Patron und Nothelfer
Dieses „Prinzip” spannt ihn vor egoistische Interessen und steht seiner Haltung völlig entgegen.
Die katholische Kirche in Oberösterreich, die Diözese Linz, hat den Heiligen Florian und seine Gefährten von Lorch im Jahre 1971 zum Hauptpatron ernannt. Die oberösterreichische Landesregierung hat beschlossen, dass Florian neben Leopold mit 4. Mai 2004 Landespatron sein soll.
In ihm wird ein Vorbild und Bespiel gesehen. Florian ist eine Provokation, er fordert heraus. Als harmlosen Heiligen kann man ihn nicht bezeichnen.
Mit Zivilcourage und Solidarität können wir in gängigen Begriffen das Auftreten und Handeln Florians beschreiben. Er war bereits im Ruhestand, er lebte in Cetium (St. Pölten).
Es wäre für ihn einfach gewesen, eine Unterstützungserklärung nach Lauriacum zu schicken. Florian aber machte sich selber auf den Weg, er hielt sich die Angelegenheit nicht vom Leibe, noch weniger die Not seiner Gefährten. Er wollte da sein, ihnen nahe sein. Denn sie brauchten ihn.
Einander brauchen – auch heute?
Wir brauchen einander mehr, als wir zugeben. Wir sind aufeinander angewiesen, vielleicht oft mehr als uns lieb ist. Viele Menschen können heute ihr Leben sehr unabhängig organisieren und es ist gut, dass sklavische Abhängigkeit nicht mehr an der Tagesordnung ist. Das Bestreben unabhängig zu sein, ist aber auch die Versuchung, vorerst auf das Eigene zu schauen. Das Wohlergehen des Nächsten und das Gemeinwohl ist zweit- und drittrangig oder die Gemeinschaft – sei es Gemeinde, Land oder Bund – hat für mich da zu sein. Auch die kirchliche Gemeinschaft wird angefragt, was es denn bringe, wenn man dabei ist. Oft wird erst in der Vereinsamung und Isolation deutlich, wie sehr ich einen Menschen brauche, der mir Zuwendung gibt und der mich anspricht. Wie beglückend mag es sein, einmal zu erfahren, dass auch ich gebraucht werde. Ich als Person, nicht mein Auto, mein Garten, mein Haus. Was lässt mehr aufleben als ein Wort: Ich brauche dich, gut dass du da bist! Jeden Tag sind wir auf verschiedene Weise miteinander in Verbindung – elektronisch vernetzt und füreinander erledigen wir ständig Geschäfte. Im unmittelbaren Miteinander und Füreinander sind wir nicht selten sprachlos und hilflos. Wir verstehen uns oft nur mehr als Mitarbeiter und zu wenig als Lebens-Partner und kaum mehr als Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben.
Florian wusste, dass er jetzt gebraucht wird und er verlässt seinen gesicherten Ort und machte die Bedrängnis seiner Gefährten zu seiner Bedrängnis. Ob solche Zivilcourage und Solidarität nicht gerade in unserer Zeit gefragt ist?!
Quellenangabe (Origiginalbeitrag):
Neuwirth, Wilhelm: Ich bin ein Christ. In: Stift St. Florian. URL: http://www.stift-st-florian.at/stift-st-florian/hl-florian/ich-bin-ein-christ.html#C [Stand: 06/2014]