Pfarrer P. Johannes zum 3. Adventsonntag
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Liebe Mitchristen!
Der heurige 3. Adventsonntag stellt uns wieder Johannes den Täufer vor, diesmal aber so, wie ihn der Evangelist Johannes präsentiert. Die Grundaussage ist die gleiche wie vorigen Sonntag. Dieser Evangelist setzt aber besondere Schwerpunkte: Johannes ist nicht selbst das Licht, er gibt Zeugnis für das Licht. Das ist die Aussage im Prolog (1,6-8).
Im zweiten Teil des Evangeliums (1,19-28) soll Johannes sein Tun rechtfertigen. Und in diesem Abschnitt des Evangeliums verrät sich etwas für uns sehr Wichtiges:
Wer bist du denn?
Die Gesandten der Juden von Jerusalem dringen in Johannes immer wieder von Neuem, doch zu sagen, unter welchem Titel er seine Botschaft verkünde und mit welcher Autorität er taufe. Man hört zwar aus dieser Evangelienstelle keine Feindseligkeit heraus, aber die Boten sind fast unglücklich, weil es ihnen nicht gelingt, Johannes einen ordentlichen Titel zu entlocken.
„Ich bin wer“, ist eine Redewendung, die einem Menschen besondere Bedeutung und besonderes Gewicht gibt. „Das ist ein Doktor, der muss es wissen!“ Mir hat es gut gefallen, als ich bei einem Besuch im Altersheim feststellte, dass das Pflegepersonal die von der Last des Alters schwer leidenden Menschen mit ihren Titeln und Ehrentiteln angeredet haben. Das lässt die so hilflosen Menschen etwas von der Würde spüren, die sie trotz allem noch haben.
Bis vor einem halben Jahrhundert war es üblich, dass Bürgermeister, Gemeindearzt, Apotheker, Schulleiter und vielleicht auch Inspektor auf einem eigenen Tisch saßen, wo eigentlich die wichtigsten Entscheidungen für die Gemeinde bereits schon getroffen und die notwendigen Strategien ausgeheckt wurden.
Ich bin nicht der Christus, nicht Elija, nicht der Prophet, ich bin nur die Stimme des Rufenden, von der Jesaja schreibt.
Man merkt, wie schwer sich die Gesandten mit dieser Antwort tun. Wenn dieser Johannes nichts Besonderes ist, dann kann ja auch seine Botschaft nichts wert sein. Wie sollen sie sich aber erklären können, dass ganz Jerusalem zu ihm in die Einöde hinauszieht, und Johannes immer wieder betonen muss, dass er nicht selbst der Christus ist? Ein Mensch ohne Titel, ohne Bedeutung, ohne Auftrag löst im Volk eine Bewegung, eine Erschütterung, eine Bereitschaft zur Umkehr aus, die nicht erklärbar ist! In ganz Israel ist dieser Täufer zum Tagesgespräch geworden und die Neugier des Volkes wird immer größer. Sogar Fischer aus Kafarnaum haben sich ihm als Jünger angeschlossen, unter ihnen Andreas, der dann seinen Bruder Simon zu Jesus führt. Johannes hat seine Jünger dem Herrn übergeben (Joh 1,35-51).
„Mitten unter euch steht der, den ihr nicht kennt ... Ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe aufzuschnüren.“
Dieser Johannes ist also nicht selbst das Licht, nicht der Christus, nicht der verheißene Prophet, sogar seine Taufe ist nur ein Verweis auf den, der schon mitten unter den Menschen lebt, der aber auch keine äußerlichen Titel verwendet. Johannes wird ihm als erstes den Titel „Lamm Gottes“ geben.
Wenn man also mit beamteter Autorität auftritt, im Namen des Gesetzes, im Namen der Wissenschaft, oder mit der Autorität vieler Erfolge und Siege, hat man in der Öffentlichkeit großes Gewicht. Man kann sich dann eigentlich hinter seinen Titeln verstecken, kann die Autorität der gesellschaftlichen Macht sprechen lassen.
Johannes hat nichts Äußerliches vorzuweisen, das Gewicht seiner Botschaft liegt gerade darin, dass er nur der Rufer ist, der auffordert, Hügel zu senken und Täler aufzufüllen, alle Hindernisse wegzuräumen, den Weg zu bereiten, damit der Herr ankommen kann.
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Gerade die fehlende äußere Autorität macht Johannes so glaubwürdig. Gerade weil es ihm nicht um seine Ehre, seinen Erfolg, seine Berühmtheit geht, kann er seine Zuhörer so sehr überzeugen. Im Johannesevangelium wird dieses Zurückstehen mit besonderer Konsequenz dargestellt, sogar nochmals im 3. Kapitel, 22-36, wo es zwischen den Jüngern des Johannes und den Jüngern Jesu zum Streit kommt und die Johannesjünger sich bei ihrem Lehrer beklagen. „Der Mann, der bei dir war und für den du Zeugnis abgelegt hast, der tauft jetzt, und alle laufen zu ihm!“ Hier bezeichnet sich Johannes nicht nur als Gesandter, der dem Christus vorausgeht, sondern auch als Freund des Bräutigams. „Er muss wachsen, ich aber muss kleiner werden.“
Vielleicht ist es das Problem der Kirche heute, dass sie sich allzu sehr selbst verkündet und es ihr allzu sehr um sich selbst geht. Der Bote darf sich nicht um sich selbst sorgen. Es muss ihm ausschließlich um die Sendung gehen. Der Erlöser braucht die Stimme des Rufenden.
Wir sollen nicht übersehen, dass Johannes nur den im Sinn hat, dem er seine Stimme leiht, und dass er es geschafft hat, eine starke Erwartungshaltung im Volk zu bewirken. Er, der auf sich selbst nicht geachtet hat, bekommt im Lauf der Zeit vom Volk ein solches Gewicht, dass er sich sogar heftig dagegen wehren muss. Er läuft Gefahr, durch seine große Bedeutung nicht mehr der Rufer in der Wüste sein zu können. Deshalb immer wieder das Wort: Er muss wachsen, ich muss geringer werden. Ich bin nur die Stimme eines Rufenden, ich bin es nicht wert, die Schuhriemen dessen zu lösen, den ich hier ankündige!
Der Text wird auch im PDF-Format angeboten, mit der Bitte, ihn auszudrucken und an die Nächsten und Näheren weiterzugeben, die kein Internet haben.