Sommerpilgern am Semmering und im Mürztal, vom 23. bis 28. August 2024

1, Tag, Freitag 23.08.: Anreise und Wanderung am Bahnwanderweg:
Mit dem Zug gings zuerst nach Wien-Meidling, wo wir wegen einer Zugverspätung den geplanten Anschlusszug nicht erreichten und uns gleich im geduldigen Warten üben konnten! Dann gabs noch eine länger Fahrtunterbrechung im Zug nach Semmering (wegen eines Unfalles bei einer Bahnbrücke), schließlich kamen wir doch noch vor Mittag am Bahnhof Semmering an, wo Christine und Hans Leonhardsberger - unser "Fahrdienst" - schon auf uns warteten um unser Gepäck in ihr Auto zu verladen.
Wir gingen los auf dem so genannten Bahnwanderweg entlang der beeindruckenden Bahnstrecke in Richtung Breitenstein. Dieses historische Bahnbauwerk weist zahlreiche spektakuläre Brücken und Viadukte auf und ist ein einzigartiges Meisterwerk der (damaligen) Technik. Diese Bahn wurde 1854 nach einer nur sechsjährigen Bauzeit als erste Gebirgsbahn der Welt eröffnet. Geplant wurde sie von Carl Ritter von Ghega und am Bau waren rund 20 000 Arbeiter*innen beteiligt! Inzwischen wurde die Semmeringbahn zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt!
Das Wetter war sonnig und warm und wir gingen - fast durchgehend - leicht bergab bis Adlitzgraben/Kalte Rinne.
Zum Aufbruch baten wir um den Segen Gottes auf unserem Weg, um Segen für unsere Hoffnungen und Ziele, um den Frieden in uns, unter uns und in der Welt.
Der gut organisierte Semmering-Taxidienst (er ist gratis für jene, die im Semmeringgebiet nächtigen!) brachte uns in unser Quartier in Semmering.
Den gemütlichen Abschluss fand dieser Tag mit einem guten Abendessen und einer lustigen Austausch-Runde!
2. Tag, Samstag 24.08.: Bei wunderbar sonnigen Wetter starteten wir mit in der Semmering-Kirche mit Gedanken über die Natur, die unsere Lehrmeisterin sein kann:
Wir können von den verschiedenen Wetterlagen lernen, Wärme geben wie die Sonne, das Leben leicht nehmen wie die schwebenden Wolken, an Höhe gewinnen wie die Vögel in der Luft, Standhaftigkeit von den Bäumen lernen.
Dann stiegen wir hinauf auf den Pinkenkogel und weiter auf wunderbar weichen und schattigen Waldwegen zur Ochnerhöhe und auf die Kampalpe mit Gipfelkreuz und toller Aussicht auf das Mürztal. Dort machten wir eine ausgiebige Mittagsrast mit Jause und dann wanderten wir - auf teilweise steilen Pfaden - hinunter nach Spital am Semmering. Gewürzt wurde dieser Abstieg mit Ausschnitten aus der Erzählung von Peter Rosegger "Als ich das erste Mal auf dem Dampfwagen saß". Darin geht der kleine Peter mit seinem Paten, dem "Knierutscher Jochem", auf eine Fußwallfahrt nach Maria Schutz am Semmering, Die beiden sehen dabei zum ersten Mal leibhaftig das "Teufelswerk" der neuen Eisenbahn und sie wagen sogar eine kurze Fahrt damit! In dieser humorvollen Geschichte kommt einerseits die Angst der Menschen vor der damals neuen Technik zum Ausdruck, andererseits aber auch die Faszination die sie auf die Menschen ausübte - ein durchaus auch heute noch aktuelles Thema!
Unten in Spital bei der Bahnstation empfingen uns Christine und Greti mit köstlich-kühlen Getränken - was für ein Luxuspilgern!!!
Dann gings mit der Bahn zurück nach Semmering in unser Quartier.
Nach solch einem wunderschönen Tag lobt man Gott gerne in allen Sprachen:
Hallelu, halleluja......preiset den Herrn!
Hallelu, halleluja.....praise ye the Lord!
Hallelu, halleluja.....gloire au Seigneur!
3. Tag, Sonntag 25.08.: Nach dem Frühstück fuhren wir mit Bahn und Bus nach Langenwang im Mürztal. von dort wanderten wir zu Beginn auf dem so genannten "Christtagsfreuden-Weg" (nach einer Erzählung Peter Roseggers)
zunächst berauf in Richtung Alpl. Zum Morgenimpuls besangen wir die Gegenwart Gottes:
Er ist da, wo Menschen leben, dort wo das Leben ist, er ist da, wo Menschen glauben, wo Menschnen Hoffnung haben und lieben.
Zur Mittagszeit machten wir Gemeinschaftsjause bei der Andreaskapelle in Schwöbing beim Bauernhaus Haberl. Der nette Bauer stellte uns Bierbänke und kühle Getränke zur Verfügung und leistete uns Gesellschaft.
In leichtem Auf und Ab ging es weiter auf schönen Waldwegen durch die "Höll" zum "Himmel" in Richtung Krieglach.
Natürlich hörten wir dabei die Geschichte Roseggers, wie er als Bub an Weihnachten von seinem Elternhaus in Alpl durch Eis und Schnee nach Langenwang wanderte um "die Christtagsfreude" zu holen; man kann es sich heute wirklich nicht mehr vorstellen unter welch harten Verhältnissen und unter welch bescheidenen Umständen die Menschen damals lebten und dabei doch einen tiefen Glauben hatten und in gewisser Weise zufrieden waren (romantisieren sollte man diese Zeit allerdings auch nicht!).
Den Abschluss machten wir mit Gedanken darüber, wie man einen solchen Tag gut beenden kann:
Wenn wir uns auf Spurensuche begeben, Fragen stellen und zweifeln, können alte Vorstellungen zerbrechen. Wenn wir in der Natur unterwegs sind können wir spüren, wie ER zu uns spricht in den Blumen am Wegrand, im frischen Wasser des Baches, das unsere Lebensgeister weckt, durch den Baum der uns hält, wenn wir uns an ihn lehnen. Wir begegnen IHM in der Kapelle in der wir schweigen und Ruhe finden, im freundlichen Bauern, der uns mit kühlen Getränken erfrischt und sich mit uns unterhält. In all dem spüren wir Gottes Gegenwart.
Schließlich gelangten wir nach Krieglach in unser neues, angenehmes Quartier mitten im Ort und hatten das gemeinsame Abendessen in der nahe gelegenen Pizzeria, die Gott sei Dank als einziges Lokal im Zentrum von Krieglach an diesem Sonntagabend offen hatte!
4. Tag, Montag 26.08.:
Mit einem Impuls zur Frage nach Gott begannen wir diesen Tag.
Nach Gott fragen sollen wir mit allem was wir haben: mit Leib und Seele, mit Herz und Verstand und wir begegnen ihm in uns selbst. Bei der Gottsuche müssen wir lernen die Schöpfung zu achten und die Menschen zu lieben.
Mit diesen Gedanken machten wir uns am vierten Pilgertag auf den Weg:
Früh am Morgen ließen wir uns mit dem Taxi aufs Alpl bis zur so genannten Waldschule Peter Roseggers bringen - dort wo er zur Schule ging und wo er das Glück einer guten Bildung durch einen guten Lehrer erfuhr, der sein Talent entdeckte und förderte.
Durch viel Wald (mit vielen Eierschwammerln!) und über Almen gings bis zum Walserkreuz wo wir Mittagsrast hielten und zu den Windrädern am Hochpürschtling und weiter zur Stanglalm. Dort geht der Steirische Mariazellerweg durch, der von Graz heraufkommt und dort befinden sich zahltreiche Wallfahrer-Gedenkkreuze und eine schöne Kapelle, in der wir eine kurze Andacht hielten.
Dann folgte ein langer Abstieg bis Mitterdorf und nach einem erfrischenden Einkehrschwung gings mit dem Zug zurück in unsere Bleibe nach Krieglach.
Einen gemütlichen Ausklang fand dieser Tag mit dem Abendessen beim Stockerwirt, das wir wegen des lauen Abends im Garten genießen konnten!
5. Tag, Dienstag, 27.08. - der letzte Pilgertag:
Wieder bestiegen wir den Zug und fuhren nach St. Marein im Mürztal. Bei Graschnitz ging es steil den Berg hinauf - belohnt wurden wir für diesen mühsamen Aufstieg mit wunderbaren Ausblicken auf die waldreiche Umgebung, und später auf die Berge von Rax und Schneealpe sowie auf die Veitsch auf der gegenüber liegenden Talseite!
An unserem Ziel, der herrlich gelegenen Wallfahrtskirche von Frauenberg/Maria Rehkogel hielten wir Andacht und Christine las uns dabei Ausschnitte aus der Rede des Indianerhäuptlings Seattle vor, die dieser auf das Ansinnen das amerikanischen Präsidenten im Jahr 1855 hielt, das Land der Indios zu kaufen:
".....wie kann man den Himmel kaufen oder die Wärme der Erde.....wenn wir die Frische der Luft und das Glitzern des Wassers nicht besitzen, wie könnt ihr sie dann von uns kaufen? .....jeder Teil dieser Erde, die glitzernden Tannennadeln, jeder Nebel im Wald, jede Lichtung, jedes Insekt,.....ist uns heilig.....Wir sind ein Teil dieser Erde und sie ist ein Teil von uns.....der Hunger des weißen Mannes wird die Erde verschlingen und nichts zurücklassen.....
ERST WENN IHR DEN LETZTEN BAUM GESCHLAGEN,
DEN LETZTEN FLUSS VERGIFTET,
DEN LETZTEN FISCH GEFANGEN HABT
WERDET IHR FESTSTELLEN,
DASS MAN GELD NICHT ESSEN KANN!"
Wahrlich visionäre Worte, die auch heute, angesichts der Klimakrise und der von Menschen verursachten Umweltzerstörungen, nichts an Aktualität verloren haben!
Wir genossen im Freien unsere Jause und die kühlen Getränke, die Christa und Elisabeth beim Gasthaus holten, das eigentlich geschlossen hatte.
Dann gingen wir hinunter nach Kapfenberg, wo sich noch ein kurzer "Einkehrschwung" ausging. Schließlich fuhren wir mit dem Zug wieder zurück nach Hause - voll Freude und Dankbarkeit über die schönen, erfüllten gemeinsamen Tage, die wir in dieser großartigen, bei uns eigentlich wenig bekannten Landschaft verbracht haben.
DANKE für die Gemeinschaft und den Zusammenhalt,
DANKE für die miteinander geführten Gespräche,
die gemeinsamen Lieder und Gebete,
DANKE für das Unterwegs-Sein in Gottes schöner Natur,
die uns nur geliehen ist und mit der wir daher sehr
achtsam umgehen sollen!
Ludwig und Inge Kreil