Jubelsonntag 2017
Ich nehme Dich an
Dich.
Nicht ein ideales Traumbild
von einem Supermann, einer Superfrau.
Es ist auch nicht der kindliche Wunsch
nach der weiter verwöhnenden Mutter,
nach dem starken, beschützendem Vater.
Ich meine wirklich dich:
diesen leibhaftigen Menschen neben mir.
Dich mit Haut und Haaren,
mit dem Grübchen am Kinn
und den zusammengewachsenen Brauen,
mit Deinem Charme und Deinen Macken
mit Deinen Pickeln und Deinen Schweißfüßen.
Dich nehme ich an.
So wie Du bist.
Nicht so wie ich Dich gerne hätte.
Ich betrachte Dich nicht als mein Erziehungsprojekt.
Ich liebe Dich nicht mit Bedingungen „wenn Du ...“.
Ich nehme Dich an
mit Deiner Kinderstube und Deinen Manieren.
Mit dem, was Du gelernt hast,
und mit dem was Du nicht gelernt hast.
Mit Deiner Vorliebe für Schokolade,
und Deiner Angst vor Seilbahnfahren.
Mit Deinen Stärken und mit Deinen Schwächen,
mit Deiner Sonnenseite und mit Deinem Schatten.
Ja, auch das nehme ich an,
was Du selbst nur schwer annehmen kannst an Dir.
Alles, was zu Dir gehört:
wie Du Dich entwickelt hast,
wie Du jetzt bist,
wie Du sein wirst in zehn Jahren.
Ich nehme Dich an.
Dich.
Diesen erwachsenen, verwachsenen,
nie ausgewachsenen, immer weiter wachsenden,
stacheligen, zärtlichen, spröden, herzlichen,
unausstehlichen, liebenswerten, lebendigen,
menschlichen Menschen.
Dich nehme ich an.
Hermann Josef Coenen