DAS WIR IM ICH – Bauernkrieg und Bilderkosmos
Gleich zu Beginn stellte uns die sehr kompetente, sprachgewandte und für uns zuständige Frau Theresa Leitner die Frage, was denn für uns der Begriff „Identität“ bedeutet. Familie – Herkunft – Lebensweise – Geschichte - Essen – Kleidung, ….
Die umfassende und unglaublich spannende Erkundung des Themas IDENTITÄT zeigt, was unsere Region über die Jahrhunderte geprägt hat.
Was war damals für Bauern, Handwerker, Kaufleute und den Adel identitätsstiftend, wie hat sich das in den verschiedenen Bereichen des Lebens ausgewirkt.
Was war auf dem Aussteuerwagen, wenn ein Mädchen von ihrer Familie in eine andere eingeheiratet hat?
Wann haben weiße Hochzeitskleider die schwarzen Festtagskleider abgelöst? Woher kommt die Redewendung „Etwas auf die hohe Kante legen“?
Wozu hat man beim Binden eines schwarzen Kopftuches einen Kochlöffel gebraucht?
Warum schauen die Menschen auf den Fotos (Card de Visite) vor hunderten von Jahren so ernst?
Nicht zuletzt deshalb, weil sie in ein Gestell eingespannt wurden, um eine Minute still zu halten, denn solange dauerte die Belichtungszeit für ein Foto. In der sogenannten „Godnschale“ wurde Suppe für die Wöchnerin gebracht, das Gefäß wurde dem Säugling geschenkt.
Für mich die unglaublichste Geschichte allerdings war die der Krösendose.
In dieser kunstvoll bemalten und verzierten Geschenksdose wurde ein Stück der Nabelschnur (Kröse) des neugeborenen Kindes verknotet und aufbewahrt. Nach Jahren löste sich der Knopf von selbst, dann ist dem Kind „der Knopf aufgegangen“ und es war schulreif.
Frau Leitner wusste Antworten auf all die Fragen, sie verlieh den ausgestellten Gegenständen ihre Stimme, und sie ließ uns eintauchen in das Leben und die Gepflogenheiten aus längst vergangenen Tagen.
Nach der Ausstellung besuchten wir noch im alten „Stuckwirtshaus“ die 800 Menschen, welche von Evelyn Kreinecker mit Kreide auf den Wänden verewigt wurden. Es wurde fleißig gerätselt und manch bekannte Gesichter wurden identifiziert.
Nach fast zwei Stunden Kulturprogramm freuten wir uns auf eine Jause und eine noch sehr gemütliche Zeit bei Andrea Freund in ihrem Lokal.
Text: Erika Schapfl
Bilder: Christine Mitter