Sternennebel
Die Tradition der Fastentücher reicht bei uns zurück bis ins 15. Jhdt. Ein künstlerischer Höhepunkt ist jenes in der romanischen Basilika von Gurk aus 1458. Ursprünglich trennte das Tuch während der gesamten Fastenzeit oder in den letzten ein oder zwei Wochen vor Ostern die Gemeinde optisch vom Altarraum. Es entstand aus dem jüdischen Tempelvorhang, der im Neuen Testament im Zusammenhang mit dem Kreuzestod Jesu mehrfach erwähnt wird.
Im Rahmen eines dreijährigen Bildungsprozesses der pfarrlichen Gremien konkretisierte sich der Plan auch in der Eferdinger Stadtpfarrkirche diese Tradition aufzunehmen. Fachlich begleitet von Frau Dr. Martina Gelsinger (Kunstreferat der Diözese Linz) fiel nach einem geladenen Wettbewerb die Entscheidung zugunsten des Entwurfes von Caroline Heider aus Wien, der nun die Ausstattungsgeschichte der Kirche weiterschreibt.
Ihr „Sternennebel“ – Sternenhimmel sind seit der Gotik immer wiederkehrende architektonische und künstlerische Elemente des Kirchenbaues – ist kein neu geschaffenes Bild im Raum, sondern die Transformation einer Glasplattenlangzeitbelichtung aus den 1920er Jahren aus der Österr. Staatssammlung Albertina in eine zeitgenössische künstlerische Sprache. Das Motiv überträgt sie auf Mollinoleinen.
Für Caroline Heider, gebürtige Münchnerin, aufgewachsen in Kärnten, verweben sich neue Medien mit den tradierten Kunstbegriffen. Geprägt durch ein ‚klassisches‘ bayerisches Gymnasium studierte sie an der Akademie in Wien Fotografie und Bildende Kunst.
Caroline Heider erläutert die Idee zu ihrem Kunstwerk:
"Das Fastentuch soll eine Hilfestellung sein, sich auf das Wesentliche zu besinnen, das mit den Augen nicht sichtbar ist, und das eigene Bekenntnis zu Gott erneuern ... Das Tuch zeigt einen Sternennebel im All, eine Stille, die in ihrer Abbildung wie ein abstraktes Gebilde erscheint und uns die eigene Dimension überdenken lässt."
Die Künstlerin stellte sich die Frage, worum es beim Fasten geht und zitiert Anselm Grün, für den Fasten eine Voraussetzung darstellt, um wieder Nähe zu Gott zu empfinden.
Um dies zu verstehen, hat die Künstlerin in Vorbereitung auf ihre Arbeit drei Tage gefastet.
Auszüge aus folgenden Textquellen:
Dr. Martina Gelsinger, Caroline Heider, Paul Raab
Redaktion: Mag. Manfred Mohr
MMaga.art Caroline Heider:
Vorschlag für das Fastentuch