Pfarrer P. Johannes zum 31. Sonntag im Jahreskreis
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Liebe Pfarrgemeinde!
Mir gibt das Wort Jesu zu denken: „Tut, was sie sagen, aber richtet euch nicht nach dem, was sie tun!“ Mit diesem Wort beginnt Jesus eine Abrechnung mit den Schriftgelehrten und Pharisäern. Einen ersten Abschnitt hören wir heuer am 31. Sonntag im Jahreskreis. Es scheint, dass es die Menschen braucht, die sagen, wo es lang geht, sogar wenn ihr Leben weit davon weg ist. Ihr analytisches Denken kann feststellen, was richtig ist, aber es gibt für sie keine Konsequenzen.
Eine erste Aussage: Wirksam ist nur, was gelebt wird!
Es gilt dabei, dass das konkrete vorbildliche Leben oft an denen vorbeigeht, die das Sagen haben. Warum ist das so? Fast alle Menschen ringen im Alltag, oft beschwerlich, um ein vorbildliches Leben der Nächstenliebe. Sie reden nicht, sie handeln einfach so, wie es nötig ist. In die Öffentlichkeit kommt das nicht. Daneben gibt es die Gesetzgebung. Jemand muss die Richtlinien vorgeben. Ob der Gesetzgeber selbst nach dem handelt, was er vorschreibt, ist eine andere Frage. Jesus übt jedenfalls scharfe Kritik an den Gesetzeslehrern. Er merkt, dass es ihnen um Macht und Einfluss, aber nicht um echte Menschlichkeit geht. Das zeigt sich besonders an ihrem Umgang mit dem Sabbat.
Jesus sagt, dass die einflussreichen Menschen Selbstbestätigung brauchen.
Demut ist bei einflussreichen Menschen keine hohe Tugend. Wer eine bestimmte Position erreicht hat, tut sich sehr schwer, seine tatsächlichen Grenzen zu erkennen. Hut ab vor jedem, der auch als Machthaber seine Fehler eingestehen kann. Mancher kann anscheinend Höchstleistungen erbringen, opfert dabei aber die Grundhaltung echter Menschlichkeit. Der heilige Bernhard von Clairvaux schreibt das in einem bedeutenden Werk dem neu gewählten Papst Eugen III. Er soll auch sich selbst entsprechende Aufmerksamkeit widmen. Lobhudelei, Schmeicheleien, Speichelleckereien sind auf höchster Ebene gang und gäbe. Diese ersetzen dann den innersten Kern authentischer Persönlichkeit.
Gott allein ist Herr, Lehrer und Meister!
Niemand soll sich anmaßen, selbst der Alleswisser zu sein. Das heißt zwar nicht, dass nicht jeder Mensch seine großen Talente verwirklichen soll. Es bedeutet aber, alles, was man gelernt und sich angeeignet hat, selbstlos in den Dienst der Öffentlichkeit, insbesondere auch der Kinder und Jugendlichen zu stellen. Niemals darf man sich selbst in den Mittelpunkt stellen und sich besser als die anderen dünken.
Unser Herr Jesus Christus sieht die irdische Wirklichkeit von der Ewigkeitsperspektive her. Er merkt, dass alle Inszenierung zugleich Verlogenheit bedeutet und nur Authentizität ein Feuer erwecken kann. Dieses würde es auch heute brauchen. Erst dann ist ein begeisterter Einsatz möglich, der eine menschlichere Welt formt.
Der Text wird auch im PDF-Format angeboten, mit der Bitte, ihn auszudrucken und an die Nächsten und Näheren weiterzugeben, die kein Internet haben.