Sommerpilgern 2020 im Böhmerwald
Eine Gruppe von insgesamt 18 Personen machte sich am Donnerstag, 20.08.2020, auf den Weg zu einer Pilgerwanderung "anderer Art":
wir gingen nicht direkt auf unser Ziel - Maria Trost in Rohrbach-Berg - zu, sondern wanderten gleichsam in einem großen Bogen auf das Ziel zu und erlebten dabei die schöne Landschaft am Fuße des Böhmerwaldes und die Höhen des Plöckensteins.
Nach der Anreise mit dem Zug nach Schlägl ging es am ersten Tag von dort nach Julbach. Den Anfangsimpuls gab es in der sehr schön mitten im Wald gelegenen Wallfahrtskirche St. Wolfgang wenige Kilometer nach Schlägl:
"Ab heute .....meiner Sehnsucht Raum geben, offen und achtsam anderen begegnen...wieder fragen, wer ich bin....täglich dankbar meinen Tag der Nacht übergeben"
Nachdem wir uns großteils auf dem "Weg der Entschleunigung" befanden, brachten die Mitpilgernden dazu passend Gedanken, Erkenntnisse, Impulse....aus der Zeit des Corona-Lockdowns ein: wie haben wir diese Zeit der Verlangsamung erlebt, haben wir darunter gelitten oder vielleicht sogar die Ruhe, das vermehrte Zusammensein mit der Familie genossen, neue Erkenntnisse über unsere Lebensweise gewonnen....???
Am Freitag, den 21.08., pilgerten wir von Julbach über Kohlstatt, dann entlang der bayrischen Grenze zur Feßlshöhe, westlich an Schwarzenberg vorbei nach Oberschwarzenberg.
Wir starteten bei einem Wegkreuz an einem Bach mit einem Segensgebet der Navajo:
Von überall her wird Segen für mich kommen.....vom niederströmenden Regen, vom zuckenden Blitz wird Segen für mich kommen.....von den höchsten Bergspitzen, die von der Sonne zuerst getroffen werden, von der Morgendämmerung im Osten....von der Abenddämmerung im Westen wird Segen für mich kommen...
VON ÜBERALL HER, WIRD SEGEN FÜR MICH KOMMEN!
Es war ein heißer Tag und wir waren sehr dankbar, dass das letzte Wegstück durch einen schattenspenden Wald führte und wir uns am Tagesziel in Oberschwarzenberg im Gasthaus mit kühlen Getränken laben konnten!
Schon Früh am Morgen um sechs Uhr haben uns am Samstag, den 22.08., der Wirt vom Sonnenhof und Christine, unser "Engel", der für uns Fahrdienste macht, nach Oberschwarzenberg gebracht. Ohne Frühstück sind wir aufgebrochen und haben dieses bei der so genannten Teufelsschüssel - eine imposante Felsformation im Wald - im hellen Sonnenschein nachegholt!
Beim "Dreiländerstein", der die Stelle markiert, an der Österreich, Deutschland und Tschechien zusammenkommen, sangen wir das "Großer Gott, wir loben dich" bei guter Fernsicht nach allen Richtungen.
Weiter ging es auf dem nun fast ebenen Weg über Steinblöcke und vorbei an den kahlen, (wegen des Borkenkäfers) abgestorbenen Bäumen - eine ganz eigenartige Landschaft, die trotz oder gerade wegen der toten Baumgerippe beeindruckend ist; man sieht auch schon überall die frisch nachwachsenden Bäume - die Natur erneuert sich von selbst!
Einer der Impulse für den Tag lautete - Beten mit Leib und Seele:
Gehen möcht ich Herr, und gesegnet sein von dir....schweigen möcht ich Herr, und deine Stimme hören....schauen möcht ich Herr, und dich in der Schöpfung erkennen....gehen möcht ich Herr, und dir für alles was ich erlebe, danken!
Der Abstieg vom Plöckenstein in Richtung Grundseeau/alte Zollhütte war sehr steil, steinig und beschwerlich - auch das gehört zum Pilgern: an Grenzen gehen, Beschwerlichkeiten ertragen und durchhalten.
Nach einer Stärkung im Gasthaus "Zum Überleben" gings auf schönen Waldwegen und -Steigen nach Pfaffetschlag und über Lichtenberg zu unserem Quartier im "Sonnenhof" in Hintenberg. Wir bestanden diese längste und beschwerlichste Etappe sehr gut und auch das Wetter spielte mit - es fing erst zu regnen an, als wir schon im Quartier waren!
Am Sonntag, den 23.08. gingen wir gleich von unserem Quartier aus weg in einen wunderschönen kühlen Morgen mit leichten Nebeln in den Niederungen. Wir wanderten schweigend den Berg hinauf durch taunasses Gras und auf feuchten Waldwegen.
Beim Moldaublick rasteten wir und einige bestiegen die Aussichtswarte, während sich die anderen beim dortigen Kiosk stärkten. Anschließend ging es wieder lange auf teilweise schmalen Pfaden dahin durch einen urtümlichen Wald und manche konnten den am Wegrand wachsenden Heidelbeeren nicht widerstehen!
Zum Nachdenken im schweigenden Gehen brachte uns der Gedanke des Dalai Lama: Es gibt nur zwei Tage im Jahr, an denen ich nichts tun kann: der eine ist gestern, der andere mogen! Das heißt: HEUTE ist der Tag zum Lieben, zum Glauben und Hoffen...vor allem aber zum LEBEN!
Herrliche Ausblicke bot uns schließlich gegen Mittag der Gipfel des Bärensteines, der ebenfalls bemerkenswerte Felsgebilde aufweist: hinein nach Böhmen zum Moldaustausee, zu den Windrädern bei Vorderweißenbach und über die welligen Hügeln des Mühlviertels.
Im Pany-Haus - einem urigen, aber sehr guten Wirtshaus - machten wir Mittagsrast und stärkten uns mit Südtiroler Spezialitäten - die dortigen Wirtsleute sind aus Südtirol.
Viel "Gaudi" hatten wir auch beim so genannten Liebesfelsen - so mancher "Schmäh" wurde ausgepackt und so absolvierten wir den Abstieg nach Aigen in bester Stimmung - Pilgern ist nicht nur ernst, sondern auch lustige Geselligkeit und unbeschwerte Freude an der Gemeinschaft.
Am Montag, den 24.08., brachten uns der Wirt und Christine zum Stift Schlägl, wo wir in der Stiftskirche mit dem Morgenimpuls begonnen haben:
Ich erwarte an diesem Morgen das Licht....das Feuer, das leuchtet im Glanz der aufgehenden Sonne....ich erwarte die Glut des Lebens, die aufleuchtet über der Erde und glitzert im Wasser...
Dies zu sehen, lässt mich die göttlichen Spuren erahnen in allem, was lebt.
Möge ich gesegnet sein zu sehen an diesem Tag (Keltischer Morgen-Segen).
Zuerst gingen wir entlang der Großen Mühl den so genannten Mühltalweg, immer wieder mit schönen Blicken auf den Fluss und im angenehmen leichten Auf und Ab. Bei der wunderbar an der Mühl gelegen Furtmühle machten wir Pause und stärkten uns im dortigen Gasthaus (das leider demnächst die Pforten schließt!).
Dann marschierten wir auf Nebenstraßen und Feldwegen den Berg hinauf, wo uns schon von Weitem unser Ziel, die Kirche Maria Trost in Rohrbach-Berg grüßte. Das letzte Stück wanderten wir auf dem "Psalmenweg", begleitet mit Auszügen aus den biblischen Psalmen.
In der Kirche Maria Trost - eine in dieser Gegend bekannte und beliebte Wallfahrtskirche aus dem 17. bzw. 18. Jhdt., errichtet zum Dank dafür, dass der Ort Berg im Dreißgjährigen Krieg von den Schweden verschont blieb - machten wir unsere Abschlussandacht.
Wir dankten für die gute Weggemeinschaft, für das gemeinsame Beten und Schweigen, für den gemeinsamen Spass, für die Gedanken und Impulse zum "Leben im Augenblick" und dafür, dass wir uns - entsprechend der biblischen Aussage im Matthäus-Evangelium (sh. Mat. 6, 25ff.) - nicht allzuviel Sorgen machen müssen.
Es reichte noch für einen netten "Einkehrschwung" im Gasthaus "Zur Wim" nahe der Bahnhaltestelle; die dortige Wirtin zauberte uns in aller Geschwindigkeit
noch ein kleines Essen!
Dann ging es wieder heimwärts mit dem Zug - wir waren ja "entschleunigt" unterwegs!
Vielleicht waren diese Tage für den einen, die andere, ein kleiner Anstoß, unsere Lebensweise zu überdenken....mehr im "HIER UND JETZT, im HEUTE" zu leben.
[lk]