Pfarrer P. Johannes zum 3. Sonntag im Jahreskreis
Am vorigen Sonntag haben wir von der überraschenden Gewöhnlichkeit gehört, in der das Reich Gottes sich auszubreiten beginnt. Der Evangelist Markus zeigt uns eine andere Perspektive. Er, der in seiner einfachen Sprache mit ganz wenigen Worten das Entscheidende aufschreibt, lässt uns das Drängende der Botschaft Jesu gerade dadurch spüren:
Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium!
Mit diesen kurzen Sätzen kann zu aller Zeit die Botschaft Jesu zusammengefasst werden. Alle Reden, alle Zeichen und Wunder Jesu, auch alle Auseinandersetzungen bis hin zum Leiden und Sterben, sind nur die Ausfaltung dieser Worte:
Die Zeit ist erfüllt: Jetzt kommt es auf die richtige Entscheidung an. Jetzt gilt es, Augen und Ohren für das Evangelium zu öffnen. Jetzt ist der letzte Augenblick für die Kurskorrektur. Jetzt gilt es, wahrzunehmen, was eigentlich die Motivationen und Ziele meines Lebens sind. Worum geht es mir in meinem Leben? Was möchte ich herausholen? Was möchte ich gewinnen?
Das Reich Gottes ist nahe! Jetzt bricht in mein Leben etwas so Neues, Unerwartetes herein, dass nichts so bleiben kann, wie es war. Jetzt gilt es auch, zu überprüfen, ob das, was bisher mein Leben bestimmt hat, standhält. Bisher galten die Gesetzmäßigkeiten der innerweltlichen Zeit, jetzt bricht eine neue Zeit an. Alle irdischen Maßstäbe werden vergehen, das Reich Gottes wird aufblühen, wachsen, sich entfalten – ja, es gilt keine Zeit zu verlieren.
Kehrt um! Für meine neuen Lebensziele werde ich entsprechende Methoden brauchen. Was waren meine bisherigen Lebensziele? Was war mir bisher heilig? Worauf konnte ich nicht verzichten? Wofür hat bisher mein Herz geschlagen? Wovon habe ich bisher begeistert erzählt? Was habe ich meinen Kindern und den lieben Menschen ans Herz gelegt? Sind meine Lebensziele so stark, dass sie die derzeitigen Herausforderungen durchhalten? Zeigen nicht verschiedene Äußerungen in Gesellschaft und Politik, vor allem auch gewisse „Anti“-Demonstrationen, dass es um die wirklichen Überzeugungen nicht gerade rosig bestellt ist?
Glaubt an das Evangelium! Alles wird gut! Manches mag bedrohlich aussehen. Bei den derzeitigen weltpolitischen Entwicklungen könnte einem angst und bange werden. Bedrohungsszenarien könnten einem jeden Mut rauben, die Realität der Klimaveränderung lässt uns Szenarien entwerfen, die jede Hoffnung schwinden lassen. Faktum ist, dass gerade das kleinkrämerische Denken der gegenwärtigen Menschheit diese Bedrohungen immer noch wachsen lässt. Gott hat eine Perspektive, die Heil schafft, unendlich über alle menschlichen Vorstellungen hinaus. Aber das verlangt Umkehr und Glauben. Anders geht es nicht. Es gibt keinen Heilsautomatismus.
Da sagte er zu ihnen: Kommt her, mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen. Und sogleich ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm nach.
Für den Dienst an diesem Evangelium braucht Jesus nun Menschen. Er ruft sie, und sie folgen ihm. Man beachte dieses Drängende in der Sprache des Markus: „Mir nach!“ „Und sogleich…“ – es bleibt nicht mehr viel Zeit.
Ein kurzer Blick auf die Lesungen lässt dieses Drängende der göttlichen Botschaft sowohl in der Warnung Jonas an Ninive (Noch 40 Tage und Ninive ist zerstört!) als auch in der Lesung aus dem 1. Korintherbrief (Ich sage euch, Brüder: Die Zeit ist kurz!) hervortreten. Nicht etwas Bedrohliches, sondern ein weltüberbietendes Heil fordert eine entschlossene Entscheidung!
Der Text wird auch im PDF-Format angeboten, mit der Bitte, ihn auszudrucken und an die Nächsten und Näheren weiterzugeben, die kein Internet haben.