Jahresrückblick von Dompfarrer Maximilan Strasser

Am Ende des Jahres 2020 blicken wir zurück. Viele werden dieses Jahr unter dem Schlagwort „Corona“ bzw. „Pandemie“ in Erinnerung behalten. Vielfach erlebten wir Einschränkungen, Sorgen, Ängste, Krankheit und Todesfälle.
Auch in diesem Jahr gab es Schönes und Erfreuliches. Rufen wir uns ein schönes Erlebnis in Erinnerung.
Was Menschen traurig macht, Enttäuschungen, Grobheiten, Verletzungen, schwere Krankheiten, der Tod lieber Menschen, gehört auch zu den Erinnerungen an das Jahr 2020. Halten wir inne, um ein Ereignis zu bedenken, das zu den dunklen dieses Jahres gehört.
Die ersten zwei Monate dieses Jahres liefen im Wesentlichen, wie es die meisten erwartet hatten. In den ersten Tagen des Jänner waren die Sternsinger wie jedes Jahr unterwegs, am 23. Jänner feierten wir den jährlichen ökumenischen Gottesdienst, am 2. Februar den Sonntag der Neugetauften. Ende Februar und Anfang März verbreiteten sich Meldungen über eine neuartige ansteckende Krankheit, die aus China eingeschleppt worden war.
Am 8. März war in der Pfarre noch „Suppentag“ im Rahmen der Aktion Familienfasttag der KFB. Eine Woche später waren die Gottesdienste abgesagt, damit die Ausbreitung der Krankheit eingedämmt werde. Zwei Monate – bis Mitte Mai – war das lahmgelegt, was so als „kirchliches Leben“ gilt. Es war ein ganz eigenartiges Gefühl, die Gottesdienste zum höchsten Fest der Christen mit Hilfe von Fernseh- und Radioübertragungen mitzufeiern, am Ostersonntag durch den menschenleeren Dom zu gehen und zu den üblichen Gottesdienstzeiten die Osterkerze und die Altarkerzen brennen zu sehen.
Mitte Mai war die Feier öffentlicher Gottesdienste unter bestimmten Sicherheitsvorkehrungen wieder möglich. Die Anzahl der mitfeiernden Personen war limitiert, diese mussten im entsprechenden Abstand zueinander Platz nehmen. Am Sonntag Vormittag wurde bis zum Schulbeginn im September nur die 10.00 Uhr Messe gefeiert, bis zu den Sommerferien abwechselnd als Hochamt und als Kinder- und Familienmesse. Der Domchor sang in kleineren Ensembles (z.B. zu Pfingsten) oder als großer Chor (z.B. am 15. August, am 11. Oktober und am 2.November). Geprobt wurde im Dom, weil dort die geforderten Abstände zwischen den Sänger/innen eingehalten werden konnten. Die „Musik am Mittag“ und die Orgelkonzerte des Linzer Orgel-Sommers an der Rudigier-Orgel konnten durchgeführt werden.
Alle größeren Feiern wurden auf einen späteren Termin verschoben. Am Fest Peter und Paul wurden die heiligen Öle geweiht, Priesterweihe war am 19. September, Diakonenweihe am 18. Oktober. Große Feiern wie der „Sonntag der Völker“, die Sendung in den pastoralen Dienst, die Sendung der neuen Religionslehrer/innen, der Festgottesdienst zum Priesterjubiläum von Bischof Manfred und zum Geburtstag von Bischof Ludwig, wurden mit vergleichsweise wenigen Mitfeiernden und unter strengen Sicherheitsvorkehrungen begangen.
Die Firmung war am Samstag vor Christkönig (21. November) angesetzt und musste dann wieder abgesagt werden, weil vom 16. November bis 6. Dezember wieder alle öffentlichen Gottesdienste entfielen. Der alternative Adventmarkt „Advent am Dom“ war mit großem Engagement geplant und konnte dann nicht durchgeführt werden. Das gemeinsame Binden von Adventkränzen im Pfarrsaal – ein fester Bestandteil der Adventvorbereitung in der Dompfarre – musste entfallen. Das Patrozinium am 8. Dezember konnte mit den entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen gefeiert werden.
Am Heiligen Abend wurden zwei Feiern für Kinder und Familien am Nachmittag (15.00 und 16.00 Uhr) angesetzt, ebenso zwei Messen in der Heiligen Nacht (22.00 und 24.00 Uhr). Die Anzahl der Mitfeiernden erwies diese Entscheidung als richtig.
Die Pfarrcaritas sammelte im März und April Sachspenden (Artikel des täglichen Bedarfs), und Jugendliche des STUWE und der Dompfarre brachten diese zu Bedürftigen. Das Jungscharlager war heuer „klein, aber fein“, nicht zuletzt, weil die Hygiene-Maßnahmen von den JS-Kindern und den Leitern sehr verantwortungsbewusst eingehalten wurden. Auch die Gruppenstunden der Jungschar entsprachen diesen Vorschriften. Sitzungen des Pfarrgemeinderates und seiner Ausschüsse wurden im Pfarrsaal abgehalten, wobei jede/r Teilnehmer/in einen eigenen Tisch zur Verfügung hatte. Die Klausurtagung des PGR fand ohne gemeinsame Übernachtung im Priesterseminar statt.
Auch wenn die modernen Medien Kommunikation ermöglichen, sie ersetzen nicht die persönliche Begegnung im direkten Gespräch. Es fehlen die „informellen“ Gespräche (z.B. der durchaus wichtige Pausen-Smalltalk).
Gespräche nach den Gottesdiensten am Domplatz waren möglich, weil der geforderte Abstand eingehalten werden konnte. Das Pfarr-Café nach der Kinder- und Familienmesse ist bis auf Weiteres leider ausgesetzt, ebenso die Treffen von Gruppen und Runden im Pfarrheim.
Zwei sehr gegensätzliche Verhaltensweisen waren in den vergangenen Monaten zu beobachten. Resignation – verbunden mit Angst und Rückzug – auf der einen, Kreativität und Entwicklung neuer Ideen auf der anderen Seite. Es ist erstaunlich, was auch unter Wahrung der Hygiene- und Sicherheitsvorschriften möglich ist. Alle, die in letzter Zeit „Willkommens- bzw. Ordnungsdienst“ übernommen haben, haben ein wesentliches Zeichen gegen die Resignation gesetzt und den Willen zum Durchhalten gestärkt. Ihnen und den vielen anderen, die in ähnlicher Weise Mut gemacht haben, ein herzliches Danke.
Viele haben in dieser schwierigen Zeit mitgeholfen, den „regulären Betrieb“ so weit wie möglich aufrecht zu erhalten. Pfarrsekretär/innen, Mesner/innen, Mitarbeiter/innen der Caritas und in den diözesanen und regionalen Dienststellen waren Ansprechpersonen und Anlaufstellen für viele. Gerade diese Dienste, die wenig in der Öffentlichkeit stehen, tragen wesentlich dazu bei, dass auch in Zeiten wie diesen das mögliche Gute getan werden kann.
Ihnen allen sei herzlich gedankt.
Dompfarrer Dr. Maximilian Strasser