8. Dezember: Maria als Vorbild für ein erfülltes Menschsein und Christsein
Der Linzer Domchor mit SolistInnen und das Domorchester unter Dr. Wolfgang Kreuzhuber gestalteten den Gottesdienst mit der Messe in G-Dur von Franz Schubert. Die Orgel spielte Heinz Reknagel.
In seinen Eröffnungsworten brachte Bischof Zsifkovics seine Verbundenheit mit der Diözese Linz und seinem Amtsbruder Ludwig Schwarz zum Ausdruck. Er dankte dem scheidenden Bischof Schwarz für „alles, was du in den Jahren als Bischof gesät und gepflanzt hast – möge es reiche Frucht bringen!“
Hören, Handeln und Hinweisen: Bausteine für ein erfülltes Menschsein
Bischof Zsifkovics begann seine Predigt mit der Feststellung, dass das Fest Maria Empfängnis, genauer gesagt das „Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria“, für viele ein schwer zu verstehendes Fest sei. Es werde klarer, wenn man das lateinische „immaculata conceptio“ (unbefleckte Empfängnis) mit „makelloses Konzept“ oder „tadelloser Entwurf“ übersetze. „In Maria begegnet uns dieses makellose Konzept vom Menschen – in ihr wird sichtbar, wie Gott sich den Menschen denkt und wünscht, wie sein Plan für ein erfülltes Menschsein aussieht“, so Zsifkovics.
Maria habe drei Dinge vorgelebt, die Bausteine für ein erfülltes Menschsein und Christsein gehörten, nämlich Hören, Handeln und Hinweisen. Zunächst gehe es darum, darauf zu hören, was Gott mit jedem einzelnen Menschen vorhabe, welche Lebensaufgabe er ihm zugedacht habe, was er ihm zutraue und was er von ihm erwarte. Als Zweites gelte es, diesem Ruf Gottes und der eigenen Berufung zu folgen und das umzusetzen, was jede/r Einzelne als seine/ihre Aufgabe verstanden habe. „Wir alle sind berufen, Jesu Hände und Füße, Augen und Ohren, Lippen und Herz zu sein“, so der Eisenstädter Bischof. Maria habe einen Blick für Menschen an den Rändern gehabt. In ihr habe sich bestätigt, dass der Weg der Nachfolge nicht einfach, aber möglich und erfüllend sei. „Auch wir müssen auf die Armen und Notleidenden schauen und so Jesus nachfolgen. Das erfordert Mut zum Zeugnis und ein Schwimmen gegen den Strom. Heute kreisen wir so oft um uns selbst – als Person, als Kirche und als Gesellschaft“, so Zsifkovics kritisch. Schließlich sei es Aufgabe der ChristInnen, andere auf die Botschaft Jesu aufmerksam zu machen und zum Glauben an ihn einzuladen. „Dabei geht es nicht darum, viel über Jesus zu reden – vielmehr sollen die Menschen durch unser Tun Jesus erkennen und nach ihm fragen. Das ist ein überzeugendes und anziehendes Christentum.“
„Wer Österreich liebt, spaltet es nicht, indem er neue Zäune aufstellt“
Als Koordinator für Flüchtlingsfragen in der Österreichischen Bischofskonferenz dankte Bischof Zsifkovics allen Menschen in Oberösterreich, die in Kirche und Gesellschaft die Not zu lindern versuchen und Flüchtlinge unterstützen. „Wer Europa und Österreich liebt, spaltet es nicht, indem er neue Zäune aufstellt. Ich bin als Kind am Eisernen Vorhang aufgewachsen und kenne die Tragik des Zauns. Ich verstehe die Ängste und Herausforderungen, die mit der Flüchtlingsthematik verbunden sind. Aber ist es nicht ein Armutszeugnis für das wohlhabende Europa und Österreich, wenn wir Zäune aufstellen?“, fand Zsifkovics deutliche Worte. ChristInnen dürften niemals vergessen, dass auch Jesus, Maria und Josef Flüchtlinge gewesen seien.
Da zahlreiche Mitglieder der kroatischen Gemeinde den Festgottesdienst mitfeierten, wurden Teile der Hl. Messe auch in Kroatisch gehalten. Am Ende des Gottesdienstes überreichten kroatische Mädchen in Tracht Bischof Schwarz und Bischof Zsifkovics Geschenkskörbe mit kroatischen Spezialitäten. Im Anschluss lud die kroatische Gemeinde zu Punsch und Glühwein auf dem Domplatz.
Mariä Empfängnis – Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria
Im Mittelpunkt des Feiertages am 8. Dezember steht die Mutter von Jesus. Jesus hat nach christlicher Überzeugung den Schuldkreislauf der Welt unterbrochen. Diese Unterbrechung beginnt in zwei Evangelien mit einer Frau namens Maria, die besonders berufen und erwählt ist, den Messias auf die Welt zu bringen.
Seit der Antike wurde diese Gnade Mariens als Freiheit von Sünde gedeutet. Im Mittelalter stellte die Theologie sich die Frage, ob Maria schon vom Augenblick der Empfängnis an oder erst mit dem Gruß des Engels von der Erbsünde befreit war. Papst Pius IX. entschied diesen Streit 1854 mit dem Dogma „der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria.“ Das bedeutet, dass Maria unversehrt, ohne Makel der Erbsünde von ihrer Mutter empfangen und geboren wurde.
Mit Erbsünde ist gemeint, dass der Mensch nicht nur persönlich sündigt, sondern dass er unter strukturellen Bedingungen lebt, die seine Entscheidungen beeinflussen. „Sündigen“ ist damit in einem großen Zusammenhang zu sehen. Es meint nicht in erster Linie das Tun von etwas ethisch „Verbotenem“, sondern ein Kreisen um sich selbst und die eigenen Bedürfnisse und die Angst vor dem Zu-kurz-Kommen, die an die Stelle des Gottvertrauens tritt.
Weihe der Diözese Linz an die Gottesmutter Maria
Am Nachmittag des 8. Dezember um 15.00 Uhr lädt Bischof Ludwig Schwarz zur Erneuerung der Weihe der Diözese Linz an die Gottesmutter in den Linzer Mariendom ein. Da die Diözese Linz dem Unbefleckten Herzen Mariens geweiht ist, wird am Ende des Gottesdienstes diese Weihe erneuert.
Ruhetag statt Shopping Day
Die Katholische Kirche in Oberösterreich, allen voran Diözesanbischof Dr. Ludwig Schwarz und Bischof em. Dr. Maximilian Aichern sowie die Katholische ArbeitnehmerInnen-Bewegung, setzt sich seit Jahren immer wieder für die Einhaltung dieses Feiertages als Ruhetag ein. Betont wird in diesem Zusammenhang auch, dass vor allem den Familien eine Zeit der Ruhe und des Durchatmens gegönnt sein soll.
Presseunterlagen zum Download
Pressefotos zum Download (Diözese Linz / honorarfrei)
Foto 1: Bischof Zsifkovics bei seinen Grußworten
Foto 2 + Foto 3: Bischof Zsifkovics bei seiner Festpredigt
Foto 4 + Foto 5: Bischof Ludwig Schwarz, Bischof Ägidius Zsifkovics und Generalvikar Severin Lederhilger am Altar