Pfarre Linz-St. Peter: Reale Herbergssuche und vielsprachiges „Stille Nacht“
Chaotische Herbergssuche
Knapp vor Weihnachten erlebten Pfarrer Franz Zeiger und „seine Jungs“ aus Syrien, wie er sie liebevoll nennt, eine strapaziöse Herbergssuche. Ein syrischer Flüchtling war kürzlich aufgrund des Nachzugs seiner Familie in ein anderes Quartier gewechselt, wo er nun mit seiner Frau und den beiden Kindern zusammenwohnen kann. So war in der Pfarre Linz-St. Peter ein Platz frei geworden – der neue Gast wurde für den Morgen des 23. Dezember 2015 erwartet. Ab 8.00 Uhr warteten also alle auf den Neuankömmling. Nach 21.00 Uhr kam dann endlich der Bus – allerdings mit vier Flüchtlingen, die eigentlich nach Ternberg und Haslach hätten kommen sollen. Der erwartete Gast dagegen war irrtümlich in Haslach gelandet. Der Busfahrer hatte sich in der Liste mit den Adressen verschaut und war selbst verzweifelt über das Durcheinander. Als der Fehler gefunden war, bestellte Pfarrer Zeiger kurzerhand ein Taxi, das alle an die richtigen Adressen brachte. „Bis unser Neuer – er heißt Kazim und ist gerade mal 18 Jahre alt – dann endlich bei uns eingezogen und erst einmal mit dem Nötigsten versorgt war, war's dann halb eins. Die Jungs hatten extra ein Willkommens-Essen für ihn gekocht“, schildert Pfarrer Zeiger. Ihn hat es sehr geschmerzt, die anderen vier wieder wegschicken zu müssen: „Sie hatten sich schon so gefreut, endlich angekommen zu sein!“ Herbergssuche 2015 …
Heiliger Abend mit vielen Gästen
Der Heilige Abend wurde natürlich mit den „Jungs“ aus Syrien gefeiert, die Pfarrer Zeiger im Vorfeld gebeten hatten, ein paar Freunde mitnehmen zu dürfen. „So waren wir dann statt 12 Jungs und einem Pfarrer insgesamt 25 Leute“, schmunzelt Zeiger. Zuerst wurde in einer Art „Frage- und Antwort-Spiel“ darüber nachgedacht, was ChristInnen zu Weihnachten feiern. Dabei waren die „Jungs“ von Pfarrer Zeiger klar im Vorteil, „weil sie ja schon vorher im Advent viel gefragt haben und daher schon viel wussten“. Danach wurden Weihnachtslieder gesungen – auch „Stille Nacht“ und „Jingle Bells“ erklangen mit arabischem Text. Nach der Bescherung – die „Jungs“ bekamen Merci und ein bisschen Weihnachtsgeld, und auch auf die anderen Gäste warteten kleine Geschenke – gab es ein Festessen. „Eine liebe Bekannte von mir hat gekocht und weil sie das immer reichlich tut, hat es schlussendlich doch für alle gereicht“, so Pfarrer Zeiger. Um 23.00 Uhr gingen alle gemeinsam in die Christmette. „Für die Jungs ist es immer etwas Besonderes, ihren Abouna – so nennen sie mich, das heißt „unser Vater“ – im liturgischen Gewand zu sehen“, erzählt Pfarrer Zeiger. Fotos wurden gemacht und an die Verwandten und Freunde geschickt, damit diese auch an der Weihnachtsfreude teilhaben konnten.
© MM
Pfarrer Franz Zeiger, Pfarre Linz-St. Peter (be)