Wie geht es mit der Kirche weiter?
Vor 50 Jahren fand das wichtigste Ereignis in der jüngeren Geschichte der katholischen Kirche statt: das II. Vatikanische Konzil (1962-1965). Verstand das Erste Vatikanische Konzil (1969-1872) die Kirche als Bollwerk gegen die moderne Welt, so sollte nun nach dem Willen von Papst Johannes XXIII. ein "aggiornamento", eine "Verheutigung" der Kirche erfolgen.
Die Kirche muss sich darauf besinnen, dass sie nicht Selbstzweck ist, sondern Zeichen und Werkzeug für das Heilshandeln Gottes in der Welt. Besonders deutlich kommt das zum Ausdruck in den ersten Worten der Pastoralkonstitution: "Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi."
Empathie, Solidarität und auch Widerstand seien heute von den Menschen der Kirche gefordert. Diese Haltungen erwachsen aus einer tiefen Glaubens-Erfahrung heraus, sonst wäre Kirche nicht mehr als eine NGO. Die Feierformen sollen einfach und elementar sein und so christliches Leben rituell verdichten.
Die bisherigen Signale des neuen Papstes Franziskus deuten in diese Richtung und werden von vielen als Zeichen der Hoffnung gesehen, dass eine Erneuerung der Kirche gelingen kann.
Dr. Franz Gruber ist seit 2001 Professor für Dogmatik und Ökumenische Theologie an der Katholisch-Theologischen Privatuniversität Linz.