„Wir merken, es ist total wichtig, dass wir da sind“: Krankenhausseelsorge in Corona-Zeiten
Umso wichtiger ist derzeit das erweiterte Angebot der KrankenhausseelsorgerInnen: Sie übernehmen neben Gesprächs- und Ritualangeboten auch eine VermittlerInnen-Rolle zwischen Angehörigen und PatientInnen.
Die verordnete Distanz in der Corona-Pandemie ist für kranke und insbesondere für sterbende Menschen sowie deren Angehörige eine zusätzliche Belastung in einer ohnehin schwierigen Zeit. Anders als im Frühjahr ist im aktuellen zweiten Lockdown für Kranke und Sterbende die Möglichkeit der seelsorglichen Begleitung in Krankenhäusern – unter Einhaltung strenger Hygieneregeln – rechtlich durch die aktuelle COVID-19-Notmaßnahmenverordnung ausdrücklich gewährleistet. Die Krankenhausseelsorge ist dabei für PatientInnen, Angehörige und Krankenhauspersonal gleichermaßen notwendig wie hilfreich.
„Die derzeitige Situation ist schon viel intensiver als die Zeit ohne COVID. Es geht eindeutig mehr in die Tiefe und es geht mehr nahe. Aber es sind auch sehr bereichernde Einsätze und wir merken, es ist total wichtig, dass wir da sind.“ So beschreibt Mag.a Birgit Kopf, Leiterin der Katholischen Krankenhausseelsorge am Linzer Med Campus III, ihre derzeitige Arbeitssituation. Am Linzer Med Campus gibt es derzeit elf isolierte COVID-Stationen, auf denen keine routinemäßigen Besuche der SeelsorgerInnen stattfinden können. Das bedeutet für die PatientInnen eine zusätzliche Belastung, wie auch Dr.in Karin Hartmann, Leiterin der Krankenhausseelsorge am Klinikum Freistadt, an dem auch COVID-PatientInnen behandelt werden, beschreibt: „Die PatientInnen leiden neben der Krankheit auch an der sozialen Isolation und an der Tatsache, dass sie nur von Personen mit Schutzkleidung behandelt werden.“
Seelsorge als wichtige Stütze im System Krankenhaus
Im Gegensatz zum ersten Lockdown, in dem die SeelsorgerInnen nur sehr reduziert und vereinzelt vor Ort sein konnten, sind sie derzeit in jeder Klinik tätig. „Das ist auch wichtig und richtig“, meint Birgit Kopf. „Die Seelsorge ist eine wichtige Stütze im System bzw. ein Teil des Systems Krankenhaus, nicht nur für die PatientInnen.“
Denn auch das Krankenhauspersonal ist derzeit außerordentlich gefordert, besonders auf den COVID-Stationen. SeelsorgerInnen sind AnsprechpartnerInnen für alle im Krankenhaus – und das momentan noch viel mehr als sonst. Darum legen die SeelsorgerInnen auch großes Augenmerk auf das Personal. „Wenn man auf die Station kommt, dann fragt man auch die Menschen, die dort arbeiten, wie es ihnen geht“, erzählt Birgit Kopf.
Um die MitarbeiterInnen zu unterstützen, wurde in der Oberösterreichischen Gesundheitsholding eine Hotline für belastete MitarbeiterInnen eingerichtet, die in Zusammenarbeit mit der Betriebs- und Arbeitspsychologie, der Klinischen Psychologie und der Krankenhausseelsorge betreut wird. Mag.a Christiane Roser, Referentin für Krankenhauspastoral in der Diözese Linz, hält dieses Angebot für besonders wichtig und wegweisend: „Sich gegenseitig zu unterstützen, kollegial und kooperativ die jeweilige Expertise zur Verfügung zu stellen, halte ich für ein Gebot der Stunde.“
Begleitung beim Abschied
Auf die COVID-Stationen dürfen die SeelsorgerInnen nur, wenn sie gerufen werden. Fast immer geht es um Sterbesituationen bzw. um Unterstützung der Angehörigen beim Abschied. Solche Situationen gehen auch den KrankenhausseelsorgerInnen besonders nahe. Birgit Kopf erzählt von einer Abschiedssituation: „Ich habe eine Frau auf die COVID-Station zu ihrem sterbenden Mann begleitet. Sie im Bewusstsein, dass sie ihren Mann nun das letzte Mal sehen wird. Sie selbst hatte auch COVID, hat die Erkrankung aber überstanden. Gemeinsam haben wir eine Segensfeier gefeiert. Selbst die Krankenschwester hat mitgefeiert, was normalerweise nicht der Fall ist.“ Dabei nimmt Birgit Kopf eine große Dankbarkeit wahr: „Ich glaube, die Menschen fühlen sich sehr alleine. Umso intensiver spüren sie dann, wenn jemand für sie da ist.“
Die Situationen auf den anderen Stationen ist unterschiedlich. Jeden Tag muss aufs Neue geschaut werden, wie die Situation ist und was gebraucht wird. Christiane Roser beschreibt die Arbeit der SeelsorgerInnen: „Als Mitglied des therapeutischen Teams unterstützen sie dort, wo es notwendig und hilfreich ist: Gespräche am Krankenbett, Krankensegnungen, Kommunionspendung und Krankensalbungen sind unter den gebotenen Hygienemaßnahmen und auf Wunsch der PatientInnen möglich. In manchen Kliniken werden Gottesdienste der Ordensgemeinschaften digital übertragen und Gedenkfeiern – stellvertretend – begangen.“
Die derzeitige Situation birgt aber auch Herausforderungen für die SeelsorgerInnen selbst, wie Karin Hartmann beschreibt: „Leider können die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen in der Seelsorge ihren Dienst derzeit nicht verrichten, somit sind unsere Teams stark reduziert. Außerdem leide ich persönlich unter dem dauernden Arbeiten mit der FFP2-Maske.“
„Verbunden bleiben“ mit einem Angebot der Krankenhausseelsorge
PatientInnen und Angehörige leiden gleichermaßen, wenn sie nicht in Kontakt sein können. Gerade kranke Menschen sind auf die Zuwendung und Nähe verständnisvoller und vertrauter Menschen angewiesen. Das Gefühl, nicht allein, sondern verbunden und geborgen zu sein, trägt wesentlich zur Heilung bei. Daher gehört zu den besonders positiven Erfahrungen, von denen Karin Hartmann berichtet, die Videotelefonie-Vermittlung zwischen Angehörigen und PatientInnen. Ähnliche Erfahrungen haben auch KollegInnen in anderen Krankenhäusern gemacht. Daraus entstand unter dem Motto „Verbunden bleiben“ ein neues Angebot der Krankenhausseelsorge, das sich an FreundInnen und Angehörige von kranken Menschen in den Spitälern richtet. Diese können bei dem/der diensthabenden SeelsorgerIn anrufen oder eine Nachricht an der Rezeption hinterlassen. Die SeelsorgerInnen versuchen dann, mit Rücksicht auf die Abläufe im Krankenhaus die Aufträge stellvertretend auszuführen. Christiane Roser: „Die Anliegen sind vielfältig: So werden SeelsorgerInnen gebeten, den kranken Vater zu besuchen und Grüße von den Kindern auszurichten. Ein anderes Mal wird dabei geholfen, den Kontakt zu den Angehörigen via Handy oder Tablet herzustellen. Es kann aber auch darum gehen, Kleidung zu der kranken Person zu bringen, weil in der Eile beim Einpacken etwas vergessen wurde.“ Zusätzlich gibt es in vielen Krankenhäusern bereits die Möglichkeit, Genesungswünsche über die Website zu übermitteln.
„Die KrankenhausseelsorgerInnen wissen, wie wichtig Begegnung, Gespräch, Zuwendung sind, und möchten in dieser herausfordernden Zeit einen Beitrag dazu leisten, dass Menschen miteinander in Verbindung bleiben“, beschreibt Christiane Roser das Anliegen hinter dem Angebot.
Erreichbarkeit der diensthabenden KrankenhausseelsorgerInnen zu den Bürozeiten (9.00 – 16.00 Uhr) an den unterschiedlichen Standorten
Linz
Krankenhaus Barmherzige Brüder Linz
0732 7897 21937
Ordensklinikum Linz Elisabethinen
0732 7676 2892
KUK Med Campus III Linz (AKH)
05 7680 83 1155
KUK Med Campus IV Linz (LFKK)
05 7680 84 26900
KUK Neuromed Campus Linz
05 7680 87 36900
Klinik Diakonissen Linz
0732 7657 255
Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern
0732 7677 7790
UKH Linz
05 9393 42 985 | Mo., Di., Mi. 14.00 – 16.00 Uhr persönlich, sonst Anrufbeantworter
Regionen
Krankenhaus Braunau-St. Josef
07722 804 8602
Klinikum Freistadt
05 055476 26900
Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried/I.
07752 602 93910
Klinikum Rohrbach
050 55477 26900
Klinikum Schärding
050 55478 26900
Krankenhaus Sierning, Kreuzschwestern
07259 2142 17519
Klinikum Pyhrn-Eisenwurzen, Standort Kirchdorf
050 55467 2699
Klinikum Pyhrn-Eisenwurzen, Standort Steyr
050 55466 26900
Klinikum Wels-Grieskirchen, Standort Grieskirchen
07248 601-6920
Klinikum Wels-Grieskirchen, Standort Wels
07242 415 92505
Salzkammergut-Klinikum, Standort Vöcklabruck
07672 700 36900
Salzkammergut-Klinikum, Standort Bad Ischl
0676 8776 1235
Salzkammergut-Klinikum Standort Gmunden
050 554 73 26900
Krankenhausseelsorge in der Diözese Linz
In Oberösterreich gibt es 21 Krankenhäuser, von denen 9 in kirchlicher Trägerschaft sind. In Oberösterreich arbeiten derzeit 62 hauptamtliche KrankenhausseelsorgerInnen (PastoralassistentInnen, Ordensfrauen, Priester). Sie alle haben eine den Standards der katholischen bzw. evangelischen Kirche entsprechende theologische Ausbildung und eine auf humanwissenschaftlichen Grundlagen basierende Seelsorgeausbildung absolviert (die sog. Klinische Seelsorgeausbildung = KSA, die österreichweit und ökumenisch angeboten wird: www.klinische-seelsorgeausbildung.at) und bilden sich kontinuierlich weiter. Die hauptamtlichen SeelsorgerInnen werden von 71 ehrenamtlichen MitarbeiterInnen unterstützt, die für ihren Dienst ausgebildet und beauftragt wurden. Derzeit absolvieren 27 Personen die ökumenisch geleiteten Ausbildungslehrgänge für ehrenamtliche Krankenhaus- und Altenheimseelsorge.
Die Organisation der katholischen Krankenhausseelsorge geschieht in der Zusammenarbeit der Abteilung Pastorale Berufe der Diözese Linz (Personalreferent: Mag. Alois Mayer) und dem Fachreferat Krankenhauspastoral im Pastoralamt (Fachreferentin Mag.a Christiane Roser). In der Evangelischen Kirche H. B. in Oberösterreich ist Pfarrer Mag. Herbert Rolle Diözesanbeauftragter und Ansprechpartner für Krankenhausseelsorge. Die ökumenische Zusammenarbeit ist unverzichtbar und wird von allen Beteiligten geschätzt und in den Krankenhäusern als selbstverständlich vorausgesetzt.
Für die Krankenhausseelsorge ist es eine Notwendigkeit und eine Bereicherung, in das Gespräch mit anderen Religionen zu treten. Krankenhaushausleitungen erwarten selbstverständlich von der Seelsorge eine hilfreiche Verständigung mit den Mitgliedern verschiedener Religionen bzw. mit Menschen ohne Bekenntnis.
Qualitätsstandards und permanente Weiterentwicklung ist für die Krankenhausseelsorge, die in einem großen Bereich des sich schnell verändernden Gesundheitssystem arbeitet, selbstverständlich. Angepasste Berufsprofile, Förderung spezifischer Aus- und Weiterbildungen und die Entwicklung neuer Aufgabenfelder (Seelsorge auf Onkologischen Tageskliniken, in ambulanten und stationären Rehabilitationseinrichtungen) gehören in den Bereich der fachlichen Begleitung. Sie werden gemeinsam mit den Seelsorgenden vor Ort und in Kooperation mit allen Beteiligten entwickelt und umgesetzt. Die Einbindung der SeelsorgerInnen in multiprofessionellen Teams (z. B. Ethikkommissionen, Ethikkonsile, Palliative Care, Unterricht an der FH für Pflegeberufe) und Projekte der Häuser haben die Entwicklung zu einer umfassenden und professionellen Sicht der Seelsorge besonders gefördert.
Auf Österreichebene gibt es die sogenannte ARGE Krankenhausseelsorge, in der alle FachreferentInnen vertreten sind und aktuelle Themen und Weiterbildungen bearbeitet werden.
Kontakt für Rückfragen:
Mag.a Christiane Roser
Referentin für Krankenhauspastoral
T: 0732 76 10-3530
M: 0676 87 76 35 30
E: christiane.roser@dioezese-linz.at
W: www.dioezese-linz.at/krankenhauspastoral
Presseunterlagen zum Download
Pressemitteilung zum Download (doc / PDF)
Foto zum Download: © Diözese Linz (honorarfrei)
Mag.a Christiane Roser, Referentin für Krankenhauspastoral der Diözese Linz.