Pfarrer P. Johannes zum 3. Fastensonntag
Johannes erzählt davon schon am Beginn, gleich nach der Hochzeit zu Kana. Somit werden die Jesusworte zum Programm des ganzen Evangeliums.
Wenn die Liturgie dazu als erste Lesung die zehn Gebote auswählt und als zweite Lesung das Pauluswort „Wir dagegen verkünden Christus als den Gekreuzigten: für Juden ein Ärgernis, für Heiden eine Torheit, für die Berufenen aber, Juden wie Griechen, Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit“ (1 Kor 1,23 f.), wird auch diesmal deutlich gemacht, dass für Christen nicht mehr die Maßstäbe dieser Welt, sondern die Maßstäbe Gottes zu gelten haben!
- Jesus vertrieb die Verkäufer und die Geldwechsler aus dem Tempel.
Dass der riesige Tempel für den Betrieb und die Erhaltung Unsummen an Geld verschlang, ist nicht zu bestreiten. Das war Jesus sicher auch klar. Das gilt auch heute noch. Das Problem damals wie heute ist die Frage, ob der Betrieb seinen Zweck erfüllt. Jesus kritisiert das damals schon scharf: „Macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle!“ (Joh 2,16). Das Haus Gottes muss ein Haus des Gebetes sein, und zwar so deutlich, dass es nichts geben darf, was diese Wirklichkeit verdunkelt. Nichts darf den Eindruck erwecken, dass es den Verantwortlichen im Wesentlichen nur um finanziellen Gewinn geht. Auch Beiträge und Spenden sollen uns Gott näherbringen. Im Johannesevangelium geht es aber um mehr, und das wird deutlich, nachdem die Juden Jesus zur Rede stellen:
2. Reißt diesen Tempel nieder und in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten.“
Der Tempel und damit alle kirchlichen Gebäude sind Zeichen für eine tiefere Wirklichkeit! Der eigentliche Tempel ist Jesus selbst. Das Evangelium macht das noch einmal deutlich, indem es erwähnt: „Als er von den Toten auferweckt war, erinnerten sich seine Jünger, dass er dies gesagt hatte“ (2,22). Der österliche Jesus, das Haupt der Kirche, ist der Ort, wo sich die Christen versammeln. Dass es in dieser Welt auch Gebäude braucht, in denen Kirche lebt, ist unbestritten, aber was sollen sie alle, wenn darin nicht der mystische Leib Christi, das gläubige Volk Gottes, gefunden wird?
Hier, in ihm, muss das Liebesfeuer des Heiligen Geistes brennen. Hier muss göttliche Berufung wahrgenommen werden. Hier muss die Antwort gefunden werden, warum wir überhaupt in der Welt sind. Von hier muss Segen ausgehen. Gerechtigkeit und Friede müssen von hier in die Welt ausstrahlen und die österliche Hoffnung muss die Menschen zu neuem Leben aufrichten.
3. Jesus „brauchte von keinem ein Zeugnis über den Menschen; denn er wusste, was im Menschen war.“ (2,25)
An anderer Stelle heißt es: Sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Der Mensch ist einer, der hungert nach einem Wort des Lebens, nach dem Wort Gottes. Jesus ist klar, dass die Urteile der Menschen vordergründig sind und dass nur der himmlische Vater der Quell der Wahrheit ist. Darum ist es so wichtig, dass der Tempel ein Haus des Gebetes ist, des Gebetes, das nicht so sehr die Menschen an Gott richten, sondern der Ort, wo die Menschen das lebensspendende Wort hören, das Gott an sie richtet. Für uns heute gilt also vor allem: In der Kirche (im doppelten Sinn des Wortes) soll uns Gott das Wort des Heiles zusagen können, und es fällt uns hier leicht, unser Herz für dieses Wort zu öffnen, - für das Wort, das Fleisch angenommen hat und sich uns als der österliche, der auferstandene Herr jederzeit neu zusagen möchte.
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