Sonntag 24. November 2024

Petrus und Paulus (29.6.)

Gegensätze aushalten

Petrus und Paulus werden häufig in einem Atemzug genannt. Seit jeher wird ihr Gedächtnis gemeinsam am 29. Juni gefeiert. Was verbindet zwei so unterschiedliche Männer der Kirche?

Gegensätze

Petrus und Paulus sind starke, zum Teil gegensätzliche Führungspersönlichkeiten. Beide sind Juden, doch während Petrus als einfacher Fischer im Kernland Israels lebt, stammt Paulus aus gebildeter Schicht in der jüdischen Diaspora, ist römischer Bürger und mit der griechischen Kultur vertraut. Im Unterschied zu Petrus bleibt er unverheiratet. Petrus gilt als der Erste der Apostel, Paulus ist gewissermaßen der Letzte, der Fremde, da er erst in der nachösterlichen Zeit zum Kreis der Zwölf stößt.


Die unterschiedliche Herkunft der beiden prägt ihre jeweilige Sendung als Apostel. „Petrus hat als erster den Glauben an Christus bekannt und aus Israels heiligem Rest die erste Kirche gesammelt. Paulus empfing die Gnade tiefer Einsicht und die Berufung zum Lehrer der Heiden.” (Präfation des Festtages)

Petrus und Paulus repräsentieren die Kirche der Anfänge, die um ihre Identität und Ausrichtung ringt, was nicht immer ohne Konflikte vonstatten geht (Gal 2,11), etwa in der Frage, ob nichtjüdische Christen („Heiden”) sich dem jüdischen Gesetz zu unterziehen haben. Die beiden Apostel zeigen, dass die Kirche Unterschiede, ja Gegensätze aushält. Für die Einheit der Kirche war es jedoch wichtig, das Gemeinsame der beiden Exponenten hervorzuheben und sie am selben Tag zu feiern.

 

Gemeinsamkeiten

Petrus und Paulus sind unzimperliche, zielstrebige Männer. Petrus folgt Jesus ohne Umschweife und wird Anführer der Zwölf. Paulus seinerseits verteidigt leidenschaftlich den jüdischen Glauben, was ihn dazu veranlasst, die Christen zu verfolgen. Beide sind Eiferer für die Sache des Glaubens.

 

Doch sie sind auch gefallene Männer. Sie erleben das Scheitern ihrer Vorstellungen und Absichten, was zu einem Bruch in ihrem Leben führt. Für Petrus ist es der dreimalige Verrat an Jesus nach dessen Gefangennahme (Mt 26,69-75 u.a.), für Paulus die Christusbegegnung in Damaskus, die ihn „vom hohen Ross” herunterholt (vgl. etwa Apg 22,6-11). Beide erkennen, dass sie auf die Zuwendung Gottes angewiesen sind. An die Stelle des zwanghaften Strebens nach Erfolg tritt die Freiheit der unverdienten Güte Gottes, anstelle des Herrschens das Dienen. Mit Blick auf diese Erfahrungen betet die Kirche im Gabengebet der Festtagsmesse: „Wenn wir auf unsere eigene Leistung schauen und den Mut verlieren, dann lass uns auf dein Erbarmen hoffen, das sich an den Aposteln machtvoll erwiesen hat.”

 

Für beide beginnt ein neues Leben auf dem Fundament der Gnade und Liebe Gottes, das sie auf ihre je eigene Art zu Säulen der Kirche werden lässt. „Auf verschiedene Weise dienten beide Apostel der einen Kirche, gemeinsam empfingen sie die Krone des Lebens” (Präfation). Ihr Weg des selbstlosen Dienens endet am selben Ort, in Rom.

 

 

Gemeinsames Gedächtnis

Um das Jahr 67 erleiden Petrus und Paulus unter Kaiser Nero in Rom den gewaltsamen Tod wegen ihres Glaubens. Petrus wird gekreuzigt, Paulus enthauptet. Obschon sie kaum am gleichen Tag gestorben sind, wird ihr Gedächtnis seit der Mitte des dritten Jahrhunderts am gleichen Tag, am 29. Juni, gefeiert. Im vierten Jahrhundert gab es in Rom an diesem Tag drei Messen: eine in St. Peter im Vatikan, eine in St. Paul vor den Mauern und eine in den Katakomben an der Via Appia, wo die beiden Apostel eine Zeit lang begraben waren und verehrt wurden. Später wurde das Gedächtnis des Apostels Paulus auf den folgenden Tag verlegt. Die Neuordnung des liturgischen Kalenders ist wieder zur gemeinsamen Feier am 29. Juni zurückgekehrt. 

 

Quellenangabe (= Originalbeitrag):

Willa, Josef-Anton: Peter und Paul 29.6 – Gegensätze aushalten. In: Liturgisches Institut der deutschsprachigen Schweiz. URL: http://www.liturgie.ch/liturgieportal/kirchenjahr/heiligenfeste/201-peter-und-paul-29-6 [Stand: 06/2014]

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