Samstag 9. November 2024

Diözese Linz setzt auf Förderung von Frauen in kirchlichen Leitungsfunktionen

Pastoralamtsdirektorin Gabriele Eder-Cakl

In den österreichischen Diözesen soll der Anteil von Frauen in kirchlichen Leitungspositionen weiter angehoben werden. Diesen Beschluss hat die Österreichische Bischofskonferenz bei ihrer letzten Vollversammlung gefasst.

In der Diözese Linz wird dieser Weg schon lange und konsequent weiter beschritten.

 

Der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, Erzbischof Franz Lackner, hatte am 3. Jänner 2022 gegenüber der katholischen Nachrichtenagentur Kathpress den Beschluss der Bischofskonferenz bestätigt. „Die Bischöfe haben sich zu Maßnahmen verpflichtet, die den Anteil von Frauen mit Leitungsverantwortung in Dienststellen, Gremien und Arbeitsgruppen der Diözesen in sieben Jahren zumindest auf ein Drittel erhöhen sollen“, führte Lackner aus.

 

Die Stärkung von Frauen soll künftig auch ein „fixes Thema bei Weiterbildungsangeboten für das kirchliche Leitungspersonal“ sein. Konkret sei ein sensibler Umgang zwischen den Geschlechtern verpflichtend zu thematisieren, erläuterte der Salzburger Erzbischof. Jede Diözese habe jetzt eigenständig zu klären, wie diese Vorgaben umgesetzt werden können.

 

Grundlage für die Entscheidung sei ein entsprechender Vorschlag der Pastoralkommission Österreichs (PKÖ) gewesen, dem sich die Bischöfe bei ihren Beratungen im November 2021 anschlossen. „Die beschlossenen Maßnahmen sind auch ein konkretes Ergebnis der Beratungen mit Frauen in kirchlichen Leitungspositionen, die im Rahmen der Sommer-Vollversammlung der Bischöfe stattgefunden haben“, hielt Lackner fest. Insgesamt 14 Frauen, die in Diözesen bzw. Ordensgemeinschaften in Leitungspositionen wirken, hatten an einem Studiennachmittag der Bischofskonferenz im Juni 2021 in Mariazell teilgenommen.

 

 

Pastoralamtsdirektorin Eder-Cakl: „Meilenstein zu einem konsequenten Dialog in der österreichischen Kirche“

 

Mag.a Gabriele Eder-Cakl ist seit 2017 Pastoralamtsdirektorin der Diözese Linz und bekleidet damit eine der höchsten Funktionen in der Diözese, die Frauen offenstehen. Eder-Cakl freut sich über den Beschluss der österreichischen Bischöfe: „Es ist wirklich schön und aufbauend, dass die Österreichische Bischofskonferenz in den nächsten sieben Jahren mindestens ein Drittel der Leitungsfunktionen in allen kirchlichen Bereichen mit Frauen besetzen will. Darüber hinaus werden alle Diözesen Weiterbildungsangebote setzen und auch einen strukturellen Rahmen für Gleichstellung schaffen sowie die Zuständigkeiten in den jeweiligen Diözesen klären.“ Hintergrund für den Beschluss seien ausführliche Gespräche über die aktuellen Meinungen von Frauen in Kirche und Gesellschaft, die in der Bischofskonferenz vom Juni 2021 mit kirchlichen Leitungsfrauen geführt wurden, und die Arbeit der Pastoralkommission Österreichs zu Gleichstellung in der Kirche.

 

Bereits 2019 hätten die Mitglieder der Pastoralkommission an die Bischöfe ein Votum zur Verbesserung der Gleichstellung und Antidiskriminierung abgegeben, so Eder-Cakl. Daraufhin seien die diesbezüglichen Strukturen in der österreichischen Kirche erhoben worden. Es wurden auch Leitbilder der diözesanen Frauenkommissionen und Gleichstellungseinrichtungen dokumentiert. Ausgangspunkte für die Vorschläge an die Bischofskonferenz seien soziologische Studien gewesen. Eder-Cakl: „Die Gleichstellung erhöht die Glaubwürdigkeit des kirchlichen Lebens. Frauenleben hat sich in den letzten 50 Jahren stark verändert. Die Kirchenbindung von Frauen nimmt aufgrund der Ungleichbehandlung ab. Vor allem junge Frauen schauen genau, welche Werte die potenziellen Arbeitgeber vertreten und ob sie wirklich willkommen sind.“

 

Gleichstellung fördere auch die kirchliche Arbeit. Die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern am Erwerbsleben und an Entscheidungsprozessen sei nicht nur ein wirtschaftliches Gebot: „Untersuchungen belegen, dass gemischtgeschlechtliche Teams kreativer, transparenter und zielorientierter arbeiten“, so die Pastoralamtsdirektorin.

 

Die Österreichische Bischofskonferenz habe sich bereits 2019 zum Thema positioniert: „… Die Bischöfe versichern daher ihre Bereitschaft, alles zu tun, was innerhalb der aktuellen kirchlichen Vorgaben möglich ist, um Frauen in konkrete Leitungsverantwortung auf allen Ebenen der Diözese einzubinden." Diese Entscheidung der Bischofskonferenz zur Umsetzung sei „ein wichtiger Meilenstein zu einem konsequenten Dialog in der österreichischen Kirche“, führt Eder-Cakl aus. Aus ihrer Sicht ist für die Gleichstellung auch der weltweite synodale Weg von großer Bedeutung. Auch hier sei bereits das Bemühen nach gemischten Teams sichtbar: „Auf allen Ebenen der Synodenräte – sowohl im Vatikan als auch auf österreichischer nationaler Ebene – sind Frauen vertreten.“

 

Nun gehe es auch darum, dass Frauen in den Synoden 2022 und 2023 mit voller Stimmberechtigung dabei sind. Eder-Cakl: „Papst Franziskus möchte, dass in den Synoden ein Konsens gefunden wird, also keine Abstimmungen stattfinden. Die österreichischen kirchlichen Frauen fordern daher, dass Frauen in Österreich und die Frauen in verschiedenen kirchlichen Funktionen und Ämtern konsequent auf allen Ebenen in diesen synodalen Weg einbezogen werden. Eine weitere Forderung der kirchlichen Frauen Österreichs ist Geschlechtergerechtigkeit auf allen Ebenen des kirchlichen und seelsorglichen Lebens. Frauen haben bereits jetzt einen wesentlichen Platz in der Verkündigung. Das derzeitige Weiheamt benötigt eine grundsätzliche Reform. Papst Franziskus hat bereits die zweite Kommission zum Diakonat der Frau eingesetzt. In den beiden vergangenen Synoden der Jugend und der Amazonasdiözesen wurde zum Beispiel der Diakonat der Frau immer wieder gefordert. Im Vorbereitungsdokument für den weltweiten synodalen Weg schreibt Papst Franziskus, dass das Zuhören – besonders den Jugendlichen und Frauen – ein wesentlicher Auftrag ist. Auf diesem Weg gehen wir derzeit zusammen in der österreichischen Kirche.“

 

Frauenbeauftragte Gstöttner-Hofer: „Förderung von Frauen in Leitungspositionen wird in der Diözese Linz schon lange thematisiert“

 

Die Förderung von Frauen in Leitungsfunktionen wird in der Diözese Linz schon lange thematisiert und vieles wurde bereits umgesetzt, wie auch die Frauenbeauftragte der Diözese Linz, Mag.a Petra Gstöttner-Hofer, betont. „Im Rahmen des Gleichstellungsprozesses, der in unserer Diözese im Herbst 2001 vom damaligen Diözesanbischof Maximilian Aichern als Projekt initiiert und 2003 als dauernder Schwerpunkt beschlossen wurde, ist eine erkennbare Erhöhung der Zahl weiblicher Führungspersonen in den kirchlichen Einrichtungen ein wichtiges Anliegen. Bei Ausschreibungen von Führungspositionen wird auf die Bewerbung von Frauen geachtet; bei Auswahlverfahren wird ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis in der Auswahlgruppe angestrebt. Die diözesanen Verantwortlichen für Personalentwicklung setzen Schwerpunkte, um Frauen für Führungspositionen zu fördern und zu ermutigen, etwa durch gezielte Weiterbildungsangebote zum Thema Frauen und Führung. Mehrere Jahre lang gab es ein Mentoringprogramm für Frauen zu Beginn ihrer Leitungsfunktion. Die Erfahrungen haben gezeigt, dass sich Mentoring als ein wichtiges Instrument bewährt. Mentoring ist so mittlerweile zu einer Begleitmaßnahme zu Beginn einer Leitungsfunktion für Frauen und Männer geworden. Im Laufe des Gleichstellungsprozesses wurden auch Modelle von Führung in Teilzeit entwickelt; hier hat sich besonders das Modell Führung in Teilzeit mit Assistenz bewährt.“

 

In einem Equality Check werden alle drei Jahre gleichstellungsrelevante Daten erhoben. Gleichstellungsbeauftragte in den Ämtern der Diözese sorgen für die Sicherung und Weiterentwicklung von Gleichstellung und für die Verankerung einer nachhaltigen Struktur. Das Gleichstellungs-Leitbild, das bereits 2006 erstellt und 2017 überarbeitet wurde, dient Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Diözese Linz, insbesondere Führungskräften, als Richtlinie und Wegweiser für den Prozess der Gleichstellung.

 

Gstöttner-Hofer: „Es gibt bereits einige gute Maßnahmen und Rahmenbedingungen in der Diözese Linz zur Förderung von Frauen in Leitungsfunktionen, die noch weiterentwickelt und ausgebaut werden können. Der Gleichstellungsprozess zielt auf die konkrete Umsetzung von Gleichstellung für die Mitarbeitenden in der Diözese ab. Die Diözesane Frauenkommission weist als Beratungsgremium des Bischofs auf die drängenden und brisanten Anliegen hin, die Frauen in der Kirche aktuell beschäftigen, und setzt immer wieder Impulse zur Förderung von Frauen, auch in Bezug auf Leitung.“ Aktuell ermutigt sie qualifizierte Frauen, sich in den Pfarren der neuen Pfarrstruktur für den Pfarrvorstand, bestehend aus dem Pfarrer sowie einem Pastoral- und einem Verwaltungsvorstand, zu bewerben.

 

Die Frauenkommission der Diözese Linz besteht seit Oktober 1997 und ist Teil der diözesanen Kirchenleitung. Sie ist eines der fünf großen kirchlichen Gremien und vertritt alle zur Katholischen Kirche in Oberösterreich gehörenden und in ihr arbeitenden Frauen. Laut Statut versteht sie sich „als Interessenvertretung von in der Kirche lebenden und arbeitenden Frauen und setzt sich die strukturelle Gerechtigkeit für Frauen in der römisch-katholischen Kirche zum Ziel“. Ihre Aufgaben sind die Beratung des Bischofs in Frauenfragen, die Vernetzung von Frauen in der Kirche und die Funktion einer Drehscheibe für kirchliche Frauenfragen.

 

 

Frauen in leitender Funktion in der Diözese Linz

 

In der Diözese Linz sind in den Verwaltungseinrichtungen sowie in den Bereichen Bildung, Seelsorge an überregionalen Orten und Spezialseelsorgeangebote (z. B. in Jugendzentren, Krankenhäusern, Seniorenheimen, in Betrieben etc.) 94 Führungskräfte tätig, von denen 39 Frauen sind. Die Frauenquote in Führungspositionen in diesen Bereichen (den Bereich der Pfarrseelsorge nicht eingerechnet) beträgt also 41,49 Prozent.

 

Zwei Beispiele: Aktuell sind 12 Frauen als Leiterinnen der Seelsorge in einem Krankenhaus bestellt (insgesamt sind es 20 Häuser). Sie haben teilweise Teams zu leiten und sind in jedem Fall dafür zuständig, die Krankenhausseelsorge im jeweiligen Haus gut zu positionieren, mit der Leitung des Hauses zu kooperieren und dafür zu sorgen, dass PatientInnen, Angehörige und wenn gewünscht auch das Krankenhauspersonal seelsorglich begleitet werden. – Von den sechs kirchlichen Jugendzentren werden vier von Frauen geleitet. Hierbei geht es um die Koordinierung des Teams, um Verantwortung für die Erarbeitung und Umsetzung eines pädagogischen Konzeptes und um Kooperation mit anderen Jugendeinrichtungen sowie seelsorglichen Angeboten in Pfarren oder Dekanaten.

 

Hinzu kommt der Bereich der Pfarrseelsorge: Aktuell (Stand 1.1.2022) gibt es 54 PfarrassistentInnen, von denen 25 Frauen sind. Mag.a Brigitte Gruber-Aichberger, Direktorin von Pastorale Berufe: „Lange Zeit waren die Frauen in diesem Bereich der leitenden Seelsorge in der Minderheit. Im Zuge des Gleichstellungsprojektes setzten wir uns bei Pastorale Berufe das Ziel, die Anzahl der Frauen in dieser Funktion zu erhöhen. Maßnahmen wie die Möglichkeit von Führung in Teilzeit haben dazu sicherlich auch beigetragen.“


PfarrassistentInnen leiten Pfarrgemeinden gemeinsam mit einem für die Pfarre zuständigen Priester (Pfarrmoderator) und dem Pfarrgemeinderat. Sie sorgen dafür, dass Seelsorge in ihren verschiedenen Ausformungen (Liturgie, Verkündigung, Caritasarbeit und Vergemeinschaftung in einer Pfarre) gelebt und ausgeübt werden. Zudem sind sie auch verantwortlich für die Bereiche der Pfarrverwaltung (Finanzen, Personal, Bau), sind DienstgeberInnen für pfarrliches Personal sowie zuständig für pfarrliche Kindergärten.


Die Diözese Linz hat sich bereits Anfang der 1990er Jahre für Frauen und Männer in Leitungsfunktion in der Pfarrpastoral entschieden. Am 1. Jänner 1994 wurden die ersten beiden Frauen (Hildegard Neuwirth und Brigitte Gruber-Aichberger) in dieser Funktion bestellt. Seither hat sich diese Funktion wesentlich verändert und die Leitungsaufgaben sind umfassender geworden, weil PfarrassistentInnen mittlerweile auch in größeren Pfarrgemeinden (zwischen 4.000 und 6.000 KatholikInnen) eingesetzt werden.

 

 

Kontakt für Rückfragen:

Pastoralamtsdirektorin Mag.a Gabriele Eder-Cakl

0732 76 10-3001

 

 

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Foto 1: Pastoralamtsdirektorin Gabriele Eder-Cakl. © Violetta Wakolbinger

Foto 2: Studientag mit Frauen in kirchlichen Leitungsfunktionen bei der Sommervollversammlung der Bischofskonferenz im Juni 2021. © Kathpress / Paul Wuthe

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