Pfingsten
Doch was feiern wir an diesem Tag eigentlich? Im Mittelpunkt des Hochfestes steht die Ausgießung (Aussendung) des Heiligen Geistes.
Bedeutung und Geschichte
Der Name „Pfingsten“ leitet sich vom griechischem Wort „pentekostē (hemera)“ für „fünfzig (fünfzigster Tag)“ ab. Biblisch zurückgeführt wird das Fest auf den Bericht des Pfingstereignisses in der Apostelgeschichte (Apg 2). Demnach versammelten sich die Apostel 50 Tage nach Ostern in Jerusalem und empfingen die Gabe des Heiligen Geistes, der sie ermutigte und befähigte, die Frohe Botschaft Jesu zu verkünden – sogar „in anderen Sprachen, wie es der Geist ihnen eingab“ (Apg 2,4). Diese Aussendung des Geistes schildert die Bibel sehr bildreich: „Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder.“ (Apg 2,2–4)
Die Sendung des Heiligen Geistes stellt so die Initialzündung zur Glaubensverkündigung durch die Apostel und zur Gründung der Kirche als Gemeinschaft aller an Jesus Christus Glaubenden dar. Damit gilt das Pfingstfest auch als „Geburtstag“ der Kirche. Denn der Heilige Geist machte aus den verängstigten Jüngern, die sich hinter verschlossenen Türen versteckten und um ihr Leben bangten, mutige Verkünder des christlichen Glaubens und schweißte sie zu einer lebendigen Gemeinschaft zusammen. Diese Verwandlung ist aus christlicher Perspektive eine Gabe des Heiligen Geistes.
Das heutige Pfingstfest geht zurück auf das jüdische „Shavuot“ („Wochenfest“), ein Dankfest für die Weizenernte, mit dem sich das Gedächtnis des Bundesschlusses und die Übergabe der Zehn Gebote auf dem Berg Sinai verbindet. Mit der Aussendung des Heiligen Geistes als Vollendung der Taten Jesu Christi zu Pfingsten wurde ein neuer Bund geschlossen. Das Christentum sah schon früh im Pfingstfest den feierlichen Abschluss der Osterzeit, die wie ein einziger Festtag begangen werden sollte, wie Kirchenvater Ambrosius von Mailand im vierten Jahrhundert festhielt. Doch bald darauf setzte sich die isolierende Darstellung heilsgeschichtlicher Details (Tod Jesu Christi, Auferstehung Jesu Christi, Himmelfahrt Jesu Christi, Ausgießung des Heiligen Geistes) durch. Die Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils besann sich schließlich auf den ursprünglichen Charakter und rückte so die Einheit der einen Glaubenswirklichkeit von Tod und Erhöhung Jesu Christi wieder in den Mittelpunkt.
Brauchtum und Feiern
Die neun Tage zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten werden als Vorbereitungszeit für Pfingsten betrachtet („Pfingstnovene“), in denen um die Gabe des Heiligen Geistes gebetet wird, ganz nach dem Vorbild der Jünger, die zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten vor der Wahl des Apostels Matthias und vor der Aussendung des Geistes einmütig im Gebet verharrten (Apg 1,13f).
Rund um Pfingsten finden normalerweise Firmungen statt, leitet sich das Sakrament der Firmung doch von der Sendung des Heiligen Geistes ab. Durch die Firmung empfangen die Firmkandidatinnen und Firmkandidaten die besondere Kraft des Heiligen Geistes, der sie stärken und bestärken soll, für den christlichen Glauben Zeugnis abzulegen.
Bis heute werden die Kirchen zum Pfingstfest mit frischem Grün („Maien“) geschmückt. In ländlichen Gebieten werden auch Birkenzweige an Türen und Fenstern von Wohnhäusern und Stallgebäuden angebracht, auf denen sich – so der Volksglaube – der Heilige Geist niederlassen soll, um den Menschen seine Gnade zu bringen.
In früheren Zeiten wurde das Pfingstwunder zudem auch szenisch dargestellt, indem man echte Tauben oder hölzerne Taubenfiguren aus einer Öffnung in der Kirchendecke, dem sogenannten „Heiliggeistloch“, herabfliegen ließ („Heiliggeistschwingen“). In manchen Kirchen werden die auf die Apostel herabkommenden Feuerzungen des Heiligen Geistes auch durch rote Blütenblätter, die aus dem Kirchengewölbe heruntersinken, dargestellt.