"Ich habe zu viele Tote gesehen!"
Viele Menschen waren gekommen, nicht um schönen Texten zu lauschen, sondern um sich mit den Tragödien unserer Welt auseinanderzusetzen. „Ich weiß nicht, warum ich noch lebe“ So heißt das Buch des Reporters, der viele Kriegsschauplätze der Welt erlebt und überlebt hat.
Mit dem Krieg war er schon durch die eigene Familiengeschichte im 1. Weltkrieg konfrontiert. „Aus einem anderen Holz geschnitzt“, so bezeichnet sich der Autor Fritz Orter, der als Student in Kärnten als Holzfäller gearbeitet hat. In seine gefährliche Arbeit ist er „zufällig“ hineingeschlittert. 1980/81 wurden Leute gesucht für die Berichterstattung aus Polen, aus dem Balkan, aus dem Nahen Osten. Für Orter, der Germanistik und Slawistik studiert hatte, war dies der Beginn seiner 30-jährigen Tätigkeit.
Das Jahr 2015 bezeichnet Fritz Orter als den „Wendepunkt in der Geschichte der Welt“, als die Auflösung der Weltordnung aus der Kolonialzeit: Der Krieg der Araber sei noch lange nicht zu Ende, aus Afrika drohe uns noch viel Schlimmeres. Eine Schimäre nennt er die derzeitigen Gespräche in Wien und als Zynismus die Aussage von John Kerry, einen Ausweg aus der Hölle zu suchen.
„Wer hat die Hölle verursacht?“, fragt sich der erfahrene Beobachter der Weltpolitik.
Ob seine Arbeit eine Sucht sei, wird er gefragt. Bei der Antwort klingt ein wenig Optimismus durch. „Es ist nicht jede Stunde Krieg, im Laufe der Jahre bilden sich Freundschaften, man lernt Menschen in Not kennen, denen man manchmal auch helfen kann.“ „Kann Europa seine Werte schützen?“ wird er gefragt.
Die Aufgabe der Werte Europas, wie Demokratie, die Einhaltung der Menschenrechte, die Emanzipation der Frau,.. wäre die Selbstaufgabe unseres Kontinents! Auf die Frage nach der „Hilfe im Moment“ zitiert Fritz Orter den Schriftsteller Erich Kästner: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!“
Die Botschaft des Abends für das Publikum formuliert Fritz Orter so:
„Wegschauen können wir nicht, zuschauen dürfen wir nicht, helfen müssen wir!“ Christian Penn, der Leiter des KBW Eferding, bedankt sich beim Autor für die Lesung und die Bereitschaft zum Beantworten der Fragen aus dem Publikum und entlässt die Menschen mit der Feststellung, dass Frieden und Demokratie keine Selbstverständlichkeit sind.
Text: Ingrid Neundlinger