„Religions For Future“: Glaubensgemeinschaften im Einsatz für den Klimaschutz
Der Klimawandel ist ein Phänomen, das alle ethnischen und sozialen Gruppen, Weltregionen, aber auch Mitglieder verschiedenster religiöser Gemeinschaften betrifft. Um dem Schlimmsten entgegenzuwirken, braucht es Veränderung im Kleinen und im Großen: entsprechende politische Maßnahmen genauso wie das persönliche Klimabewusstsein jedes und jeder Einzelnen.
Die Aktion „Religions For Future“, zu der die Organisatoren von „Fridays for Future“ am Karfreitag geladen hatten, vereinte RepräsentantInnen verschiedener Religionen und Glaubensgemeinschaften, die gemeinsam für den Klimaschutz einstehen: Bischof Dr. Manfred Scheuer (Katholische Kirche), Mag.a Veronika Obermeir-Siegrist (Evangelische Kirche A. B.), Martin Obermeir-Siegrist (Evangelisch-methodistische Kirche), Mag. Samuel Ebner (Altkatholische Kirche), Brigitte Bindreiter (Buddhistische Religionsgesellschaft) und Sarah Momani (Islamische Glaubensgemeinschaft). Sie schlossen sich den zahlreichen Demonstrierenden an, die sich wie schon in den vergangenen Wochen auch an diesem Freitag eingefunden hatten, um für den Klimaschutz zu sensibilisieren.
Die Uhr der Stadtpfarrkirche Linz zeigt 5 vor 12 beim Klimastreik.
Die Aktion begann auf dem Linzer Pfarrplatz. Um 5 vor 12 blieb die Kirchturmuhr der Stadtpfarrkirche stehen – als Symbol dafür, dass nicht mehr viel Zeit bleibt, um das Klima zu retten. Nach fünf Schweigeminuten eröffnete der Umweltsprecher der Diözese Linz, Moraltheologe Univ.-Prof. Dr. Michael Rosenberger, die Veranstaltung mit einem Impuls unter dem Titel „Karfreitag der Erde“. Rosenberger stellte dabei das Geschehen am Karfreitag im Jahre 33 in Beziehung zur derzeitigen Situation der Erde.
„Im Jahr 33 verfinstert sich mitten am Tag die Sonne, so dass es für kurze Zeit ein paar Grad kälter wird. 2019 fangen Treibhausgase so viel Sonnenlicht ein, dass das Klima für Jahrhunderte ein paar Grad wärmer wird.“ Mit seinem Impuls bedankte sich Rosenberger auch für das Engagement der Jugendlichen. Sie seien nicht mehr zu übersehen oder überhören. „Doch ob 2019 gelingt, was im Jahr 33 scheiterte: Der Schutz allen Lebens, der Einsatz für die Wehrlosen, das Engagement für eine gute Zukunft? Wir wissen es nicht. Es ist fünf vor zwölf. Aber unsere Hoffnung ist stark“, so der Umweltsprecher der Diözese mit Blick auf die Jugendlichen.
Umweltsprecher der Diözese Linz, Moraltheologe Univ.-Prof. Dr. Michael Rosenberger mit Fridays for Future Organisatorin Ida Berschl.
Bischof Scheuer: „Umweltschutz gehört zum Kern der christlichen Botschaft“
Danach zogen die VertreterInnen der Glaubensgemeinschaften mit den anderen TeilnehmerInnen von „Fridays for Future“ auf den Linzer Hauptplatz. Es folgten Statements der RepräsentantInnen der Glaubensgemeinschaften zum Thema Klimaschutz. Den Auftakt machte Bischof Dr. Manfred Scheuer von der Katholischen Kirche in Oberösterreich.
Scheuer dankte zunächst den jungen DemonstrantInnen für ihr Engagement: „Viele von euch haben eigentlich Ferien. Manche haben sich vielleicht extra frei von der Arbeit genommen. Ich danke euch dafür. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Auch wenn es um nichts weniger geht als um eine gute Zukunft für euch, für uns alle, für die nächsten Generationen.“ Der Diözesanbischof erläuterte die Bedeutung des Karfreitags als Tag des Gedenkens an Jesu Leiden und Tod am Kreuz, aber auch als Verkörperung der Realität von Scheitern, Verlust und Traurigkeit. Scheuer wörtlich: „Der Karfreitag ist nicht nur ein Tag im Kalender, er ist Teil unseres Lebens mit den tagtäglich erlittenen Übeln, dem Leiden und dem Tod in der Welt von heute, mit Krieg, Gewalt und Zerstörung. Karfreitag, das ist Verdunkelung. Verdunkelung des Guten. Verdunkelung von Gerechtigkeit. Verdunkelung von dem, was sein könnte. Verdunkelung von Zukunft und Hoffnung. Dieses Anliegen verbindet uns heute alle, die wir uns hier versammelt haben. Es verbindet uns über die Religionen hinweg. Schließlich geht es um nichts weniger als um die Zukunft unserer Erde.“ Obwohl die dramatischen Auswirkungen der Klimaveränderungen „mit Händen zu greifen“ seien, blieben die Erfolge bei der Eindämmung des Klimawandels „überschaubar“, kritisierte Scheuer. „Mit ‚Fridays for Future‘ habt ihr es geschafft, dieser Erinnerung auf globaler, aber auch auf lokaler Ebene einen Schub zu geben“, lobte der Bischof das Engagement der jungen DemonstrantInnen.
Scheuer betonte, auch für die christlichen Kirchen sei der Einsatz für die Schöpfung kein Nebenschauplatz. Vielmehr gehe es um die Grundpfeiler dessen, was das christliche Verständnis vom Leben betreffe: Menschenwürde, Gerechtigkeit und Solidarität. Jeder Mensch sei Teil derselben Schöpfung und damit mit allen anderen Teilen der Schöpfung verbunden, mit seinen Mitmenschen ebenso wie mit der Natur und ihren Geschöpfen, so Scheuer. Der Bischof wörtlich: „Als Menschen gleicher Würde stehen wir alle miteinander und untereinander in Beziehung, egal welches Geschlecht, welche Nationalität, welchen Status etc. wir besitzen. Alle sind wir an unser eines, gemeinsames Haus, die Erde, gebunden. Es gibt kein zweites, neues Haus, in das wir umziehen könnten, wenn uns das bisherige Haus nicht mehr gefällt oder wir es kaputt gemacht haben. Insofern gehört Umweltschutz zum Kern der christlichen Botschaft. Das erfordert eine große weltumspannende Solidarität.“
Bischof Dr. Manfred Scheuer bei seinem Statement am Linzer Hauptplatz.
„Seid laut und lasst euch die Hoffnung auf eine gute Zukunft nicht nehmen!“
Scheuer forderte in diesem Zusammenhang einen Systemwandel: in Wirtschaft, Politik und Technik, ebenso aber in der eigenen Lebensführung. An die Stelle von unbeschränktem Wachstumsdenken, individuellem Profitstreben und Gewinnmaximierung müssten sukzessive Solidarität, Achtsamkeit, Wertschätzung und Wille zur Selbstbeschränkung treten. „Dieser Wandel geht nicht von heute auf morgen. Aber es wird kein Weg daran vorbeiführen, wenn wir eine Zukunft für die Erde fordern. Das ist nicht nur ein Anliegen für den alltäglichen Umgang mit der Umwelt oder für regionale Initiativen. Es ist ein globales Anliegen“, so Scheuers Überzeugung. Wie der Karfreitag für Jesus nicht das Ende gewesen sei, sondern Durchgang hin zur Auferstehung, so gebe es auch heute immer Hoffnung auf Veränderung, unterstrich der Bischof. Seine Ermutigung an die Adresse der jungen DemonstantInnen: „Ihr jungen Menschen könnt etwas bewirken und ändern – auch global. Seid laut und lasst euch die Hoffnung auf eine gute Zukunft nicht nehmen!“
Die OrganisatorInnen von „Fridays for Future“ mit den RepräsentantInnen verschiedener Religionen.
Alle Fotos: © Diözese Linz, Kraml
Presseunterlagen
Pressemitteilung zum Download (docx / pdf)
Pressefotos zum Download © Diözese Linz / Kraml (honorarfrei)
Foto_01: Die Uhr der Stadtpfarrkirche zeigt 5 vor 12 beim Klimastreik.
Foto_02: Umweltsprecher der Diözese Linz, Moraltheologe Univ.-Prof. Dr. Michael Rosenberger
Foto_03: Demonstrationszug zum Linzer Hauptplatz.
Foto_04: Bischof Dr. Manfred Scheuer bei seinem Statement am Linzer Hauptplatz.
Foto_05: Die OrganisatorInnen von „Fridays for Future“ mit den RepräsentantInnen verschiedener Religionen.