Geschichte des Friedhofs

Ältester Bereich
Bis gegen Ende des 18.Jahrh. lag der Friedhof für die Wilheringer Bevölkerung (meist im Stift Beschäftigte) rund um die „Leutkirche“ im nördlichen Bereich des Stiftsgymnasiums und seines Turnsaals. Bei deren Errichtung wurden Gräberreste gefunden. Weil nach den Verordnungen von
Kaiser Josef II. Friedhöfe nicht mehr unmittelbar im Kirchenbereich angelegt sein durften, wurde 1776 ein neuer Friedhofsplatz geschaffen, nämlich auf dem heutigen Standort neben der Landstraße und in Nähe der großen 11m hohen Kreuzkapelle, die leider 1935 wegen der Straßenverbreiterung weggerissen wurde.
Die östliche Mauer und das Eingangstor zu diesem Friedhof waren an derselben Stelle wie heute, die westliche Begrenzungsmauer lag noch vor dem Soldatenfriedhof der im Lazarett des Stiftes Verstorbenen des 2. Weltkrieges. Wenn man bis 1954 diese Gräber etwa anlässlich der Allerheiligenfeier besuchen wollte, musste man den Friedhof zunächst verlassen und über die Bundesstraße auf einem Weg außer der Mauer zu ihnen hinaufsteigen.
Rechts vom Eingang war ein Kinderfriedhof (etwa bis 1980), links an Stelle der jetzigen Aufbahrungshalle die letzte Ruhestätte der Menschen, die sich selbst das Leben genommen haben. Diese Gräber waren mit einer Ausnahme kaum gepflegt. Ein Grab aber wurde von den Eltern des Toten ihr Leben lang liebevoll betreut. Ihr Sohn hatte nach der Matura den Einberufungsbefehl zum Hitlerkrieg erhalten und hatte sich daraufhin im Kürnbergerwald in großer Gewissensnot erhängt. Sein Grab wurde sogar vor dem Bau der Halle zum Trost der Eltern in den bestehenden Friedhof verlegt.
Erste Erweiterung
1954 wurde der Friedhof unter Einbeziehung des Soldatenfriedhofs um ca. 15m in westlicher Richtung erweitert und durch eine neue Mauer begrenzt, deren Reste man noch heute in der Nähe des Mittelbrunnens erkennen kann. Am dortigen Ende des Hauptweges wurde ein Kreuz von seinem Schöpfer Peter Walchshofer und vielen sachkundigen Helfern aufgestellt. Abt
Wilhelm und Pfarrer P. Silvester nahmen seine Weihe am 10. Oktober 1954 vor - zusammen mit der Einweihung des neuen Friedhofsbereiches.
Aufbahrungshalle
1966 wurde unter Pfarrer P. Gerhard die Aufbahrungshalle unter großer Mitwirkung der Pfarrgemeinde errichtet. Bis dahin wurden die Verstorbenen daheim aufgebahrt und auch dort von den Trauernden besucht.
Zweite Erweiterung
Unter Pfarrer P. Gottfried wurde der Friedhof 1971 bis 1974 um 600m² nach Westen erweitert und wurde die Gedenkkapelle für die Kriegsgefallenen errichtet. Vorher war deren Gedenkstätte an der Schmalseite des „Posthauses“ Wilhering Nr. 4.
Im Zuge dieser Erweiterung öffnete man die bestehende Westmauer für einen Zugang in den neuen Bereich und versetzte das Kreuz auf den heutigen Standplatz.
Dritte Erweiterung
1996 musste daran gedacht werden, einen Urnenbereich zu schaffen. Da eine Erweiterung nach Westen nicht mehr möglich war, entschied man sich für die Einbeziehung des südlichen auf einem Hang liegenden Waldstücks, das an den neuen Friedhofsteil anschließt. Bis zum Endausbau sind drei Urnenreihen geplant, von denen zunächst eine errichtet wurde, die über eine Stiege erreichbar ist. Die trennende Wand zwischen Alt und Neu wurde bei dieser Gelegenheit gänzlich abgebrochen, sodass das Bild des Friedhofs, wie wir ihn heute kennen, entstand.
Wasserversorgung
Im Jahr 1948 errichtete die Familie Obergärtner Winkler im Pumperhölzl in Friehofsnähe eine Quellfassung, die für das neu errichtete Haus Nr. 29 das Wasser liefern sollte. Das Überwasser, das reichlich floss, wurde durch ein eingegrabenes Rohr zum Friedhofstor gelenkt und bildete bis 1985 die einzige Wasserquelle des Friedhofs. Weil immer noch genügend Wasser vorhanden war, wurden auch die westlich des Friedhofs errichteten Wohnbauten an die Überwasserleitung angeschlossen.
Am Pfingstmontag 1969 drehten Raunacht-Spaßvögel rechtswidrig den allgemein unzugänglichen Absperrhahn für das Überwasser zu, worauf die Brunnstube bis über den Einstieg überlief.
Zunächst hatte man am Friedhof und in den Wohnblock-Familien kein Wasser, aber nach der erfolgten Öffnung des Hahnes kam nur Schmutzwasser in die Leitungen und Boiler. Im Zuge der Behebung des auch finanziell großen Schadens wurde eine zweite Brunnstube gebaut, natürlich
mit gesonderten Überwasserleitungen.
Nach Errichtung der Ortswasserleitung zwischen Ufer und dem Stift Wilhering konnte auch der Friedhof an diese angeschlossen werden mit Auslass unmittelbar neben der Kapelle. 2005 wurde ein Brunnen für einen weiteren Ortswasserauslass in Friedhofsmitte errichtet.
Der ursprüngliche Überwasserauslass außerhalb des Friedhoftores besteht immer noch, doch hat sich die Ergiebigkeit der Quelle im Lauf der Jahre deutlich verringert. Die zweite Brunnstube ist nun gänzlich im Eigentum des Friedhofs.
Stromversorgung
Bis etwa 1970 hatte der Friedhof keinen Stromanschluss. Im Zuge der Errichtung der westlichen Wohnbauten wurde die Anspeisung des Hauses Nr. 29 auf die Westseite umgestellt und die Leitung durch den Wald auf Masten Richtung Ost geführt. An sie konnte der Friedhof angeschlossen werden. Leider muss wegen des alt gewordenen Baumbestandes mit alljährlichen Stromausfällen durch herabstürzende Äste gerechnet werden.
Friedhofsverwalter
Ferdinand Lehner (1939 - 1980)
Karl Schwarzberger (1980 - 2005)
Richard Pleiner (2005 - 2010)
Erich Krakowitzer (ab 2011)