Kinderbetreuung seit 1894
Wir schreiben das Jahr 1891. Auf Anregung des Wolfsegger Pfarrers Mathias Weilnböck wird ein Komitee zwecks Einrichtung und Erhaltung einer Kinderbewahranstalt und Arbeitsschule gebildet. Diesem Komitee gehörten Pfarrer Mathias Weilnböck, Bürgermeister Lorenz Hirsch, Gemeinderat Franz Kölblinger, Lederermeister Ludwig Kölblinger, Schlossermeister Alois Lindner und Gottlieb Buchleitner an. Die Statuten wurden bei der k.u.k. Statthalterei eingereicht und am 7.3.1892 genehmigt. Es wurde Geld gesammelt, um das Haus „Weberpoint Nr. 40“ zu kaufen.
Am 26.4.1983 wurde von Pfarrer Weilnböck eine Auflistung vorgelegt:
Einnahmen
Theresia Hausjell vermachte eine Obligation | 949,50 fl | |
Interessen | 10,26,fl | |
1860 Lose | 167,00 fl | |
Obligationen von Michael Parzer | 94,95 fl | |
Spenden von Elisabeth Fraunhofer | 109,00 fl | |
Sparkassenbuch und Zinsen | 751,00 fl | |
2.072,71 fl | ||
Abzüglich Steuern und sonstige Abgaben mit Einlage in die Vorschusskasse |
- 133,50 fl |
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Ergebnis | 1.939,21 fl |
Das Haus Weberpoint wurde angekauft. Die Kosten des Hauses betrugen 1.600,00 fl. Somit verblieb ein Kassaüberschuss von 339,21 fl.
Das Haus war jedoch zu klein, es musste den Erfordernissen entsprechend angepasst werden. Der Kostenvoranschlag für den Aufbau betrug 3.716,44 Gulden und der Bau wurde in Angriff genommen. Ein Teil der Schulden konnte durch Sammlungen und Spenden abgetragen werden; jedoch blieb eine Schuldenlast von 2.000 Gulden.
Start mit hohen Schulden
Am 3.9.1894 wurde die Kinderbewahranstalt eröffnet und durch die Schwestern vom Hl. Kreuz geführt. Der Schuldenstand betrug 2.000 fl und es fehlten jegliche Einrichtungsgegenstände und Spielmaterialien. Deshalb ging der neu angekommene Aushilfspriester Heinrich Pfeiffer von Haus zu Haus sammeln, um die notwendigen Materialien zu beschaffen. Da diese Sammlung guten Zuspruch fand, wurde sie alljährlich durch die Vereinsmitglieder wiederholt. Durch das Schulgeld und Einnahmen von Theateraufführungen der Kinder konnten die Zinsen bezahlt und die Schwestern entlohnt werden.
Nach und nach verloren sich die Gönner und Förderer der Anstalt. Daher wurde der Betrieb immer schwieriger und es musste Geld von der Kasse aufgenommen werden. Pfarrer Bredl, Nachfolger des Pfarrer Weilnböck, stellte ein Ansuchen um Subvention an die Gemeinde, das jedoch abgelehnt wurde. Dazu kam noch der Todesfall eines Gönners, der dem Komitee 1.000 Gulden zur Verfügung stellte. Er wollte dies nach seinem Ableben dem Komitee schenken, hatte es aber nicht testamentarisch festgelegt, und die Erben forderten den Betrag zurück.
Trägerschaft der Kreuzschwestern
Im Jahre 1902 war der Verein der Auflösung nahe. Die drückende Schuldenlast wurde zuviel. In dieser schwierigen Zeit übernahm Heinrich Pfeiffer die Pfarre Wolfsegg. Er äußerte den Wunsch, die Anstalt samt den Schulden den Schwestern vom Hl. Kreuz zu übergeben. Die Kongregation der Schwestern vom Hl. Kreuz übernahm mitsamt den Schulden die Anstalt mit der Auflage, dass im Falle einer Auflösung die Kinderbewahranstalt wieder an die Gemeinde oder an den Verein zurückgegeben wird. Somit ging die Kinderbewahranstalt mit der Arbeitsschule in den Besitz der Schwestern von Hl. Kreuz über.
Durch alljährliche Sammlungen konnten die Schulden bis 30.5.1904 abgezahlt werden. Wohltäter der Anstalt waren Graf und Gräfin St. Julien-Wallsee, Gräfin Kuenburg von Salzburg, Frau Aichinger aus Großreifling. Sowohl die Direktion des Wolfsegger Kohlenbergwerkes als auch die Gemeinde, die der Kinderbewahranstalt kostenlos den Strom zukommen ließ, unterstützten die Anstalt.
Arbeitsschule für Mädchen
Die Anstalt wurde 1904 von 35 bis 40 Kindern besucht, die Arbeitsschule von 40 bis 50 Schülerinnen. In die Arbeitsschule kamen Mädchen und junge Frauen, um Handarbeitskenntnisse zu erwerben und zu erweitern. Die jungen Frauen kamen auch aus Ottnang, Thomasroith und Atzbach. Die Mädchen kamen nach dem Schulunterricht und in den Ferien; die jungen Frauen gingen in den Wintermonaten ganztägig in die Arbeitsschule.
Für die Kinder der Kinderbewahranstalt musste eine Krone, für ärmere 60 bis 80 Heller bezahlt werden. Bedürftige Kinder gingen frei. Der Besuch der Arbeitsschule machte 60 Heller monatlich aus.
1908 begannen die Schwestern vom Hl. Kreuz den Handarbeitsunterricht in der damaligen siebenklassigen Volksschule.
Die Jahre des 1. Weltkriegs (1914-1918) waren sehr schwierig, da die Spenden ausblieben. Dadurch konnten auch an die Kinder keine Weihnachtsgeschenke mehr gegeben werden, die aber für die Kinder sehr viel bedeutet hatten.
Zwischenkriegszeit
Nach dem 1. Weltkrieg erfreute sich Wolfsegg der großen Wohltat der amerikanischen Kinderhilfsaktion: Es konnte für die Kinder nun wieder reichhaltiger gekocht werden.
- 1923 besuchten 20 Kinder die Anstalt und es mussten 5.000 Kronen pro Kind bezahlt werden.
- 1924 besuchten 40 Kinder die Anstalt; es mussten 10.000 Kronen bezahlt werden, die auch in Naturalien beglichen werden konnten.
- 1925 kam die Gemeinde in große finanzielle Schwierigkeiten und es wurde die kostenlose Strombenützung eingestellt. Ein Zählerkasten wurde angebracht. Dr. Petershofer übernahm dankenswerterweise die Stromkosten über einen längeren Zeitraum.
- 1927 bis 1934 übernahmen die Schwestern den Handarbeitsunterricht in der einklassig geführten Volksschule in Kohlgrube.
Am Weißen Sonntag zogen alljährlich die Erstkommunikanten von der Kinderbewahranstalt in die Kirche. Das von den Schwestern zubereitete Frühstück nahmen die Kinder in der „Anstalt“ ein. Jedes Jahr im Oktober und November gingen eine Schwester und eine Frau aus Wolfsegg sammeln, um den Anstaltskindern eine Nikolaus- und Weihnachtsbescherung machen zu können. Es gab Kleidungsstücke, Stoffe und Spielmaterialien.
- 1930 starb die Gräfin Maria Agnes St. Julien-Wallsee. Sie war eine große Wohltäterin der Anstalt gewesen.
- 1933 wurde auch in Kohlgrube ein Kindergarten geführt.
- 1936 wurden Tische und Sessel für den Kindergarten angekauft. Bis zu dieser Zeit hatte nur die Schwester einen Tisch und einen Sessel, die Kinder saßen rundherum auf einer Bank.
Während des 2. Weltkriegs
1938 wurden die Schwestern vom Handarbeitsunterricht und von der Kinderbetreuung abgezogen, konnten aber im Kindergarten wohnen.
Der Kindergarten Wolfsegg und Kohlgrube wurde von der NSV (Nationalsozialistische Volkswohlfahrt) übernommen. Die Einrichtungen wurden mit weltlichen Frauen besetzt. Eine davon war Christine Reinecke, die damals vom Protestantismus zum katholischen Glauben überwechselte und 1946 in den Orden der Kreuzschwestern eintrat. Sr. Admirabelis Irk übernahm den Organistendienst, die Hauskrankenpflege und diverse Näharbeiten.
Nachkriegszeit
Am 20.6.1945 ging der Kindergarten wieder auf die Kreuzschwestern über, ebenso der Handarbeitsunterricht in der Schule.
- Erst 1950 wurde das Wasser im Kindergarten eingeleitet.
- 1953 gaben die Marktmusikkapelle und die Kindergartenkinder im Rahmen eines Gartenfestes ein Konzert. Die Einnahmen kamen zur Gänze dem Kindergarten zugute. Die Veranstaltung wurde in späteren Jahren wiederholt. Auch die Gemeinde subventionierte den Kindergarten und spendete alljährlich Braunkohle für die Heizung.
- 1955 starb auch Graf Eduard St. Julien-Wallsee, ein großer Gönner des Kindergartens.
- 1968 wurde in Kohlgrube infolge der Schließung des Bergwerkes der Kindergarten zugesperrt.