Taufbecken
Wurde zunächst an natürlichen Wasserstellen getauft, errichtete man schon sehr früh eigenen Taufbecken innerhalb der christlichen Kulträume.
Die Anfänge
Erste Belege dafür sind zum Beispiel die Badeanlagen in antiken Häusern, wie es etwa die älteste Hauskirche in Dura Europos in Syrien zeigt. Das Badebecken und der Baderaum werden für die Taufe verwendet; weil dort die Taufe regelmäßig geschieht, wird dieser Raum zum Taufraum und mit entsprechenden Bildern ausgestaltet.
Taufhäuser
Nachdem durch das Edikt von Kaiser Konstantin im Jahre 313 die Kirche auch öffentliche Bauten errichten kann, entstehen bei den neuen vorwiegend Kirchenbauten, nach antikem Vorbild der Basilika gestaltet, auch sogenannte Baptisterien, Taufhäuser mit entsprechenden Taufbecken für das Wasser, in dem Erwachsene durch Untertauchen getauft werden. Dieses Untertauchen wird im Brief an die Römer (Röm 6) gedeutet und versteht sich als Vorwegnahme des leiblichen Todes und der Auferstehung zum ewigen Leben.
Der achte Tag
Die Taufbecken der Alten Kirche haben unterschiedliche Formen und Größen. Von der Kreuzform zur Grabform hin zum Oktogon, achteckiges Becken – die Achtzahl erinnert an den achten Tag, der zugleich der erste Tag der Woche ist (Sonntag) und zeichenhaft die Zeit überschreitet und damit als Auferstehungstag die ewige Vollendung vorwegnimmt; es sind aber runde, rechteckige und unförmige Beckenformen bekannt.
Untertauchen
Die Größe der Becken ist ebenfalls sehr unterschiedlich, zunächst sollten sie auf jeden Fall so groß sein, dass Erwachsene darin untergetaucht werden konnten. In Mailand misst das altchristliche Taufbecken über fünf Meter Durchmesser, in Nocera Superiore südlich von Neapel über acht Meter.
Das Taufbecken sammelt natürliches Wasser, ist in der Regel über einem Brunnen errichtet oder aber es wird im Winter in einer Zisterne Regenwasser gesammelt, damit an Ostern das Becken mit Wasser gefüllt werden kann.
Kinder des Lichtes
Das Wasserbecken wird in der Alten Kirche von den Theologen auch als Mutterschoß der Kirche bezeichnet, denn aus ihm werden in der Osternacht die Kinder des Lichtes neu geboren. Die Inszenierung der Taufwasserweihe in der Osternacht sieht vor, dass die Osterkerze während des Weihegebetes in das Wasser gehalten wird.
Neu geboren
Dieses Zeichen ist eines der seltenen Orte, in dem die Geschlechtlichkeit der Menschen einen symbolischen Zeichenvollzug in der Liturgie erhält. So wie das Licht in das Wasser eingesenkt wird, so soll die Beziehungskraft des auferstandenen Herrn das Wasser befruchten, damit aus dem weiblichen Element des Wassers, dem Mutterschoß der Kirche, die Menschen, welche von Christus, dem Licht, erfüllt sind, als Kinder des Lichtes neu geboren werden.
Taufsteine
Durch das Schwinden der Erwachsenentaufe und der Praxis der Kindertaufe seit dem 6./7. Jahrhundert, werden auch die Taufbecken immer kleiner, bis sie schließlich in der Regel den kirchlichen Räumen angepasst, nur noch Taufsteine darstellen, die ein kleines Auffangbecken für das Taufwasser haben, welches darin abgegossen wird. Die Gestalt dieser Taufbecken hat vielfach eine Kelchform angenommen, um so auch schon auf das Ziel der christlichen Initiation (= Aufnahme in die Gemeinschaft) hinzuweisen, die Eucharistie. Zugleich ist der Kelch ein Hinweis auf das Leiden Jesu und den Tod am Kreuz, den Jesus für die Menschen gestorben ist.
Jede Pfarrkirche soll ein Taufbecken haben, das künstlerisch und der Würde der Taufe entsprechend gestaltet ist. Während der Taufliturgie zieht die Taufgemeinde in Prozession dorthin, um die Taufe zu vollziehen. Die Form des Beckens ist heute nicht normiert; es soll künstlerisch gestaltet sein und sich für die Taufe eignen.
Der Taufort bzw. das Taufbecken erinnert auch an die Taufe. Daher werden Erstkommunionkinder oder auch Firmkandidaten/innen zum Taufbecken begleitet.
Quellenangabe:
Univ.-Prof. Dr. theol. Ewald Volgger OT, Professor für Liturgiewissenschaft und Sakramentaltheologie an der KTU Linz
(iu)