St. Georgen a. d. Gusen: Filmabend „mit Prinz Charles“

Der 80-minütige Film von Bertram Verhaag zeigt niemand Geringeren als Prinz Charles. Dieser hat die Vision, die Welt ökologisch zu ernähren. Seit Jahrzehnten betreibt der Prinz of Wales mit seinem Farm-Manager David Wilson biologische Landwirtschaft auf der Duchy Home Farm, dem Bauernhof auf seinem Anwesen Highgrove in der Grafschaft Gloucestershire.
„So können wir nicht weitermachen. Nehmen und nichts zurückgeben“, meint Prinz Charles im Film. Er trägt einen zerschlissenen Parka, während er gemeinsam mit Wilson Dornenbüsche umhackt. Aus den Büschen bauen Bauer und Prinz eine Barriere, damit Schafe und Rinder nicht durch können. „Wir müssen einsehen, dass wir selbst Teil der Natur sind und nicht getrennt von ihr existieren können. Viele sind genau in diesem Glauben aufgewachsen.“ Mit beeindruckend poetischen Bildern ist „Der Bauer und sein Prinz“ ein Plädoyer für mehr Respekt vor dem Leben, den Tieren und dem Boden. „Ein gesunder Boden ist das A und O“, ist Farm-Manager Wilson vom Konzept der biologischen Landwirtschaft überzeugt. Die Zusammenarbeit zwischen ihm und Prinz Charles zeigt, wie ökologische Landwirtschaft funktioniert und welcher Nutzen und welche Heilkraft von ihr ausgehen.
Der Film ist vielfach preisgekrönt u.a. mit dem Preis des Prager Landwirtschaftsministers und dem Horst-Stern-Preis für den besten Naturfilm 2014.
Diskussion: Biologisch die Welt ernähren?
Etwa 75 Personen kamen zum Filmabend ins Johann Gruber Pfarrheim. Nach der Filmvorführung stand der Steyregger Biobauer Erwin Appenzeller für Fragen rund um die biologische Landwirtschaft zur Verfügung.
Prinz Charles´ Vision, die Welt biologisch zu ernähren, beschäftigte das Publikum. Auch Biobauer Appenzeller ist überzeugt, dass diese möglich sein kann. Auf die Frage nach dem Wie räumt der Biobauer ein: „Die konventionelle Landwirtschaft bringt tatsächlich höhere Erträge, als die biologische.“ Das scheint für die konventionelle Landwirtschaft zu sprechen. „Es entpuppt sich aber als Trugbild“, so Appenzeller. „Langfristig können Erträge in dieser Höhe nicht gesichert werden. Denn die konventionelle Bodenbewirtschaftung und die Produktionsmethoden gehen auf Kosten der Böden.“ Während die mit konventioneller Landwirtschaft erwirtschafteten Erträge über Jahrzehnte gesehen sinken werden, steigen jene aus biologischer Bewirtschaftungsweise. Appenzeller erklärt warum: „Bio-Landwirtschaft erhöht die Fruchtbarkeit des Bodens.“ Klingt simpel und ist es auch. Auf einem fruchtbaren Boden kann mehr wachsen, als auf einem, der unfruchtbar geworden ist, weil er zu lange Zeit zu intensiv genutzt wurde. In vielen Ländern in Übersee kämpfe man bereits mit den Folgen, so Appenzeller.
CETA und TTIP versus ökologisch-sozial
Welche Entwicklungsperspektive hat die Landwirtschaft, konventionell wie biologisch? Appenzeller ist sicher: „Bio versucht ökologische und soziale Gerechtigkeit zu verwirklichen. Aber man muss auch ehrlich sagen, dass die biologische Landwirtschaft noch lange nicht fertig ist. Es gibt noch viel zu erforschen. Im Agrarbereich wird viel Forschung betrieben. Leider ist das Budget für den konventionellen Bereich größer, als für den biologischen. Mehr Geld in der Bio-Forschung würde schnellere Ergebnisse bringen.“
Und CETA und TTIP – welchen Einfluss wittert der Biobauer auf die biologische Landwirtschaft? Appenzeller ist kritisch. „Im Vordergrund der Freihandelsabkommen steht Gewinnmaximierung. Nicht etwa ökologische und soziale Gerechtigkeit wie sie Papst Franziskus fordert – oder auch Prinz Charles.“ Appenzeller fürchtet, dass bäuerliche Strukturen verloren gehen werden und die Landwirtschaft industrialisiert wird, weil damit billiger produziert werden kann. „Vordergründig billiger“, meint Appenzeller. Langfristig, so fürchte er, komme unser Planet mit CETA und TTIP in die Krise.
Ausklang mit Bio-Apfel
Bei Bio-Apfelsaft und Bio-Äpfeln wurde nach Film und Diskussion noch angeregt geplaudert. Beides sponserte Bio-Obstbau Peterseil aus dem Pfarrgebiet. „Die Stimmung war gut und einige blieben länger“, erzählt Herta Hauser, die den Abend gemeinsam mit PGR-Mitglied Hubert Röbl-Seidl organisiert hat. Während sie den Abend mit einer Begrüßung einleitet, moderiert Röbl-Seidl die Diskussion. Auch Pfarrer Franz Wöckinger äußerte sich positiv. „Der Film regte zum Nachdenken an“, meinte eine Frau, „auch über den eigenen Konsum. So vieles wird weggeschmissen.“
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(ma)