"Im Schaufenster": Das Fastentuch in der Stadtpfarre Linz
Das Fastenbild der Stadtpfarre Linz
Das Gemälde (ca. 550 x 350 cm = über 19 Quadratmeter Fläche!) zeigt eine Kreuzigung Christi mit Maria, Johannes und Maria Magdalena. Es ist eines der größten Gemälde dieser Art in Oberösterreich (größer noch als jenes in der Linzer Ignatiuskirche) und stammt von einem unbekannten Künster wohl aus der Zeit um 1700. Christus ist im Moment des Todes dargestellt. Er hat seine Augen nach oben gerichtet, der Himmel hat sich bereits verdunkelt, wie die Bibel berichtet.
Das Fastenbild der Stadtpfarre Linz dürfte in den 1960er Jahren das letzte Mal in Verwendung gewesen sein. 2014/15 wurde es in den Restaurierwerkstätten des Bundesdenkmalamtes konserviert (nicht restauriert!) und heuer erstmalig wieder aufgehängt. Es weist noch viele Alters- und Gebrauchsspuren auf, denn die Fehlstellen der Malerei wurden nicht ergänzt. Es sind die Spuren der Zeit - wie die Falten im Gesicht eines alten Menschen.
Fastentücher
Fastentücher sind seit dem 11. Jh. nachweisbar. Die ältesten Fastentücher waren große Vorhänge, die den gesamten Chorraum während der vorösterlichen Fastenzeit verbargen. Man „fastete“ quasi auch mit den Augen. In der Barockzeit beschränkte man sich bei den Darstellungen auf ein einzelnes Motiv: fast immer war das eine Szene aus der Passion – zumeist die Kreuzigung oder die Pietà. Nun wurde nur mehr das Altarbild dem Blick entzogen. Seit dem Josefinismus verwendet man vorwiegend ungeschmückte violette Tücher.
Technik der Fastenbilder und ihr Zustand heute
In der Barockzeit ging man wegen der kleineren Formate dazu über, auch hier die Leinwand zu grundieren und die Malerei zu firnissen. Genau genommen sind diese Objekte nicht als Fasten“tücher“ zu bezeichnen, sondern als Fastengemälde. Durch die Grundierung wird jedoch der Bildträger starrer und weniger elastisch. In Folge passieren bei unsachgemäßer Lagerung zahlreiche Schäden: starkes Craquelé und schließlich Schollenbildung mit Verlust der Malschicht. Kapitalfehler sind hier das Rollen über einen zu kleinen Durchmesser und das Aufrollen mit der Malschicht nach innen, um sie vermeintlich zu schützen, denn durch das Stauchen des Kreidegrunds werden die Schäden noch verstärkt. Viele historische Fastengemälde weisen daher heute leider einen bedauernswerten Zustand auf.
Wichtig für die Erhaltung von historischen Rollbildern ist daher eine professionelle Lagerung: Eine Aufbewahrungsrolle aus säurefreiem Karton und mit ausreichendem Durchmesser minimiert die mechanische Belastung der Malschicht, ein mitgerolltes Vlies schützt sie vor Abrieb und Verschmutzung. Diese Rolle wird schließlich horizontal hängend aufbewahrt, um das Aufliegen der Malerei auf einem Untergrund zu vermeiden.