Adventimpuls –
„Das Lächeln der Madonna“
Seit kurzem steht sie in unserer neuen Marienkapelle. Es ist eine alte gotische Marienstatue, an der der Zahn der Zeit schon genagt hat. Auch durch die jüngste fachgerechte Restaurierung sollte das nicht übertüncht werden. Von der ur-sprünglichen runden Statue ist nur mehr der vordere Teil übriggeblieben, der untere Teil wurde irgendwann verkürzt nachgeschnitzt. Auch Birne und Zepter sind nicht mehr original.
Aber das Lächeln der Madonna ist wie eh und je. Dieses Lächeln der Madonna lässt an den Ausruf Elisabeths beim Besuch im Haus Marias in Nazareth denken: „Selig ist die, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen lies.“ (Lk 1,45). Ja, glückselig ist Maria, weil sie eine Glaubende war. Dieser Glaube hat ihr das Leid nicht erspart. Nicht die Herbergssuche in Bethlehem, nicht die Flucht nach Ägypten und nicht das Stehen unter dem Kreuz ihres Sohnes. Glaube zaubert nicht einfach die Schwierigkeiten weg, er schenkt aber eine innere Kraft, einen inneren Frieden und eine innere Freude.
Der Grund der Freude Marias liegt im kleinen Kind, das sie auf ihren Armen trägt. Wie der erwachsene Jesus und wie der erhöhte Herr segnet das Jesuskind mit erhobener Hand. Die Birne in seiner Hand ist eine Erinnerung daran, dass der Zugang zum verlorenen Paradies durch ihn nun wieder offensteht.
Ich wünsche uns in den Tagen des Advents kleine Augenblicke des Innehaltens und der inneren Freude. Es braucht uns nicht immer nach Lachen zumute sein. Und doch kann ein kleines Lächeln für andere ein großes Geschenk sein.
Geben wir uns nicht dem Erwartungsdruck hin, dass sich das große Weihnachtsgefühl einstellen muss, sondern entdecken wir weihnachtliche Spuren im Hier und heute, wenn wir uns über kleine Dinge freuen können, oder wenn wir vielleicht sogar über uns selber lächeln können.
Einen gesegneten Advent Ihnen und euch allen!
Abt Reinhold Dessl