Mittwoch 22. Januar 2025

Broschüre über NS-Märtyrer Pfarrer Matthias Spanlang erschienen

V. l.: Die HerausgeberInnen Bernhard Zopf, Thomas Schlager-Weidinger und Monika Würthinger mit Bischof Manfred Scheuer. Nicht auf dem Bild: Herausgeber Andreas Schmoller.

Matthias Spanlang (*1887), Pfarrer in St. Martin im Innkreis, wurde als entschiedener NS-Gegner kurz nach dem „Anschluss“ verhaftet und 1940 im KZ Buchenwald ermordet. Eine neue Broschüre eröffnet einen vielschichtigen Zugang zur facettenreichen Persönlichkeit Spanlangs.

Er war ein früher Warner vor den Nazis und tat dies ab 1931 in Zeitungsberichten auch öffentlich kund: Pfarrer Matthias Spanlang aus St. Martin im Innkreis. Mit der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten war sein Schicksal besiegelt. Am 15. März 1938 wurde Spanlang verhaftet und ins Kreisgericht Ried eingeliefert, am 24. Mai 1938 wurde er ins KZ Dachau gebracht und kam von dort nach Buchenwald. Als Priester erlitt er in Buchenwald ein jahrelanges Martyrium und wurde schließlich brutal ermordet. Die genauen Umstände seines Todes sind ungewiss. Man vermutet, dass er gemeinsam mit Pfarrer Otto Neururer aus Tirol mit dem Kopf nach unten gekreuzigt wurde. Dem Totenschein zufolge starb er am 5. Juni 1940; er wurde im Familiengrab in Kallham beigesetzt.

 

Auf Initiative der Diözese Linz wurde Pfarrer Spanlang in die Sammlung „Blutzeugen des Glaubens. Martyrologium des 20. Jahrhunderts“ aufgenommen. Während Otto Neururer im November 1996 von Papst Johannes Paul II. in Rom seliggesprochen wurde, beschränkte sich das Gedenken an Matthias Spanlang jedoch lange Zeit hauptsächlich auf seine Heimat Kallham. Eine Begegnung von VertreterInnen aus Spanlangs Geburtsort Kallham mit Bischof Manfred Scheuer gab den Ausschlag für einen Forschungsauftrag an die ehemalige Direktorin des Linzer Diözesanarchivs, Monika Würthinger, mit dem Ziel, neue Quellen zum Leben und Schicksal Spanlangs zusammenzutragen und ein gesichertes Lebensbild über seine Person zu erstellen.

 

 

Eine Lebens- und Leidensgeschichte, die es wert ist, erzählt und gehört zu werden

 

Einen Beitrag dazu soll die Broschüre „Matthias Spanlang – Christ und Märtyrer“ leisten, die am 3. November 2021 im Linzer Priesterseminar präsentiert wurde. Als Teil der Reihe „Christ und Märtyrer“ ermöglicht sie einen leicht lesbaren und reich bebilderten Zugang zur facettenreichen Persönlichkeit Spanlangs. Bischof Manfred Scheuer, Spanlang-Forscherin Monika Würthinger und Andreas Schmoller (Franz und Franziska Jägerstätter-Institut) beleuchten in ihren Artikeln Spanlangs Wirken als Pfarrer und Seelsorger, sein anti-nationalsozialistisches Engagement ab 1931, seine Rolle in der regionalen politischen Situation der Zwischenkriegszeit, Spanlangs Verhaftung 1938, die KZ-Haft und sein Martyrium, seine Spiritualität sowie die schwierige Rezeptionsgeschichte und das sehr verhalten einsetzende Gedenken nach 1945. Die Broschüre „soll die Priesterpersönlichkeit Spanlangs, sein Wirken im politischen Kontext seiner Zeit, sein Martyrium im KZ und das zögerliche Einsetzen eines Gedenkens einer breiteren Öffentlichkeit bekannt machen. Sie soll auch ein Beitrag für eine Erinnerungskultur sein, die sich der – bisweilen unbequemen – Vielschichtigkeit und Gebrochenheit von Lebensgeschichten verpflichtet weiß“, so die HerausgeberInnen Monika Würthinger, Thomas Schlager-Weidinger, Andreas Schmoller und Bernhard Zopf in ihrem Vorwort. 

 

Bei der Präsentation der Broschüre gab Spanlang-Forscherin Monika Würthinger Einblicke in das Forschungsprojekt „Matthias Spanlang“. Von den vielen bisher unerforschten Themenbereichen stellte sie Spanlangs Persönlichkeit in den Vordergrund und widmete sich den Fragen: Was hat Spanlang geprägt? Was war typisch für ihn? Wie waren die äußeren Umstände? Würthinger konnte mit neuen Fakten, überraschenden Ergebnissen und Thesen eine bisher unbekannte, neue Seite von Matthias Spanlang präsentieren, die auf eine spannende Biografie schließen lässt.

 

Bischof Manfred Scheuer betonte bei der Präsentation, in seinem Beitrag zur Broschüre sei es ihm ein Anliegen gewesen, die Spiritualität von Pfarrer Spanlang von der Verhaftung bis zu seiner Ermordung aufgrund der vorhandenen schriftlichen Zeugnisse zu skizzieren. Scheuer wörtlich: „Seiner religiösen Überzeugung leistete Pfarrer Spanlang auch im KZ Folge. Sein Leben, sein Widerstand, seine Frömmigkeit, sein Leiden geben auch heute zu denken und zu glauben. Um sein Schicksal wurde – auch kirchlicherseits – nicht mehr viel Aufhebens gemacht. Matthias Spanlang ist ein wichtiger Zeuge des Glaubens, seine Lebens- und Leidensgeschichte in all ihren schillernden Facetten ist es wert, erzählt und gehört zu werden, auch und gerade in der Diözese Linz. Allein das Vergessen wäre ein ‚Schadensgeist‘, eine ‚Giftpflanze‘.“ Menschenwürde, Freiheit und Recht bräuchten ein gutes Gedächtnis, ansonsten ließen sie sich leicht kolonisieren und besetzen. Das gelte auch für die Diözese Linz, so der Bischof: „Das Gedächtnis an die Märtyrer der frühen Kirche oder aus der Zeit des Nationalsozialismus im Land lebendig halten: Diese Unterbrechung der Traditionsvergessenheit ist ein großer Dienst an der Gegenwart und an der Zukunft unserer Diözese.“

 

Impulsreferat von Bischof Manfred Scheuer zum Nachlesen

 

 

Monika Würthinger, Thomas Schlager-Weidinger, 

Andreas Schmoller und Bernhard Zopf (Hg.):

Matthias Spanlang  Christ und Märtyrer

Aus der Reihe „Christ und Märtyrer“

Linz 2021, Behelfsdienst der Diözese Linz

ISBN: 978-3-9504182-7-9

Preis: 5 Euro

 

 

Zu beziehen im Behelfsdienst der Diözese Linz:

Kapuzinerstraße 84

4020 Linz

T: +43 732 7610 3813

E: behelfsdienst@dioezese-linz.at

W: www.behelfsdienst.at

 

 

Presseunterlagen zum Download

 

Pressemitteilung zum Download (doc / PDF)

 

Pressefotos zum Download (honorarfrei): © Diözese Linz / Klaus Birngruber

 

Foto 1: Präsentation der Broschüre im Linzer Priesterseminar (v. l.): Die HerausgeberInnen Bernhard Zopf, Thomas Schlager-Weidinger und Monika Würthinger mit Bischof Manfred Scheuer. Nicht auf dem Bild: Herausgeber Andreas Schmoller.

 

Foto 2: Bischof Manfred Scheuer erläuterte bei der Präsentation seinen Beitrag in der Broschüre.

 

Foto 3: Cover der neuen Broschüre

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