Kaum jemand kennt die Heilige, auch wenn ihr Name derzeit nicht aus unserem Leben, nicht aus unseren Gedanken und nicht aus den Medien wegzudenken ist: Am 14. Mai gedenkt die Katholische Kirche der Jungfrau und Märtyrerin Corona, die – außer dem Namen – mit der aktuellen Krankheit natürlich nichts gemein hat.
Wie häufig bei frühchristlichen Heiligen der Fall, sind uns ihre Lebensdaten nicht genau bekannt. Geboren soll sie um 161 nach Christus oder auch um 287 n. Chr. sein, ihr Martyrium fällt in die Jahre 177 oder 303 nach Christus.
Als Jugendliche wurde sie Ehefrau des Soldaten Victor, der sich während der Christenverfolgung weigerte, seinen christlichen Glauben zu widerrufen und deshalb hingerichtet wurde. Corona stand ihm bei, tröstete ihn und überführte sich damit selbst ihres christlichen Glaubens. Mit gerade mal 16 Jahren wurde sie ebenfalls hingerichtet. Der Legende nach wurde sie zwischen zwei herabgebogene Palmen gebunden. Als die Folterknechte diese Palmen wieder losbanden, schnellten sie nach oben und zerrissen die Heilige. Wo sich das Martyrium der Corona – lateinisch für „die Gekrönte“ – zugetragen hat, ist nicht gesichert. Legenden haben ihren Tod zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten angesetzt.
In der äthiopischen Überlieferung etwa gehören Corona und Victor zu einer größeren Gruppe von etwa 40 Märtyrern in Alexandria in Ägypten. Gesichert scheint zumindest, dass die Legende der Hl. Corona im Osten entstand, ihre Verehrung ist jedoch im aktuell vom Coronavirus so stark betroffenen Nord- und Mittelitalien bereits im 6. Jahrhundert belegt. Reliquien kamen von Ägypten über Zypern und Sizilien nach Norditalien. In Castelfidardo bei Osimo (nahe Ancona an der Adria) hat es nach alten Zeugnissen schon damals eine Corona und Victor geweihte Kirche an Stelle eines früheren heidnischen Heiligtums gegeben. 1191 erhob Bischof Gentile diese Gebeine und brachte Teile davon nach Osimo. In der Krypta des Doms von Osimo befindet sich bis heute ein Reliquienschrein für Corona und Victor. Kaiser Otto III. brachte 997 Reliquien nach Aachen, Kaiser Karl IV. überführte im 14. Jahrhundert weitere Reliquien nach Prag.
In Bayern, Böhmen und Niederösterreich ist eine Verehrung der Hl. Corona ebenfalls seit dem 14. Jahrhundert nachgewiesen, besonders gefördert von den Benediktinern. In Niederbayern gibt es bis heute Corona-Wallfahrten; weitere Wallfahrten sind aus St. Corona am Schöpfl im Wienerwald und aus St. Corona am Wechsel (ebenfalls NÖ) bekannt, wo im Jahr 1504 in einer hohlen Linde eine Corona-Statue gefunden und daraufhin eine Kapelle errichtet wurde. Auch in Wien war ihre Verehrung stark verbreitet: Es heißt sogar, die österreichische Münzeinheit „Krone“ sei nach ihr benannt worden. Verschiedene Bräuche machten Corona – dem entsprechend – auch zur „Erzschatzmeisterin“ im Himmel. Der Coronavirus ist trotz Namensgleichheit jedoch nicht nach der Seuchenheiligen benannt: Die Bezeichnung hängt vielmehr mit dem Aussehen des Virus unter dem Mikroskop zusammen, das an eine Kugel mit Krone oder Strahlenkranz erinnert.
In der Kunst wird die Hl. Corona gerne mit Palmen, Krone, mit Goldstück oder Schatzkästchen dargestellt. Die Heilige ist die Patronin des Geldes, der Fleischer und der Schatzsucher, und sie wird ganz besonders in Seuchenzeiten angerufen, was sie gerade im gegenwärtigen Augenblick zu einer wichtigen Fürsprecherin macht. So lädt nahe München eine Corona-Kapelle mit folgenden Worten zum stillen Gebet ein: „Müder Wanderer stehe still, mach bei Sankt Corona Rast. Dich im Gebet ihr fromm empfiehl, wenn Du manch Kummer und Sorgen hast.“
https://www.die-tagespost.de/kirche-aktuell/wochenheiliger/Die-heilige-Corona-Hilfe-in-Zeiten-der-Seuche;art4876,206430
http://www.sagen.at/texte/sagen/oesterreich/wien/sagen_legenden_gugitz/corona.html
https://www.heiligenlexikon.de/BiographienC/Corona_Stephana.html
https://www.wochenblatt-online.de/ausgabe-ravensburg/ravensburg/heilige-corona-ist-schutzpatronin-fuer-seuchen/