Glauben ist Licht
Heute am Dreikönigstag "Erscheinung des Herrn" geht es um das Licht, das der Glauben für uns bringt und ist. Hier setzt sich ein Thema fort, das im Advent begonnen hat. Wir singen und hören heute viel davon. Später zum Beispiel dann noch das Lied „Du bist das Licht der Welt, du bist der Glanz, der unseren Tag erhellt“. Das ist alles sehr richtig und wahr. Doch was bedeutet es?
Es kann ja nicht sein, dass glauben heißt, schöne Sätze, diese symbolische und metaphorische Sprache immer zu wiederholen und je öfter man sie wiederholt, desto mehr glaubt man. Alle beschwören „Ja das Licht! Der Glauben ist Licht, Jesus ist mein Licht …“ und niemand weiß überhaupt, was das bedeutet. Ich will versuchen, das mit Inhalten zu füllen.
Der erste Satz, den Gott in der Bibel spricht, ist – in der Schöpfungsgeschichte – richtig! Und Gott sprach: Es werde Licht!
Es gibt viel Gutes, das Gott geschaffen hat. Ein Höhepunkt ist das Gesetz, die Heilige Weisung, die er dem Mose auf dem Berg Sinai übergeben hat. Wir schränken uns meist auf die Zehn Gebote ein – aber es gibt noch viel mehr und viele, die nicht weniger wichtig sind als die Zehn Gebote. Das Gesetz Gottes ist die Tora – so nennt es das Judentum.
Die wörtliche Übersetzung von Tora bedeutet “Anweisungen” und auch diese wird mit Licht in Verbindung gebracht: „Wie das Öl Licht für die Welt ist, so sind auch die Worte der Tora Licht für die Welt“, sagt die jüdische Auslegung. Ein Zitat sagt, Mose brachte „die Tora den Nachkommen Jakobs und zündete dem Stamm Israels eine Leuchte an“. Das Buch der Sprüche bekennt (6,23): „Denn eine Leuchte ist das Gebot und die Unterweisung ein Licht, ein Weg zum Leben sind die Mahnungen der Erziehung.“ Unterstützt wird der Vergleich mit dem Licht, weil im Hebräischen Tora und Licht ähnlich klingen.
Jesus hat ganz aus dieser Tora gelebt und sie gepredigt und in vielen Zeichen verdeutlicht: Einer, der keine Richtung im Leben hat – der blind ist – kann wieder sehen. Für ihn ist es Licht geworden. Menschen teilen – von anfänglich nur fünf Broten und zwei Fischen werden tausende satt: Das ist ein Lichtblick. Eine, die bedrückt ist, die unter der Last des Lebens stöhnt – die Bibel nennt es Dämonen – findet wieder Sinn im Leben. Das ist Licht. Jesus hat die beispielhafte Geschichte erzählt von einem, der an der Straße niedergeschlagen worden ist, den ein Ausländer aus Samaria gesund gepflegt hat. Wenn das kein Lichtblick ist. Und einer, der am gesellschaftlichen Leben nicht teilnehmen durfte – die Bibel nennt es wegen Aussatz, wir könnten auch sagen weil er ein Bettler aus der Slowakei ist – den stellt er in die Mitte. Das ist mehr noch als ein Licht, das ist ein Blitzstrahl, der unser gewohntes Tun und Denken durchschlägt. Und schließlich auf dem Berg Tabor – da wird Jesus selbst zu Licht. Die Jünger, die dabei sind, können das kaum fassen. „Verklärung“ nennt es die Bibel.
Viele Licht-Geschichten könnte ich noch von Jesus erzählen. Für sein Wirken ist er als Aufrührer hingerichtet worden. War es falsch, was er gepredigt und getan hat? War es nicht richtig, wie er die heilige Tora ausgelegt hat? Das Evangelium erzählt, dass bei seinem Tod sich Finsternis auf das Land senkte.
Aber dann der Morgen des dritten Tages, an dem er im Grab gelegen ist: Gott hat ihn auferweckt und damit bestätigt, was Jesus getan und gesagt hat. Und wir feiern bis heute Ostern mit Feuer und Kerze als Zeichen.
Diese befreienden Erlebnisse, in denen dieses Licht der Weisung Gottes in unserer Welt sichtbar wird, die tragen das Judentum bis heute; und mit Jesus tragen und halten sie die Kirche, uns Christinnen und Christen. Bewahren wir dieses kostbare Geschenk. Amen.
Markus Himmelbauer
Epiphanias, 6.1.2017