Pfarrer P. Johannes zum Fest der Taufe des Herrn
Liebe Mitchristen!
Obwohl Jesus mindestens 30 Jahre alt war, als er sich von Johannes taufen ließ, schließt der Weihnachtsfestkreis erst mit dem Fest, welches dieses Ereignisses gedenkt. Und tatsächlich macht uns die Taufe Jesu besonders deutlich, was Weihnachten eigentlich besagt.
Der Evangelist Markus erwähnt scheinbar nur nebenbei, dass unter den vielen Täuflingen bei Johannes auch Jesus war, und zwar gleich nach den Worten des Täufers, dass der, der kommen soll, mit dem Heiligen Geist taufen wird.
- Johannes der Täufer fordert Umkehr und weist auf den hin, der nach ihm kommen wird.
Wir haben bereits am zweiten und dritten Adventsonntag bedacht, wie stark Johannes, die „Stimme des Rufers in der Wüste“, auf das Volk Israel gewirkt hat, und dass auch die religiösen Führer in Jerusalem von der Botschaft des Täufers beunruhigt waren. Es müssen Tausende gewesen sein, die die Drohreden gehört haben und erschrocken waren. Der Wunsch nach entschlossener Neuordnung des Lebens fand seinen besonderen Ausdruck in der Bereitschaft, in den Jordan zu steigen und sich symbolisch von den Sünden reinwaschen zu lassen. Die schneidend scharfen Worte, die Matthäus gegen Pharisäer und Sadduzäer verwendet, die die Taufe offensichtlich als Show inszenieren wollen („Ihr Schlangenbrut, wer hat euch denn gelehrt, dass ihr dem kommenden Zorngericht entrinnen könnt? Bringt Frucht hervor, die eure Umkehr zeigt …“, Mt 3,7f.), erwähnt Markus nicht.
- Jesus lässt sich von Johannes taufen.
Es wird nirgends geschrieben, warum Jesus sich taufen lässt. Markus bringt das Geheimnis aber auf den Punkt, und die Urgewalt der Botschaft erschließt sich gerade in der Kürze: Soeben hat Johannes zu den Zuhörern gesagt:“ Ich habe euch mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen“ (Mk 1,8). Der folgende Vers berichtet wie nebenbei, dass sich eben auch Jesus taufen ließ. Die freundschaftliche Auseinandersetzung, wer da wen taufen sollte („Ich müsste von dir getauft werden und du kommst zu mir?“ Mt 3,14), wird bei Markus nicht erwähnt.
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Wir sollten uns aber bewusst machen, dass sich Jesus hier in die zum Teil schlimmen Sünder einreiht und gemeinsam mit ihnen in den Jordan steigt, in den hinein symbolisch der ganze Unrat der Verbrechen der Menschheit abgewaschen wird. Wir werden unvermittelt an das Wort des Apostels Paulus im zweiten Korintherbrief erinnert: „Er hat den, der keine Sünde kannte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm Gerechtigkeit Gottes würden.“ (5,21)
- Die Offenbarung der Heiligsten Dreifaltigkeit:
Der Evangelist Markus lässt uns an dieser Stelle an innerster Erfahrung Jesu teilhaben. Markus betont, dass nur Jesus selbst dieses Geheimnis erlebt:
„Und sogleich, als er aus dem Wasser stieg, sah er, dass der Himmel aufriss und der Geist wie eine Taube auf ihn herabkam. Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.“ (1,10 f.)
- Der Himmel reißt auf: Er ist nicht mehr verschlossen. Jesus sieht das, wonach sich die Menschheit zutiefst sehnt. Der Weg zur Erlösung ist offen, auch für uns.
- Der Heilige Geist kommt auf ihn herab. Mit diesem Geist wird er selbst dann die Menschen taufen. Dieses Feuer, das hier wie eine Taube auf Jesus herabkommt, soll das Herz aller Menschen entflammen.
- Die Stimme des himmlischen Vaters redet Jesus als geliebten Sohn an. In diesem Sohnesbewusstsein und in der Gewissheit der Einheit mit dem Vater im Feuer der Liebe des Heiligen Geistes wird er Vergebung und Heilung schenken und die Botschaft von der Rettung verkünden.
Es sollte doch zu denken geben, dass Gott in dieser Welt gerade in der Niedrigkeit erfahrbar wird, und dass dort wo sich Menschen aufspielen, ihre Macht zeigen, auf Ausbeutung und Erniedrigung anderer setzen, Gottesfinsternis herrscht. Dass die Offenbarung der göttlichen Herrlichkeit gerade die Hirten erreicht, die als Außenseiter galten, die Offenbarung der heilenden Nähe Gottes in Jesus Christus gerade die Armen, Schwachen, Sünder - während die Angesehenen und Mächtigen unfähig waren, etwas davon wahrzunehmen - ist doch bezeichnend! Gott möchte sich aller erbarmen. Bei den Schwächsten tut er sich dabei am leichtesten!
Der Text wird auch im PDF-Format angeboten, mit der Bitte, ihn auszudrucken und an die Nächsten und Näheren weiterzugeben, die kein Internet haben.