Katharina von Siena (29.4.)
Katharina wird am 25. März 1347 als zweitjüngstes von 25 Kindern einer verarmten, adligen Färberfamilie in Siena als Caterina Benincasa geboren.
Ihre erste Vision als flammendes Erlebnis
Mit sechs Jahren hat Katharina auf dem Weg nach Hause ihre erste Vision. Sie sieht über dem Dach der Dominikanerkirche Jesus in päpstlichen Gewändern, der sie anlächelt. Diese Vision "brennt" sich in Katharinas Herz ein und entscheidet über ihr ganzes Leben. Am Totenbett sagt sie: "Seid überzeugt, dass die einzige Ursache meines Todes die Glut für die Kirche ist, die mich verzehrt."
Nach dieser Vision zieht sie sich immer mehr zurück und legt mit sieben Jahren schließlich ein Gelübde der Jungfräulichkeit ab. Als Katharina zwölf Jahre alt und damit heiratsfähig ist, holen ihre Eltern Cousin Tommaso zu Hilfe, um sie zu einer Heirat zu überreden. Doch dieser rät ihr, sich die Haare zu scheren, was einem Akt der Weihe an Gott gleichkommt. Katharinas Mutter nimmt ihr daraufhin jegliche Zeit für Stille und Gebet. Doch es gelingt ihr, eine "innere Zelle" zu schaffen, die in ihren Briefen ein immer wiederkehrendes Thema ist: das Bleiben in der Gegenwart Gottes inmitten verschiedener Aufgaben.
Aus der Abgeschiedenheit hinaus in die Welt
Der Heilige Dominikus zeigt ihr in einer Vision das Ordensgewand der "Schwestern von der Buße des heiligen Dominikus" (Mantellatinnen) und verspricht ihr, diesem Orden angehören zu dürfen. Sie erhält nach Intervention ihres Vaters schließlich wieder ein eigenes Zimmer und widmet sich dort dem Gebet und harten Bußübungen. Zu dieser Zeit nahmen Mantellatinnen nur Witwen auf, die in ihren eigenen Häusern lebten. Erst nach wiederholten Anfragen wird Katharina schließlich 1363 im Alter von 16 Jahren in den Orden aufgenommen.
Sie verbringt wieder Jahre in großer Zurückgezogenheit. Durch eine neuerliche Vision verändert sich ihr Leben jedoch radikal - ihr erscheint Christus, der ihr einen Ring über den Finger streift und zu ihr spricht. Katharina deutet diese Vision als Bestätigung ihres Gelübdes und zugleich als Beauftragung und Sendung. Sie wird aus der Abgeschiedenheit ihrer Zelle hinaus gesandt in die Welt zu den Menschen. Von nun an versorgt sie Arme, pflegt Kranke, besucht und tröstet Gefangene, schlichtet Streitigkeiten und Familienfehden.
Charismatische geistliche Mutter einer "famiglia"
Aufgrund ihres großen Charismas und ihres sich rasch verbreitenden Rufes als Wohltäterin beginnt sich in dieser Zeit auch ein Kreis von Gleichgesinnten, einer "famiglia", um Katharina zu bilden: Frauen und Männer, Verheiratete und Unverheiratete, Laien und Geistliche, Junge und Alte. Gott lieben und verehren heißt für Katharina zugleich auch den Nächsten lieben: "Gib Gott die Ehre, die Mühe und Anstrengung aber gib deinem Nächsten." - Eine Kirche der Barmherzigkeit ist ihr Anliegen und diese Haltung der Milde und Barmherzigkeit mahnt sie von Priestern unermüdlich ein.
Neben ihrem caritativen Wirken findet sie noch die Zeit, sich mit Laien und Geistlichen zur Besprechung theologischer und kirchenpolitischer Themen zu treffen. Aus solchen Gesprächen schöpft Katharina ihr - trotz fehlender Schulbildung - unglaublich großes theologisches Wissen, das sich in ihren Schriften und Gebeten wiederspiegelt.
Politisches Wirken nach einem "mystischen Tod"
1370 erkrankt Katharina schwer und erlebt ihren "mystischen Tod" - doch Christus hat einen Auftrag und sie muss zurückkehren, um die Lehre Christi "vor die Kleinen und die Großen [zu] bringen, vor Laien, Kleriker und Ordensleute, [...] zu den Päpsten, zu den Lenkern der Kirche und des christlichen Volkes, denn ich will auf meine gewohnte Art und Weise durch das Schwache den Stolz der Starken zuschanden machen."
Diese Vision bildet den Beginn von Katharinas politischem Wirken. Als Gott ihr während der Vision ihres mystischen Todes den Sendungsauftrag erteilt, stellt sie ihre Nützlichkeit für die Seelen in Frage, wo "das Geschlecht mir aus vielen Gründen hinderlich ist". Doch Gott zerstreut ihre Bedenken. Und diese Gewissheit gibt Katharina die Kraft, ihren Auftrag anzunehmen und den Mächtigen ihrer Zeit unerschrocken die Stirn zu bieten und eine innere Reform der Kirche in Richtung auf mehr Armut und Demut zu fordern: "Erweist den Menschen Güte! Ihr wisst doch, durch nichts werden Seelen so angezogen als durch liebevolle Güte."
Radikale Ansage an den Papst
1376 fordert Katharina Papst Gregor XI. in Avignon auf, sich den Auseinandersetzungen im eigenen Land zu stellen und eine Spaltung der Kirche zu verhindern - so radikal und offen hat bis dahin noch niemand mit einem Papst gesprochen. Dieser beendet unter ihrem Einfluss tatsächlich sein Exil und kehrt nach Rom zurück. Nach seinem Tod 1378 folgt dennoch eine innere Trennung der Kirche, die 40 Jahre währt. Katharina stellt sich auf die Seite des rechtmäßigen Papstes Urban VI. und zieht auf seinen Wunsch hin nach Rom. Katharina leidet sehr an diesen kirchlichen Zuständen und stirbt letzlich völlig entkräftet am 29. April 1380 mit nur 33 Jahren.
Eine Patronin für Europa
Als Katharina in Santa Maria Sopra Minerva aufgebahrt wird, kommt es zu einem Menschenauflauf, denn tausende Römer wollen sich von ihr verabschieden. Alle sind sich bereits bei ihrem Begräbnis bewusst, dass hier eine Heilige bestattet wird, was sich auch in der schon kurz nach ihrem Tod einsetzenden Verehrung in ganz Italien wiederspiegelt. Und so wird Katharina von Siena 1461 heiliggesprochen und gilt heute als Patronin von Europa, Italien, Rom und Siena und wird in besonderer Weise von PfarrsekretärInnen, KrankenpflegerInnen, Sterbenden, Laien im Dominikanerorden angerufen. Und wer einmal Kopfschmerzen verspürt, darf sich auch an die heilige Katharina wenden.
Die Färberstochter aus Siena: Eine Frau aus dem Volk. In ihrer Sprache von beispielloser Kühnheit gegenüber Machthabern und Würdenträgern. Von Titeln, Reichtum und Prestige unbeeindruckt. Eine außergewöhnliche Heilige.
Quellenangabe:
Anegg, Hildegard / Ehart, Isabella (2013): Liturgieheft zur Sienareise. Eigenverlag.
Steinnmetz, Karl-Heinz (o.A.): Referat.
Heise, Irene (2007): "Gebt ihnen zu essen". Eigenverlag.
Schad, Martha (2007): Die berühmtesten Frauen der Weltgeschichte. Marixverlag.
Rullmann, Marit (1998): Philosophinnen von der Antike bis zur Aufklärung. Suhrkamp.
Schmid, Werner (2005): Vortrag "Die heilige Katharina von Siena".
Imhof, Paul (Hrsg.) (1987): Frauen des Glaubens. Echter.
Schamoni, Wilhelm (1966): Das wahre Gesicht der Heiligen. Christian-Verlag.
Susanne Lammer, kfb Oberösterreich
(leicht gekürzt)