz geboren und wuchs in Linz Kleinmünchen auf. Sie ist verheiratet mit Dr. Helmut Eder (Obdachlosenseelsorger, Dekanatsassistent in Linz) und Mutter von drei jugendlichen Töchtern.
Studium der Selbständigen Religionspädagogik und Fachtheologie an der Universität Salzburg und Tübingen. Abschluss des Studiums der Selbständigen Religionspädagogik mit der Diplomarbeit zum Thema: Verkündigung im Alltag am Beispiel der Verkündigung durch das Radio. Bis 2004 freie Mitarbeiterin beim ORF Radio. Eder-Cakl arbeitete seit 1995 als Religionslehrerin in diversen Schulstufen und Pastoralassistentin in Linz. Im Jahr 1999 absolvierte sie die OÖ. Journalistenakademie und im Anschluss (2000/2001) eine Ausbildung am Management Center Innsbruck (MCI) im Bereich Management und Marketing. Von 2004 bis 2014 war sie Pressereferentin und Kommunikationsverantwortliche der Diözese Linz, in den letzten beiden Jahren (ab 2015) Leiterin des Bildungs- und Begegnungszentrums Haus der Frau in Linz.
Eder-Cakl war lange Jahre Vorsitzende der ARGE Kommunikation und Presse der österreichischen Diözesen. Sie ist Generalsekretärin des Katholischen Pressvereins der Diözese Linz sowie zuletzt Vorstandsmitglied des Forums Katholische Erwachsenenbildung Österreich.
Gabriele Eder-Cakl hat innerhalb der Diözese LektorInnen geschult sowie zuletzt Vorträge und Veranstaltungen zum Dialog Christentum / Islam gemeinsam mit muslimischen VertreterInnen gehalten und organisiert. Sie ist auch als Moderatorin diverser Diskussionen und kirchlicher Fachtagungen engagiert.
Die Rolle der Medien in der Verkündigung sowie die Vermittlung von theologischen und kirchlichen Inhalten über die Medien sind ihr ein großes Anliegen. Eder-Cakl ist deshalb auch immer wieder Gast in diversen Medien zu Fragen der Kirchenfeste, Sakramente sowie Kirche im Alltag. Eder-Cakl gestaltete zahlreiche Homepages der Diözese Linz inhaltlich. Sie engagiert sich besonders für das Gedenken an Franz und Franziska Jägerstätter.
Tanzen und Reisen zählen zu ihren Favoriten in der Freizeit. Zudem schätzt sie besonders die zeitgenössische Kunst, Quantenphysik, Weltraumforschung sowie Frauengeschichten im Alltag, in Politik, Kunst und Wissenschaft.
Presseunterlagen zum Download
Pressemitteilung zum Download (doc / PDF)
Pressefotos zum Download (honorarfrei)
Foto 1 zum Download: Mag.a Gabriele Eder-Cakl. © Violetta Wakolbinger
Foto 2 zum Download: Gabriele Eder-Cakl mit Bischof Manfred Scheuer beim Gedenknachmittag anlässlich des 103. Geburtstags von Franziska Jägerstätter im Haus der Frau. © Violetta Wakolbinger
Foto 3 zum Download: V. l.: Der derzeitige Pastoralamtsdirektor Wilhelm Vieböck, seine designierte Nachfolgerin Gabriele Eder-Cakl und Bischof Manfred Scheuer. © Diözese Linz / Appenzeller