Sr. Dr.in Johanna Pobitzer
Oft spüre ich, dass ein Sinn dahintersteckt, wo ich ihn anfangs nicht vermuten würde“, sagt Sr. Dr.in Johanna Pobitzer, Franziskanerin von Vöcklabruck und seit sieben Jahren in Kasachstan in der Pastoral und im Unterricht tätig.
Die 39-jährige Theologin lebt mit zwei Mitschwestern in einem kleinen Dorf in Kasachstan, mit Menschen, die an ihrer Armut leiden. Oft fehlt es am Notwendigsten. Sr. Johanna ist „Allrounderin“, von der Seelsorge über den Lehrberuf bis zur alltäglichen Hilfe in der Not: „Unsere Leute kennzeichnet, dass sie durch ihre Geschichte – sie sind durch den Kommunismus kaum religiös oder christlich verwurzelt – keinen persönlichen Schöpfungsglauben haben. Sie erachten daher ihr eigenes Leben nicht als sehr wertvoll. Das hat enorme Auswirkungen auf das tägliche Leben. Mein und unser Anliegen in den Kindergruppen, Gottesdiensten oder Gesprächrunden, aber auch im Ethikunterricht ist es zu vermitteln, dass jeder Mensch unendlich wertvoll ist.“ Sie erzählt, dass Kinder in den Familien oft nicht erleben, dass sie Geschöpf Gottes sind.
Sr. Johanna ist vom Inkarnationsglauben fest überzeugt: „Gott ist, wo die Leute sind.“ Auf die Frage, ob Gott auch im Leiden und in der Ungerechtigkeit ist, antwortet sie, dass es eine „Theologie nach Auschwitz“ gibt, wo eben genau dieses Mitsein im Leiden und in der äußersten Not thematisiert wird.
Sr. Johanna sieht in ihrem Leben dort Spuren Gottes, wo sie bei Entscheidungsphasen spürte, dass Gott sie führt. Oder im Alltag, wo sie an ihre Grenzen kommt. Wenn zum Beispiel bei minus 30 °C die Heizung ausfällt, dann passiert plötzlich etwas, und es geht wieder weiter. Einmal hatte sie in einem sehr entscheidenden Gespräch mit Staatsvertretern das Gefühl, dass ein Satz von Jesus verwirklicht wurde: „Ihr braucht euch um eure Verteidigung nicht kümmern, es wird euch gegeben.“ Sie fand wirklich die richtigen Worte und das Gespräch ging gut aus. (gec)