Pfarrer P. Johannes zum 32. Sonntag im Jahreskreis
![© Pfarrgemeinde Wilhering](/img/57/fa/8b5bf641d93076de1be3/--oil-lamp.jpg)
Liebe Mitchristen!
Die letzten drei Sonntage des Kirchenjahres wollen uns mit starken Bildern dazu aufrufen, das Leben von der Ewigkeitsperspektive her zu sehen. In dieser Hinsicht fühlen wir uns oft überfordert. Die Verheißung aber ist groß: Teilnahme an der Hochzeit, Übertragung einer großen Aufgabe und das Eingehen in die Freude sowie die Besitznahme des Himmelreiches. Dafür sind jedoch Aufgaben in unserer irdischen Welt nach Kräften, mutig und mit Klugheit zu erfüllen.
- Seid klug!
Die 5 klugen Jungfrauen (Hauptportal Münster in Bern)
Es geht in Mt 25,1-13 um zehn Jungfrauen, die mit Lampen dem Bräutigam entgegengehen, um die Hochzeitsfeier zu verschönern. Sie werden dort eine wichtige Rolle einnehmen, und das ist auch ihr einziges Ziel. Sie sind überfordert, weil der Bräutigam lange nicht kommt. Sie schlafen ein. Klugheit könnte man in diesem Gleichnis im Wissen um die eigene Schwäche und in der Vorsorge dafür erkennen.
Nur die klugen Jungfrauen haben für diesen Fall vorgesorgt. Sie haben genug Öl für sich mitgenommen, aber Reserve für die anderen haben sie nicht mehr. Es ist also schon jeder für sein eigenes Leben verantwortlich. Man muss immer das vor Augen haben, worauf es im Leben eigentlich ankommt.
2. Seid wachsam!
Diesen Aufruf hören wir bei Jesus sehr oft. Die Knechte müssen auf die Rückkunft ihres Herrn warten und werden seliggepriesen, wenn dieser sie wach findet. (Vgl. vor allem Lk 12,37-46) Es geht um die Grundhaltung der Erwartung von etwas, dessen Kommen man nicht unter Kontrolle hat und wofür man sich rüsten muss, vergleichbar mit einem Dieb, der zu einer Zeit kommt, die man nicht vermutet. Es kann der Hausherr sein, oder wie im heutigen Gleichnis der Bräutigam.
Wenn Jesus so sehr auf die Wachsamkeit dringt, dann muss in dieser Grundhaltung etwas ganz Entscheidendes liegen. Es ist nicht egal, welches Lebensprogramm man sich zurechtlegt. Man muss sich schon fragen, ob die Ziele, die man im Leben verfolgt, Ewigkeitswert haben und ob es sich also auszahlt, dafür all seine Lebensenergie zu investieren.
3. Lasst eure Lampen brennen! (Lk 12,35)
Neben den beiden vorhergehenden Aufrufen steht die Lampe auch noch für das richtige Sehen. Die Lampe brauche ich, wenn es dunkel ist. Wenn der Dieb in einem Haus Licht sieht, wird er es auch nicht leicht wagen, dort einzubrechen. (Es ist ja bekannt, dass in den Geschäften und Tankstellen auch nach Betriebsschluss eine Lampe brennt. Es könnte also doch noch jemand da sein.) Diese Lampe (oder Laterne) brauche ich aber auch, um in der Dunkelheit den Weg nicht zu verfehlen. Diese meine Lampe hindert mich wohl daran, in der Dunkelheit irgendwelchen Irrlichtern zu vertrauen, die mich vom rechten Weg abzubringen drohen.
In einer dunklen Welt weist diese Lampe auch auf den Glauben an das wahre Licht der Welt hin, welches ich keinesfalls verlieren darf und das mich den richtigen Weg für mein Leben finden lässt. Wenn wir für die Verstorbenen beten: „das ewige Licht leuchte ihnen“, dann meinen wir ja auch Christus als das wahre Licht der Welt. Es ist das Licht der göttlichen Liebe, das uns erst zur Nächstenliebe fähig macht, die im heurigen Evangelium vom Christkönigssonntag die Eintrittsbedingung für das Himmelreich ist.
4. Der Bräutigam und das Hochzeitsmahl
Die brennende Lampe lässt die klugen Jungfrauen die Aufgabe nicht vergessen, für die sie unterwegs sind. Die törichten Jungfrauen nehmen die Aufgabe nicht wirklich ernst. Sie haben nicht an das Reserveöl für ihre Lampen gedacht. Das kann durchaus eine Parallele zum Evangelium sein, das wir vor vier Wochen gehört haben. Da hat der König zur Hochzeit seines Sohnes eingeladen. Damals war den Gästen alles Mögliche wichtiger. Alle haben sich entschuldigt. Ihnen war diese Einladung so lästig, dass einige über die Boten des Königs hergefallen sind, sie misshandelt oder sogar getötet haben. Im heutigen Gleichnis macht Jesus deutlich, dass es für die Jungfrauen nichts gibt, was wichtiger sein könnte als die Teilnahme an der Hochzeit. Die Parallele der beiden Stellen aber ist, dass weder die eingeladenen Gäste noch die törichten Jungfrauen an der Hochzeit teilnehmen dürfen.
Dazu passt auch die Stelle in Lk 13,25-29, v. a. 28 f: „Da werdet ihr heulen und mit den Zähnen knirschen, wenn ihr seht, dass Abraham, Isaak und Jakob und alle Propheten im Reich Gottes sind, ihr selbst aber ausgeschlossen seid. Und man wird von Osten und Westen und von Norden und Süden kommen und im Reich Gottes zu Tisch sitzen…“
Die Kirche erinnert uns also in diesen letzten Wochen des Kirchenjahres eindringlich, unser Leben auf das hin zu überprüfen, worauf es wirklich ankommt. Ja, unsere normale, alltägliche Arbeit ist wichtig, und auch Erholung und Vergnügen sind in einem angemessenen Maß nötig, aber das Ziel unseres Lebens und der Sinn unseres Daseins liegen woanders. Es wäre schlimm, wenn wir durch Gedankenlosigkeit und Kurzsichtigkeit dieses Ziel aufs Spiel setzen würden.
Der Text wird auch im PDF-Format angeboten, mit der Bitte, ihn auszudrucken und an die Nächsten und Näheren weiterzugeben, die kein Internet haben.