Pfarrer P. Johannes zum Palmsonntag
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Einen König, der auf einem Esel in Jerusalem einzieht, dem man eine Dornenkrone aufsetzt, und der in seinem Sterben als Sohn Gottes erkannt wird! Feiern wir einen Spottkönig? Oder spottet der, der allein würdig ist, König zu sein, aller irdischen Macht. Wird möglicherweise angesichts göttlicher Macht, die sich in irdische Ohnmacht kleidet, alle irdische Macht als angemaßte Macht lächerlich?
1. Der Friedenskönig
„Juble laut, Tochter Zion! Jauchze, Tochter Jerusalem! Siehe, dein König kommt zu dir. Gerecht ist er und Rettung wurde ihm zuteil, demütig ist er und reitet auf einem Esel, ja, auf einem Esel, dem Jungen einer Eselin“ (Sach 9,9). Diesen Jubelruf des Propheten Sacharja vollzieht Jesus bei seinem Einzug in Jerusalem. So schön es klingen mag, bis heute ist diese Vision angesichts dessen, wie sich irdische Machthaber präsentieren, absurd. Dieses so deutliche Zeichen haben nicht einmal die Apostel, geschweige denn die Einwohner von Jerusalem und die vielen Pilger vor dem Pessach verstanden. Es ist aber ein heiliges Zeichen, das die göttliche Botschaft unterstreicht. Die üblichen Herrschaftsformen sind weit von dem entfernt, was Gott uns verkünden will.
2. Christus Jesus war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz.
Der sehr frühe Christushymnus im Philipperbrief fasst zusammen, worin die Gottesherrschaft gründet. Auf der Grundhaltung Jesu, die irdisch im Kreuzestod endet, beruht die eigentliche Gottesmacht. Nachdem irdische Herrschaft scheinbar gesiegt hat, ist der Sieg der göttlichen Liebe endgültig geworden. Vor dem Gekreuzigten und Auferstandenen wird sich jedes Knie beugen im Himmel, auf der Erde und unter der Erde.
Vor allem das Markusevangelium verbindet alle Werke Jesu, die dazu führen könnten, seine außergewöhnliche Größe und Vollmacht hervorzuheben, mit einem Schweigegebot. Dagegen werden Aussagen hervorgehoben, die auf Schwäche hinweisen, so, dass er in Nazareth kein Wunder tun konnte (Mk 6,5), oder auch, dass die Angehörigen sagen, Jesus sei „von Sinnen“ (Mk 3,21). Am ehesten sind es die Dämonen, die genau wissen, wer er ist. (Z. B. Mk 1,24. 34; 5,7)
3. „Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn.“ (Mk 15,39)
Im Markusevangelium wird genau beim Tod Jesu am Kreuz dem römischen Hauptmann klar, wer hier gestorben ist. Dieses Bekenntnis zeigt die äußerste Spannung dieses Buches auf. Der Evangelist hat doch in der Überschrift betont, dass es das Evangelium vom Sohn Gottes ist. In der tiefsten Erniedrigung, wo keine Spur von der göttlichen Allmacht wahrnehmbar ist, vermag das allerheiligste Geheimnis so aufzuleuchten, dass sogar ein Nichtjude davon betroffen ist. Die äußerste Verzweiflung des Gottessohnes trägt das Ostergeheimnis schon in sich.
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Während des merkwürdigen Einzuges Jesu auf einem Esel wollen die Jünger noch etwas von irdischer Macht spüren. Diese muss letztlich, einschließlich der Vertreibung der Händler aus dem Tempel, schon als machtloses Versagen wahrgenommen werden, das in Spott und Hohn der Priesterklasse Jerusalems und der römischen Soldaten unter dem Kreuz gipfelte. Gerade hier macht uns aber der Evangelist bewusst, dass der Gekreuzigte der wahre Sieger ist, der als einziger würdig ist, König der Herrlichkeit zu heißen. Was der billige irdische Blick ohne Ewigkeitsperspektive nicht zu sehen vermag, wird – beginnend mit dem Ostermorgen – mehr und mehr aufstrahlen. Und einst wird es offenbar machen, was der Christushymnus im Philipperbrief schon besingt: Jedes Knie im Himmel, auf der Erde und unter der Erde wird sich vor ihm beugen, der in seiner Erniedrigung die Macht der Sünde und des Todes endgültig gebrochen hat.
Anmerkung: Die „Gedanken zum Palmsonntag“ 2020 ergänzen die Überlegungen.
Der Text wird auch im PDF-Format angeboten, mit der Bitte, ihn auszudrucken und an die Nächsten und Näheren weiterzugeben, die kein Internet haben.