Vor den Vorhang geholt
![Pfarre Wolfsegg](/img/66/2c/6192cf46ce35ccc50b49/-D0AA3357-5116-43C4-8449-B54DA398A51C.jpeg)
Seit September 2023 bist du als Jugendbeauftragte im Dekanat Schwanenstadt tätig. Wie bist du auf diesen Beruf gekommen?
Ich habe die Ausbildung zur Behindertenbegleitung abgeschlossen und einige Jahre in dem Bereich gearbeitet, zuletzt als Betreuerin eines Schülers mit Autismus. Dann hat mich Romana Hangl-Huemer angesprochen und motiviert: „Jenny wechselt nach Gmunden. Magst du dich nicht als Jugendbeauftragte bewerben?“ Da ich früher selbst in der Jungschar aktiv war, auch als Leiterin, und ehrenamtlich in der Kinderliturgie mitarbeite, wurde ich neugierig. Meine Bedenken, keine theologische Ausbildung zu haben, wurden zerstreut: Für den Einstieg in die Jugendseelsorge reicht die pädagogische Ausbildung. Also habe ich mich beworben und mit einer 50-%-Anstellung angefangen. Im ersten Dienstjahr stehen viele Weiterbildungen auf dem Programm, wo es um Fachliches sowie den Austausch mit den anderen Kolleg:innen in Oberösterreich geht.
Wie erklärst du anderen deine neue Aufgabe?
Als Jugendbeauftragte sind Jugendliche der Mittel- und Oberstufe meine Zielgruppe. Ich bin zudem die Ansprechperson für Jugendgruppen, Jungscharleiter:innen und andere ehrenamtlich Engagierte. Da das Dekanat Schwanenstadt so groß ist, bin ich froh, dass wir zu dritt im Team sind und uns die 17 Pfarrgemeinden aufteilen können. Der Bedarf ist überall anders: In Wolfsegg arbeite ich regelmäßig bei der Jungschar mit und wir haben im Herbst den Jugendtreff gegründet. In Ungenach sind die Jugendlichen, die die Jungschar leiten, schon sehr eigenständig, da wirke ich nur noch unterstützend im Hintergrund. In Bruckmühl und Atzbach liegt mein Fokus auf der Firmvorbereitung. In Ottnang gibt es aktuell weniger Bedarf, da keine Firmung ansteht.
Was war in deinen ersten Arbeitsmonaten besonders schön?
Als ich die Jungscharleiter:innen in Ungenach angeschrieben habe, ob wir uns vor Weihnachten zu einer kleinen Feier treffen wollen, haben innerhalb kürzester Zeit alle mit „ja“ geantwortet – was für eine tolle Bestätigung! Auch die Jungschar-Übernachtung in Wolfsegg war ein schönes Gemeinschaftserlebnis, an das man gut für die weitere Arbeit anknüpfen kann.
Wie familienfreundlich ist dieser Job?
Ich bin Mama von dreijährigen Zwillingsmädchen, daher war die Vereinbarkeit eine wichtige Frage bei der Berufswahl. Meine Mädels besuchen den Kindergarten, daher kann ich Dienstag bis Freitag gut die Büroarbeit erledigen und alles vorbereiten, was ich am Wochenende brauche. Am Samstag habe ich meist Außentermine in den Pfarrgemeinden, da betreut der Papa die Kinder. Montag ist mein freier Tag, das genieße ich sehr. Insgesamt klappt es für uns gut.
Was brauchen Jugendliche heutzutage?
Handy und Internet sind heute viel alltäglicher. Dadurch besteht erst einmal weniger Interesse an Jugendtreffs, weil man sich mittels Videotelefonie ständig anrufen kann. Die grundlegenden Herausforderungen und Themen der Pubertät sind jedoch dieselben wie früher: Gefühle, Musik, Zukunftsfragen, Alkohol usw. Mein Anliegen ist es, einen geschützten Rahmen zu schaffen, wo man ohne Leistungsdruck zusammenkommen kann. Die Jugendlichen können ein Vertrauensverhältnis zu einer erwachsenen Person aufbauen, die nicht zur Familie gehört und der sie sich nicht beweisen müssen. Das braucht Zeit, aber gibt Sicherheit in stürmischen Zeiten. Mein Herzensanliegen ist, dass jeder junge Mensch einen guten Platz hat und mitmachen darf.
Gespräch mit Magdalena Welsch