Schutzpatronin der Bergleute
Im religiösen Leben des Montanwesens nimmt, von der katholischen Tradition getragen, die Heiligenverehrung einen breiten Raum ein. Was die Popularität einzelner Sakralgestalten anlagt, steht St. Barbara an der Spitze. St. Barbara wurde auch in die Reihe der Vierzehn Nothelfer aufgenommen.
In diesem weit gespannten Kreis der Barbara-Verehrung setzt die bergmännische Art ganz besondere Formen. Die traditionsreiche Berufsgemeinschaft der Bergleute hat die Heilige mit eigenen Zügen ausgestattet. Bei ihrer Flucht tat sich nach der Legende ein Felsen auf und schützte sie. Die Aufgabe des Bergmannes ist das "Öffnen der Erde" und der Bergmannsgruß "Glück auf" gibt in seiner Deutung "Gott, tu die Klüfte auf" sinnhaften Ausdruck. Hie und da erscheint die Schutzpatronin geradezu in die Nähe der Jungfrau Maria gerückt. In Belgien wurden beide gemeinsam angerufen, wenn die Bergleute einfuhren.
Die bergmännische Integration hat vielfältigen Niederschlag gefunden, vor allem mit ihrem Gedenktag am 4. Dezember: in Brauch, Fest und Feier, in Lied und Gebet, in Bau und Bildwerk, in Kirchen und Kapellen, auf Altären, Fahnen und Wappen, schließlich sehr häufig als Gruben- und Stollennamen. Die Nothelferin ist Bewahrerin vor jähem und unvorgesehenem Tod und damit als Spenderin des letzten Sakramentes für die Männer vor Ort als Schutzpatronin besonders geeignet.
Noch bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts arbeiteten die Bergleute in Frankreich - wie in anderen Montanländern - aus religiösen Gründen im Allgemeinen am Barbaratag nicht - es würde sonst ein Unglück geschehen. Der Tag wurde in vielfacher brauchtümlicher Festlichkeit begangen: Barbaramesse, Bergparaden, Totengedenken, musikalische Umrahmung, Ledersprung, Bewirtung durch das Bergbauunternehmen. Im Hausruckrevier der WTK gab es Barbarawürstel und Bier.
Barbara gewinnt als Bergbauheilige erst in der Neuzeit Bedeutung. Noch 1517 fehlte sie unter den Knappenheiligen in der Maximilianischen Bergbauordnung. Der Höhepunkt der Verehrung war im 19. Jahrhundert. Sie hat noch heute höchste Bedeutung, obwohl sie 1969 aus dem offiziellen römischen Festkalender gestrichen wurde. Nach Verhandlungen wurde sie 1972 wieder in den Regionalkalender des deutschen Sprachgebiets unter den nicht gebotenen Feiertagen aufgenommen.