Geschichte der Tuchfabrik
Die ehemalige „Linzer Tuchfabrik“ ist eine der ältesten und letzten Fabriksanlagen der Textilbranche in Linz. Schon im Mittelalter entstanden an diesem Standort die „Marktmühle“ und die „Schörgenhubmühle“.
Die Rädlerfabrik war der erste mechanische Großbetrieb in Kleinmünchen und zugleich der erste bedeutende dieser Branche in Oberösterreich. Im 1830 kauften die Brüder Franz Xaver und Johann Michael Rädler die Marktmühle in Schörgenhub. Als Franz Xaver Rädler im Jahr 1850 starb, war das Unternehmen bereits über 40 Jahre im Besitz der Brüder. Ab diesem Zeitpunkt war Johann Michael Rädler Alleininhaber als Universalerbe seines verstorbenen Bruders, und nach dessen Tod 1872 ging das Eigentum der Alleinerbin Caroline Gräfin Zabéo über, die es unter der Firmenbezeichnung J. M. Rädler weiterbetrieb. Nach dem Tod der Gräfin im Jahr 1895 übernahm deren Gatte Alfons Graf Zabéo am 13. September desselben Jahres den Besitz.
1907/08 wurde die Fabrik neu gebaut und die Produktion erweitert. Die Folgen der Weltwirtschaftskrise führten 1931 zur Stilllegung der Spinnerei Rädler.
1934 erwarb die niederösterreichische Tuchfabrik Himmelreich und Zwicker die Fabrik.
1938 waren bereits an die 300 ArbeiterInnen beschäftigt, sie bestand aus den Abteilungen Färberei, Spinnerei, Weberei und Appretur (Veredelung).
1938, kurz nach Anschluss an das Deutsch Reich, wurden die jüdischen Besitzer im Zuge der Arisierung enteignet und das Werk ging an den Wiener Geschäftsmann Otto Bayerl. Ab November 1942 gab es einen weiteren Miteigentümer: Heinrich Pauser.
Am 18. Februar 1945 wurden der Tuchfabrik durch einen Luftangriff schwere Schäden zugefügt.
1947, nachdem das Unternehmen weitgehend wieder hergestellt war, wurde es an die enteigneten Besitzer rückerstattet. Da aber Julius Zwicker 1947 ausschied und der somit alleinige Besitzer in die USA ausgewandert war, betraute man mit der Geschäftsleitung und den Wiederaufbau Johann Nemella an, der bereits bei der Übernahme 1934 die Fabrik aufbaute.
Nach der Rückerstattung kam es in den 50er Jahren zu mehreren Wiederbelebungsversuchen und zeitgemäßen Erneuerungen; dennoch wurde 1985 eines der letzten komplett erhaltenen Fabrikensembles im Linzer Großraum stillgelegt und von einer Immobilienfirma erworben.
(aus: Barbara und Helfried Hinterleitner, Kleinmünchen 75 Jahre bei Linz)