Pfarrer P. Johannes zum 5. Sonntag im Jahreskreis
Nach der Berufung der ersten Jünger zeigt uns der Evangelist Markus einen Sabbat mit Jesus in Kafarnaum am See Genezaret. Es beginnt mit dem Gottesdienst in der Synagoge, bei dem Jesus mit Vollmacht lehrt und einen Besessenen heilt. Jesus ist dann im Haus von Simon Petrus und Andreas zu Gast und befreit die Schwiegermutter des Petrus von Fieber. Am Abend schließlich ist die ganze Stadt vor der Haustür versammelt und bringt alle Kranken und Besessenen, und Jesus heilt viele.
- Die Botschaft vom Wunder in der Synagoge verbreitet sich wie ein Lauffeuer in ganz Kafarnaum!
Während die Heilung der Schwiegermutter des Petrus ein privates Ereignis ist, betont Markus: „Am Abend, als die Sonne untergegangen war, brachte man alle Kranken und Besessenen zu Jesus. Die ganze Stadt war vor der Haustür versammelt.“ (1,32 f.). Jesus ist innerhalb von wenigen Stunden in der ganzen Umgebung bekannt geworden. Im Mittelpunkt der Versammlung stehen die „Kranken und Besessenen“, von denen er viele heilt.
Die Not der Menschen äußert sich also vor allem in der Ohnmacht gegenüber der Krankheit. Durch das Ereignis beim Gottesdienst am Vormittag ist jedoch eine Hoffnung aufgeflammt, die sich gerade in der Darstellung der Armseligkeit, die sich Jesus präsentiert, so brutal äußert. Jesus sieht in den vielen Kranken aufs Deutlichste das Elend der Menschheit. Markus zeigt uns, dass Jesus davor nicht flieht, sondern seine Heilsmacht offenbart. Viele Menschen werden gesund!
- „Und er verbot den Dämonen zu sagen, dass sie wussten, wer er war.“
Diese Formulierung im Markusevangelium ist eine erste Überraschung, die aber dann das ganze Evangelium prägt: Schon am Vormittag in der Synagoge hatte der Dämon gesagt: Ich weiß, wer du bist, und Jesus befahl ihm: „Schweig!“ Auch jetzt müssen die Dämonen schweigen. Zugleich gibt Markus aber dem Leser einen deutlichen Hinweis. Bereits in der Überschrift zum Evangelium ist es dem Verfasser immens wichtig, dass wir wissen: Er ist der SOHN GOTTES! Bei einer späteren Heilung eines Besessenen (Mk 5,7) spricht es der Dämon direkt an. Der römische Hauptmann wird es nach dem Tod Jesu unter dem Kreuz bekennen. Jesus verbietet aber den Dämonen, dieses Geheimnis auszusprechen, um das sie genau wissen und deshalb auch erkennen, dass es um ihre Macht jetzt geschehen ist. Die vielen Schweigegebote durchziehen das ganze Markusevangelium!
- „Lasst uns anderswohin gehen, in die benachbarten Dörfer, damit ich auch dort verkünde; denn dazu bin ich gekommen.“
Dieses Wort Jesu ist für das normale menschliche Verständnis überraschend, und erinnert auch an die Versuchungen Jesu. Für die Jünger Jesu ist es kaum nachvollziehbar:
Jesus ist auf einen Schlag berühmt geworden. Durch die vielen Heilungen und Machttaten könnte er jetzt das große Geld machen, er könnte Macht ausüben, er könnte die Hohepriester und auch die Römer seine Überlegenheit spüren lassen. So etwas lässt sich doch niemand entgehen! (Vergessen wir nicht, dass auch heute die wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Prozesse nach solchen Gesetzmäßigkeiten ablaufen!)
Stattdessen entzieht sich Jesus dieser scheinbar logischen und für jeden verständlichen Dynamik. Er will in möglichst vielen Menschen ein Feuer entfachen, das sie dann befähigt, selbst am göttlichen Heilswerk mitzuarbeiten.
Gerade die Heilung der Schwiegermutter des Petrus verrät etwas davon: Jesus richtet die Frau auf, das lähmende Fieber weicht von ihr, und sie wird befähigt, selbst tätig zu sein.
- „In aller Frühe, als es noch dunkel war, stand er auf und ging an einen einsamen Ort, um zu beten.“
Man spricht heute oft von „Burn-out“. Erfolg, Anerkennung, positive Rückmeldung und ähnliches ist notwendig, um wieder Energie für weiteres Engagement aufzubauen. Wenn der Einsatz keinen spürbaren Ertrag hat, verheizt man sich langsam. Viele Menschen erleben nach langem, fast übermenschlichem Einsatz einen Zusammenbruch, von dem sie sich, wenn überhaupt, nur sehr langsam erholen.
Was tut Jesus? Seine Kraftquelle ist nicht menschliche Anerkennung, sondern das Einssein mit dem himmlischen Vater, das sich in der Stille im innigsten Gebet ausdrückt. An anderer Stelle (Joh 4,34) sagt Jesus: „Meine Speise ist es, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat, und sein Werk zu vollenden.“ Jesus verheizt sich also nicht in seinem rastlosen Einsatz für das Heil der Menschen, sondern schöpft ständig neu aus der Unmittelbarkeit des Vaters im Feuer des Heiligen Geistes.
Der Text wird auch im PDF-Format angeboten, mit der Bitte, ihn auszudrucken und an die Nächsten und Näheren weiterzugeben, die kein Internet haben.