Heiliger Geist
Christen verstehen unter dem Heiligen Geist die schöpferische Macht allen Lebens, die göttliche Lebenskraft, die stärkt und trägt, die erfrischt und belebt, die antreibt und bewegt. Der französische Kardinal Yves Congar (1904–1995) fasste es ganz kurz zusammen: „Gott ist in unserem Leben aktiv und präsent durch eine Macht, die nicht zwingt; wir nennen sie ‚Heiliger Geist‘.“
Der Heilige Geist ist so mehr als ein positiver Energiestrom, er ist die innere Kraft, die das Herz bewegt, er ist die Liebe Gottes, die in den Menschen wohnt, wie der Apostel Paulus im ersten Korintherbrief schreibt: „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?“ (1 Kor 3,16)
Meist unsichtbar, aber unglaublich wirksam ...
Auch wenn der Heilige Geist wie ein Windhauch unsichtbar bleibt – er ist da. Seine Auswirkungen kann man sehen und spüren ... er verwandelt, er gibt Dingen eine neue Qualität. Mit dem Bild des Windhauchs verbindet sich bereits ein kleiner Blick in die Begrifflichkeit des Heiligen Geistes. Der alttestamentlich-hebräische Begriff für den Heiligen Geist „ruach“ und seine griechische Übersetzung „pneuma“ bzw. die lateinische Entsprechung „spiritus“ umfassen ein Wehen, ein Brausen und Hauchen in einem. Aus diesem Grunde symbolisieren neben seiner sichtbaren Gestalt als Taube und Feuer oftmals Windhauch oder Sturm den Heiligen Geist.
Im Gegensatz zum griechischen und zum lateinischen Begriff ist der hebräische Begriff „ruach“ weiblichen Geschlechts – daher wird in manchen künstlerischen Darstellungen der Dreifaltigkeit Gottes der Heilige Geist neben Gott Vater und Sohn als Frau, als die weibliche Seite Gottes, dargestellt. Die Münsteraner Theologin Dorothea Sattler betont in einem Interview mit katholisch.de die Bedeutsamkeit dieser Bildtradition als Irritation menschlicher Gedanken, legt den Fokus aber auf Gottes Geist in seiner Wesenheit jenseits von Geschlechtlichkeit: „Gott ist weder Mann noch Frau. […] Im Alten Testament findet sich die weibliche Anrede ‚ruach‘ für die göttliche Geisteskraft. Ich finde es an dieser Stelle wichtig, die Wirksamkeit des Geistes mehr zu betonen als seine Geschlechtlichkeit.“
Und die Wirksamkeit des Heiligen Geistes zeigt sich im Pfingstereignis deutlich: Denn der Heilige Geist ermutigt die ängstlichen Apostel, die sich hinter verschlossenen Türen verstecken und ihres Glaubens wegen um ihr Leben bangen, und treibt sie zur mutigen und im wahrsten Sinne des Wortes „beGEISTerten“ Verkündigung ihres Glaubens an. Aus dieser BeGEISTerung entstand schließlich vor 2000 Jahren die Gemeinschaft der Kirche.
Warum 1 plus 1 plus 1 bei Christen 1 ergibt ...
In der christlichen Dreifaltigkeitslehre ist der Heilige Geist eine der drei göttlichen Personen: Gemeinsam mit Gott Vater und Gott Sohn bildet Gott Geist den dreifaltigen Gott und macht das Wesen Gottes als Beziehung deutlich. So wie Gott Geist das verbindende und vermittelnde Band zwischen Gott Vater und Gott Sohn darstellt, ist der Heilige Geist auch Mittler zwischen Himmel und Erde.
Voll BeGEISTerung durch den Heiligen Geist soll Person, Wort und Wirken Jesu Christi lebendig gehalten werden: So nimmt der Heilige Geist die Menschen in der Taufe in die Gemeinschaft der Getauften und der Gemeinschaft Gottes auf, so wirkt er in der Eucharistiefeier als Wandler von Brot und Wein in Leib und Blut Christi, so bestärkt er sie in der Firmung mit den sieben Gaben für ihr Mittun bei der Verwirklichung des Reiches Gottes. Und: Gott handelt, wo Menschen ihn in ihr Leben lassen: Wo Menschen sich von der Gegenwart Gottes berühren lassen, wo Gottes Geist Raum in Menschen finden kann, wo Menschen GEISTerfahrer werden, kann Gott durch sie wirken ...