„Es gibt einen Kern unseres Glaubens, der nicht verhandelbar ist“
Florian und die 40 Märtyrer von Lorch stellen eine spannende Gruppe von Heiligen dar. Auch wenn nur Florian namentlich bekannt ist, so sollte er nie ohne die 40 Märtyrer betrachtet werden.
Als Florian, er war wohl aufgrund seines christlichen Glaubens „frühpensioniert“ worden, in seinem Domizil im heutigen St. Pölten von der Gefangennahme der 40 Glaubensgeschwister erfahren hatte, begab er sich nach Lauriacum (Lorch/Enns), um den Gefangenen zu helfen. Als ehemaliger Kanzleivorstand (vergleichbar mit dem heutigen Landesamtsdirektor) ist es anzunehmen, dass er seinen politischen Einfluss geltend machen wollte. Diese Überlegung erreichte nicht ihre gewünschte Wirkung und so stellte sich für ihn nun die Frage, ob er sich unter Gefahr seines Lebens der Glaubensüberzeugung der 40 Gefangenen anschloss oder doch versuchte, wieder in seinen Alterssitz zurückkehren zu können. Florian aber bezeugte seinen Glauben und wurde somit zum Tod verurteilt.
Nachdem seine politische Einflussnahme nicht zur Rettung seiner Glaubensgefährten ausreichte, erwies er sich solidarisch mit ihnen und verließ damit die diplomatische Ebene und bekannte Position. Es war ein Punkt erreicht, an dem Verhandlungen nicht mehr sinnvoll bzw. möglich waren, sondern eine Entscheidung zu treffen war. Dieser Schritt von vernünftigem Engagement hin zu bedingungsloser Standhaftigkeit wird an der Gestalt des hl. Florian sichtbar. Diesen Schritt vollzog er aber im Wissen um die Marter der 40 Glaubenszeugen.
Genau in diesem Bereich sind für mich der hl. Florian und die Märtyrer von Lorch Vorbild. Einerseits fordert christliche Existenz die Offenheit für das Gespräch im Sinne davon, dass ich jedem Rechenschaft abzulegen habe über die Hoffnung, die mich trägt (1 Petr 3,15), andererseits verdeutlichen mir diese Glaubenszeugen, dass es einen Kern unseres Glaubens gibt, der nicht verhandelbar ist und der keiner Relativierung bedarf.
Mag. theol. Florian Wegscheider
Geschäftsführender Sekretär der Linzer PRO ORIENTE-Sektion