Freitag 27. Dezember 2024

Gedanken zum Ostersonntag

Ein Impuls von Michael Mitter

1. Lesung: Apg 10,34a.37-43
2. Lesung: Kol 3,1-4 oder 1Kor 5,6b-8
Evangelium: Joh 20,1-9 („Er sah und glaubte“)
nachzulesen: hier (Schott online)


Liebe Pfarrgemeinde, liebe Leserin, lieber Leser,

 

als ich neulich beim Frühstück meine Zeitung aufgeschlagen habe, da ist mir eine Umfrage quasi ins Auge gesprungen. Ein Meinungsforschungsinstitut hat Anfang April wieder eine Umfrage durchgeführt und Herrn und Frau Österreicher über ihre Haltung zum Osterfest befragt:

 

63% der Befragten äußerten sich traurig darüber, das Osterfest heuer nicht in gewohnter Weise feiern zu können; rund die Hälfte gab auch an, zu Ostern die Auferstehung Jesu zu feiern. Für ein Drittel der Menschen ist Ostern normalerweise ein Anlass, in die Kirche zu gehen und 22% stimmten der Aussage zu: „Die Teilnahme am Ostergottesdienst wird mir heuer abgehen.“ Und was uns heute an diesem Festtag, dem Ostersonntag, ganz besonders betrifft, wurde ebenfalls vor einiger Zeit abgeklopft: „Glauben Sie, dass Jesus Christus in das Reich der Toten hinabgestiegen ist und am dritten Tage auferstanden ist von den Toten?“ – Nun, …. dem konnte nur jeder fünfte Österreicher zustimmen. 

 

Auch dem französischen Philosophen und Aufklärer Voltaire wurde bereits vor etwa 250 Jahren die Frage nach der Auferstehung Jesu gestellt. Und Voltaire ist sicher unverdächtig, ein unkritischer Christ gewesen zu sein. Deswegen ist folgender Briefwechsel besonders bemerkenswert: Eine Dame hatte Voltaire nämlich gefragt, wie es denn überhaupt möglich sein kann, dass es immer noch Menschen gibt, die an das Märchen von der Auferstehung Jesu Christi glauben.

 

Keine Ahnung, was Voltaire dann zu seiner Antwort verleitet hat. Mit dessen überraschender Antwort hatte jene Dame nämlich ganz und gar nicht gerechnet. Jedenfalls schrieb Voltaire besagter Dame: „Madame, natürlich gibt es die Auferstehung. Die Auferstehung ist schließlich die einfachste Sache der Welt. Der, der den Menschen einmal geschaffen hat, kann ihn auch zum zweiten Male neu schaffen.“ Und warum denn nicht? – Wenn er uns Menschen schon einmal nach seinem Abbild geschaffen hat, warum sollte die Auferstehung dann nicht auch möglich sein?

 

Die Auferstehung Jesu am Ostermorgen ist jedenfalls seit den Anfängen die Kernfrage unseres christlichen Glaubens – mit ihr steht und fällt das Christentum oder wie es der Apostel Paulus geschrieben hat: „Ist aber Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung leer und euer Glaube sinnlos“ (1Kor 15,14). Bei all den heutigen technischen und naturwissenschaftlichen Möglichkeiten bleiben der Tod und die Auferstehung Jesu aber immer eine Glaubensfrage: „Auferstehung oder ewiger Tod?“ – Wir Christen entscheiden uns hoffentlich für Ersteres!

 

 

Einen „Beweis“ für die Auferstehung Jesu gibt es natürlich nicht – kein Auferstehungsprotokoll, kein Foto und natürlich auch kein Handyvideo hat das Geschehen am Ostermorgen festgehalten – aber es gibt deutliche Hinweise: Die Anhänger Jesu sind nämlich nach dem Kreuzestod Jesu nicht untergegangen, sondern haben sich – begeistert und bestärkt durch die Auferstehung ihres Herrn – innerhalb weniger Jahrzehnte im ganzen Mittelmeerraum in unzähligen Gemeinden ausgebreitet. Meine ebenfalls unverdächtige Morgenlektüre führt in ihrer Wochenendausgabe weiter aus: „Jesus Christus wurde von einer Besatzungsmacht zur schimpflichsten Todesart verurteilt. Nach allen Kriterien, an denen Erfolg gemessen wird, hatte er vollkommen versagt.  Ob man nun an die Auferstehung glaubt oder nicht – ein solches Ende in … die Entstehung der größten Weltreligion zu transformieren, ist des Nachdenkens wert.“

 

Das ist neben den vielen Augenzeugenberichten in der Bibel vielleicht eines der besten „Zeugnisse“ der Auferstehung Jesu: Die Begegnung mit dem Auferstanden ist der Grund und Auslöser für die rasche Ausbreitung des jungen Christentums. Für den Apostel Paulus, der maßgeblich dazu seinen Teil beigetragen hat, steht und fällt das Christentum eben genau mit diesem Glauben an die Auferstehung, die wir heute feiern.

 

Im März 2013 gab uns der neue Papst Franziskus vor dem traditionellen Segen „Urbi et Orbi“ folgende Worte mit auf dem Weg – sie haben für mich in dieser Zeit eine ganz besondere Bedeutung: „Christus ist auferstanden! Ich möchte, dass sie (die Botschaft von Ostern) in jedes Haus, in jede Familie gelange und besonders dorthin, wo mehr Leid herrscht, in die Krankenhäuser, in die Gefängnisse ... Vor allem möchte ich, dass sie in alle Herzen gelange, denn dort will Gott diese Frohe Botschaft hineinsäen: Jesus ist auferstanden; es gibt die Hoffnung für dich, du bist nicht mehr unter der Herrschaft der Sünde, des Bösen! Gesiegt hat die Liebe, gesiegt hat die Barmherzigkeit! Immer siegt die Barmherzigkeit Gottes!“

 

Genau das wünsche ich auch uns: Leben aus dem Glauben an die Auferstehung, Leben aus der österlichen Freude!

Michael Mitter,
Pastoralassistent

Pfarre Zwettl an der Rodl
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