Donnerstag 4. Juli 2024
Marienkirche Inzersdorf

Geschichte der Kaplanei Inzersdorf

 

Schulkapelle

 

Bereits beim Bau der Volksschule 1926 wurde unter den Gemeinde-Verantwortlichen, den Lehrern und auch dem damaligen Pfarrer von Kirchdorf Pater Konrad Haydvogel der Wunsch nach einem Gotteshaus laut. Bald wurde ein Verein zur Errichtung einer Schulkapelle gegründet. Der Obmann war Karl Huemer (vulgo Baschinger von Wanzbach). Zahlreiche Spenden gingen für diesen Bau ein. Man entschloss sich, den der Schule gegenüberliegenden Schmiedestadel umzubauen und zu einer Kirche zu adoptieren (heute steht auf diesem Platz die Raiffeisenbank).

 

 

Nach den Plänen des Ing. Frater Hermann Hahn vom Stift Schlierbach wurde der Umbau, mit einer Bodenfläche von 21 x 5,80 m² für etwa 160 Personen, durchgeführt. Vorne neben dem Altar wurde die aus der Stummer-Kapelle übernommene Madonna aufgestellt. Am 10. Juli 1927 wurde die Kirche von Abt Alois Wiesinger eingeweiht. Pater Hermann Hahn wurde in Schlierbach 1931 zum Priester geweiht und feierte seine Primiz am 8. November 1931 in dieser Kirche.

 

Marienkirche Inzersdorf

 

Nach dem Krieg gab es an Sonn- und Feiertagen zwei heilige Messen. Die Kirche war jedes Mal voll. So wurden bereits 1960 unter dem Bürgermeister Josef Tretter (vulgo Söllmaier) und dem damaligen Kirchenrat Pläne für den Bau einer neuen, größeren Kirche eingereicht. Die hohen Kosten und der negative Beschluss des diözesanen Konsistoriums am 22. April 1961 brachten das Vorhaben jedoch zu Fall. Durch das Entgegenkommen der Familie Stadlhuber konnte wenigstens jenes Grundstück erworben werden, das für den Kirchenbau vorgesehen gewesen wäre.

 

Zehn Jahre später wurde anlässlich eines Besuches des Bischofs Dr. Zauner bei Bürgermeister Josef Tretter (vulgo Mittererber) auch über einen Kirchenneubau gesprochen. Dabei sicherte der Bischof seine Unterstützung und Befürwortung zu.

Erst nach einer Reihe von Verhandlungen (im Beisein von Roman Baumschlager und dem Kaplan Pater Raphael) und der Zusage der Diözesan-Finanzkammer, sich an den Kosten zu beteiligen, fassten die Inzersdorfer am 14. Jänner 1973, nach einer Befragung von Pfarrer Pater Altmann, den Beschluss, eine neue Kirche zu bauen. Sie sollte auf dem damals der Pfarre gehörenden Grundstück, auf dem sich jetzt das neue Gemeindezentrum Inzersdorf befindet, gebaut werden. Das Grundstück, auf dem jetzt die Kirche steht, gehörte damals der Gemeinde. Dann kam es zum einvernehmlichen Tausch zwischen Pfarre und Gemeinde.

 

 

Gemeinsam mit Bürgermeister Tretter und dem Pfarrkirchenrat wurde ein Bauausschuss konstituiert, an dessen Spitze Roman Baumschlager als Obmann stand. Rosa Tretter als Kassenangestellte übernahm das Amt des Kassiers und Gemeindesekretär Franz Gebeshuber fungierte als Schriftführer. An der Seite des Kirchenausschusses stand mit großem Eifer und großer Tatkraft der neu für Inzersdorf bestellte Lokalkaplan Pater Raphael Schweinberger.

 

 

Nach den Plänen von Architekt DI Karl Plötzl und Erfüllung aller für einen solchen Bau notwendigen Vorarbeiten begann man mit dem Spatenstich am 8. April 1974 den Neubau. Trotz heftiger Einwände des Kaplans Pater Raphael, des Bürgermeisters Tretter und des Obmanns des Bauausschusses wurde über Anordnung der Diözese das Projekt der Fläche und damit auch die Kirche sowie die Empore kleiner ausgeführt. Nach nur achtmonatiger Bauzeit war der Rohbau fertig. Ausschlaggebend für den raschen Baufortschritt war die mit 2500 freiwilligen Arbeitsstunden geleistete Mithilfe der Inzersdorfer Bevölkerung. Die Bevölkerung mit den Vereinen, die Gemeinde und auch die Banken leisteten Großartiges.

 

 

Am 27. Oktober 1974 konnten bereits die Glocken geweiht und am Turm angebracht werden. Eine Glocke wurde durch Max Kern gestiftet.

 

 

Zu Weihnachten 1974 wurde die Madonna übertragen und es konnte an diesem Tag der erste Gottesdienst in der provisorisch ausgestatteten Kirche gefeiert werden.

 

 

Am 15. August 1975 wurde die Kirche vom Bischof Dr. Zauner feierlich eingeweiht.

 

 

 

Inzersdorfer Madonna

 

Herkunft

 

Die Madonnenstatue wurde etwa 1430 geschaffen. Es ist jedoch unbekannt, wo der ursprüngliche Standort der Madonna gewesen ist. Nachweislich findet man sie erst 1917 in einer Bauernkapelle des Dorfes, von wo sie 1927 in den zur Kirche umgebauten ehemaligen Schmiedestadel in Inzersdorf übertragen wurde und 1975 in die neu errichtete Marienkirche.

 

Die Statue ist im 18. Jhahrhundert barock verändert worden. Da nicht anzunehmen ist, dass dies von bäuerlichen Besitzern veranlasst worden ist, muss auf andere frühere Eigentümer geschlossen werden. Wegen des Wertes der Statue muss an einen finanzkräftigen Besitzer gedacht werden. Man könnte an eine adelige Familie als Vorbesitzer denken oder auch an eine Pfarrkirche. Bei einer Pfarrkirche wäre es denkbar, dass mit der Aufhebung der Bruderschaften unter Joseph II. (1780-1890) auch die zugehörigen Statuen entfernt worden sein könnten, oder zu einer noch späteren Zeit, als das Verständnis für gotische Statuen fehlte. Frauenbruderschaften hat es auch in Pettenbach und Kirchdorf gegeben. Weil aber auch die Herrschaft Seisenburg, zu der seit 1726 auch die Herrschaft Inzersdorf gehörte, einen starken Niedergang erlebt hat, wäre es ebenfalls denkbar, dass die Madonna von dort oder vom Schloss Inzersdorf selbst, das 1853 nur mehr als Ruine existierte, in eine bäuerliche Kapelle gekommen ist, in der noch gebetet wurde. 1935 war auch die Seisenburg schon unbewohnt und völlig den Wetterunbilden ausgesetzt, sodass sie 1950 völlig einstürzte.

 

Künstler

 

Nach der Aufstellung in der ersten Kirche von 1927 wurde die Inzersdorfer Madonna unter den Kunsthistorikern rasch als bedeutsames Kunstwerk bekannt. In einem Entwicklungsprozess der Erforschung bildete sich nach Abwägung verschiedener Meinungen und Argumente die Überzeugung heraus, dass sie ein Werk des „Meisters von Seeon“ sei.

Auf Grund der Tatsache, dass die Holzplastik im 4. Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts im Rupertiwinkel und im Chiemgau weitgehend unter der Einwirkung einer Werkstatt von offenbar führendem Charakter stand, und dass zahlreiche vorzügliche Bildwerke stilistisch eindeutig verwandt und voneinander abhängig sind, schließt man auf diese künstlerisch fassbare Meisterpersönlichkeit.

 

Stil

 

Die Bildwerke gehören der Endphase des sogenannten „Weichen oder Schönen Stils“ an, bei Madonnenstatuen spricht man von den „Schönen Madonnen“. Die europäische Kunst um 1400 stellt einen jener seltenen Höhepunkte dar, in dem in klassischer Harmonie der Gedanke ohne Ringen um übermenschliche Größe künstlerische Gestalt annimmt. Die Kunst dieser Zeit liebt das Schöne und meidet das Hässliche.

 

Die Darstellung der Gottesmutter wird immer wieder gesucht und zu hoher künstlerischer Vollendung gebracht. Über die allgemeine Weichheit, Lieblichkeit und Fülle des weichen Stiles hinaus sind die „Schönen Madonnen“ jung, von eigentlich kindhafter Mütterlichkeit und lieblichem Ausdruck. Der liebliche Ausdruck verschmilzt mit dem Wohlklang des Faltensystems zu einer großen Harmonie. In den Hauptwerken des Stiles sind Knicke, Brüche und Knitterungen gänzlich vermieden. Lebendig, dabei zart, erscheinen Haltung und Bewegung der Mutter.

 

 

Die führenden Werke des „Schönen Stiles“ sind aber nicht in der vorangehenden Holzplastik, sondern im Kunstkreis der Stein- und Steingussplastik zu finden. Als künstlerisches Zentrum dafür darf Salzburg angenommen werden.

 

In der Endphase des „Schönen Stils“ tritt jedoch die Holzplastik hervor, und der „Meister von Seeon“ ist hier die maßgebende Persönlichkeit. Seine Tätigkeit und die seiner Werkstätte waren von ungewöhnlich breiter und tiefer Wirkung.

 

Es tritt aber nicht nur ein Wechsel im Material ein. Es wird zugleich das Wesen verändert: Die Madonnen des Seeoner Meisters wirken ein wenig strenger, ein wenig hoheitsvoller, ein wenig distanzierter, wohl auch ein wenig älter als die Schönen Madonnen davor. Maria wird nicht so sehr als Mutter, sondern stärker als Himmelskönigin betrachtet. Im Stil tritt eine gewisse Verhärtung der Linien ein. Diese Stilmerkmale der folgenden Epoche finden wir auch bei unserer Inzersdorfer Madonna.

 

Texte von Pater Pius Reindl, Josef Ottendorfer und Pater Ludwig Keplinger

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