Pfarrer P. Johannes zum 5. Fastensonntag
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Insbesondere stellt aber Jesus für sich und uns alle einen Grundsatz auf, der für unsere Lebensgestaltung wichtig ist: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein. Wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht.“
1. Einzug Jesu in Jerusalem
Das heutige Evangelium beginnt mit dem Versuch einer Kontaktaufnahme von Ausländern (Griechen) mit Jesus im Zusammenhang mit seinem feierlichen Einzug in Jerusalem, den wir immer am Palmsonntag feiern. Das Interesse an Jesus geht mittlerweile also weit über Israel hinaus. Für uns sollte das bedeuten, dass sich im tiefsten Herzen die ganze Menschheit nach dem sehnt, der stärker ist als der Tod. Man beachte, dass die Auferweckung des Freundes Lazarus als Grund für das große Interesse an Jesus gerade vorher angesprochen wird. Man darf auch nicht vergessen, dass zum Paschafest eine gewaltige Menschenmenge von weither nach Jerusalem pilgerte.
2. Weizenkorn
Es ist zunächst Programm des Lebens und Sterbens Jesu. Während ihm noch zugejubelt wird, hat er seinen Tod vor Augen. Jesus sieht sich selbst als Weizenkorn, das reiche Frucht bringt, nachdem sein Leichnam ins Grab gelegt wird. Überraschenderweise bezeichnet Jesus seine Lebenshingabe aber auch als Erhöhung und als Verherrlichung. Er, der der Versuchung zu irdischem Erfolg und Ruhm widerstanden hat, wird am Ostermorgen als wahrer Sieger feststehen, der uns dann mit Gnade geradezu überschütten wird, wenn wir sie nur annehmen.
Klar ist aber zugleich, dass auch unser Leben nur in dem Maß gelingen wird, in dem wir uns ebenso wie er als Weizenkorn sehen, das im Sich-Verschenken den wahren Sinn des Daseins erreicht. Wer alles aus seinem Leben herausholen will, wird letztlich alles verlieren. Niemals kann man am Ende als Gewinner aussteigen, wenn man meint, alles gewinnen zu müssen. Wessen Leben dagegen auf dem Grundprinzip des Sich-verschenkens und Sich-vergessens gründet, der kann sich am Ende gewiss sein, dass er alles gewonnen hat, was es im Leben überhaupt zu gewinnen gibt. Aller Egoismus führt nur zu Scheingewinnen, die in der Schlussbilanz Leere zurücklassen.
3. „Jetzt ist meine Seele erschüttert!“
Unbestritten bleibt, dass ein solches Lebensprogramm mit ständigem Kampf verbunden ist. Einerseits braucht es täglich eine gewisse Selbstverleugnung. Es ist nicht leicht, ständig gegen den Strom zu schwimmen und nicht auf die Rendite der persönlichen Investition zu schauen.
Zugleich aber ist die Grundhaltung eines Weizenkorndaseins auch eine Provokation des Großteils der Gesellschaft. Wer nicht in den Mainstream eintaucht, löst Aggressionen bei denen aus, die sich auf Egoismus und Machtgier festgelegt haben. Das ist schließlich Jesus zum Verhängnis geworden. Alles, was ihm da angedichtet und auch im Prozess gegen ihn verwendet worden ist, ist die Konsequenz einer panischen Angst um die eigene Machtposition. Jesus hat mit der Botschaft der Liebe Gottes vor allem zu den Benachteiligten, Außenseitern, Kranken, Sündern und auch den Kindern die Stabilität der Gesellschaft bedroht. Die Todesangst Jesu ist die Wahrnehmung einer Verlogenheit, die aus Angst um ein bestehendes System vor den schlimmsten Grausamkeiten nicht zurückschreckt.
Wenn wir einen Blick auf das Handeln brutaler Machthaber werfen, etwa heute im Nahen Osten, so müssen wir traurig erkennen, dass sich seit der Zeit der Ursachen für Jesu Todesangst nichts geändert hat.
Wir dürfen nicht übersehen, dass es auch bei uns in Österreich politische Kräfte gibt, die die Angst vor Destabilisierung fördern, während man merkt, dass es nur um Stimmengewinn und nicht um die Menschenwürde geht. Dass die Gesellschaft heute so leicht manipulierbar ist, macht es für einen, der sich die Lebenshaltung und die Botschaft Jesu zu eigen machen will, nicht leicht. Aber die Zusage des himmlischen Vaters an Jesus gilt zugleich jedem, der bereit ist, als Weizenkorn zu leben und reiche Frucht der Liebe und des Friedens zu bringen.
Der Text wird auch im PDF-Format angeboten, mit der Bitte, ihn auszudrucken und an die Nächsten und Näheren weiterzugeben, die kein Internet haben.