Pfarrer P. Johannes zum 2. Adventsonntag
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Liebe Mitchristen!
Der zweite und der dritte Adventsonntag sind zwar immer besonders Johannes dem Täufer gewidmet. Dabei sollte die Überschrift, die der Evangelist Markus seinem Werk gibt, aber doch gebührend beachtet werden: „Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, Gottes Sohn.“ Einerseits betont Markus, dass Jesus der Christus ist, also der lange schon erwartete endgültige Heilbringer, zugleich geht es ihm jedoch darum, zu betonen, dass dieser Christus Gottes Sohn ist! Dieses Geheimnis ist die gute, heilbringende Botschaft, das Evangelium schlechthin.
Im nächsten Schritt verweist der Evangelist auf die große Sehnsucht nach diesem Christus, hebräisch Messias, von der unzählige Schriftworte des Alten Testaments sprechen, insbesondere Jesaja. Von ihm hören wir den ganzen Advent hindurch viele Verheißungsworte, insbesondere auch in der heutigen ersten Lesung (Jes 40,1-5.9-11), die Markus ja zitiert. Dabei ist eigentlich der erste Satz nicht von Jesaja, sondern von Maleachi (Mal 3,1). Daneben spenden aber noch viele andere Propheten den Menschen ihrer Zeit Trost mit der Verheißung des kommenden endgültigen Heilsbringers.
Johannes der Täufer ist also dieser Bote und diese Stimme, die in der Wüste auffordert, dem Herrn den Weg zu bereiten. Dieser Ruf muss tatsächlich sehr viele Menschen aufhorchen lassen haben. Markus schreibt geradezu überschwänglich: „Ganz Judäa und alle Einwohner Jerusalems zogen zu ihm hinaus.“ Das Auftreten des Künders hatte solche Wirkung, dass der Evangelist Lukas sogar erwähnt: „Das Volk war voll Erwartung und alle überlegten im Herzen, ob Johannes nicht vielleicht selbst der Christus sei.“ (Lk 3,15)
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Deshalb betont der Täufer, wie es anschließend heißt: „Nach mir kommt einer, der ist stärker als ich.“ Dieser wird dann mit Heiligem Geist taufen.
Was heißt das nun für uns:
- In der Tiefe unseres Herzens wie in jedem Menschen unserer Zeit glüht so wie damals die Sehnsucht nach dem wirklichen Heilbringer. Die Gefahr, irregeführt zu werden und billige Botschaften für das Eigentliche zu halten, besteht immer. Es braucht die Unterscheidung der Geister, das wahrhaft Heilbringende vom Bedeutungslosen zu unterscheiden. Die Werbung und die öffentliche Meinung, die Mode und die politische Propaganda sind immer kritisch zu hinterfragen.
- Beachtlich ist, wie deutlich Johannes der Täufer hinter den zurücktritt, dessen
Kommen er verkündet. „Ich bin es nicht wert, mich zu bücken und ihm die Riemen der Sandalen zu lösen.“ Die Demut ist wohl Maßstab für die Echtheit einer Heilsbotschaft.
- In diesem Zusammenhang muss auch erinnert werden, wie oft sich Menschen als Erlöser, als Heilbringer, ausgegeben haben. Gewisse Politiker auch in den letzten Jahrzehnten haben sich nicht gescheut, das Gefühl zu vermitteln, dass sie alleine die Fähigkeit hätten, dem Land das wahre Heil zu schenken, wenn man sie nur wählen würde. Mit gewaltiger Rhetorik, mit der die Machtgeilheit verdeckt wird, haben Menschen an die Spitze eines Volkes gedrängt. Die Sehnsucht der Menschheit nach dem „Erlöser“ hat allzu oft zur Bereitschaft geführt, sich sogenannten „Führern“ unkritisch zu unterwerfen. „Lauft ihnen nicht nach!“, sagt Jesus an anderer Stelle.
- Schließlich aber dürfen wir vertrauen, dass unser Verlangen nach Erlösung nicht ein leeres Gefühl ist, sondern tiefstes Geheimnis unserer menschlichen Wirklichkeit. Eine authentische adventliche Grundhaltung, also die Bereitschaft zur Wachsamkeit, von der Jesus am ersten Adventsonntag so deutlich gesprochen hat, entspricht uns Menschen. Wir erwarten das Kommen unseres Herrn und Erlösers Jesus Christus, der so kommt, dass er wirklich in unserem Herzen ankommen kann, nämlich als Kind, das in einem Hirtenunterstand geboren wird, weil in der Herberge kein Platz ist.
Der Text wird auch im PDF-Format angeboten, mit der Bitte, ihn auszudrucken und an die Nächsten und Näheren weiterzugeben, die kein Internet haben.