Pfarrer P. Johannes zum 21. Sonntag im Jahreskreis
![Petersdom Kuppel innen pixabay](/img/88/6e/0de558a9a052da382aca/-Petersdom.jpg)
Liebe Mitchristen!
Das heurige Evangelium zum 21. Sonntag im Jahreskreis (Mt 16,13-20) ist von der römisch-katholischen Kirche seit jeher als Einsetzung des Papsttums durch Jesus Christus verstanden worden. „Auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen.“ Es ist gut, manches aus diesem Text genauer anzusehen.
Inschrift
unter der Peterskuppel in lateinischer Sprache:
Links vom roten Kreuz:
...des Himmel- reichs. |
![]() |
Rechts vom roten Kreuz:
Du bist Petrus und auf diesen... |
1. Cäsarea Philippi:
Für die Apostel muss die Frage Jesu: „Für wen halten die Leute den Menschensohn?“, ein einschneidendes Ereignis gewesen sein. Der Ort hat sich ihnen eingeprägt. Auch Markus und Lukas erzählen diese Szene, allerdings ohne die Einsetzung von Petrus als Fels, auf den Jesus seine Kirche baut. Die Antwort der Leute, also, was sich so herumspricht, ist sehr wertschätzend. Jesus ist ein großer Prophet, in ihm wirkt der Geist von Elija oder Jeremia. So wird Jesus übrigens auch vom Judentum und vom Islam gesehen.
Jesus möchte noch die Meinung derer hören, die ihm nachfolgen, und da wird dieser Simon, den wir als Petrus kennen, zum Sprecher: „Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!“
2. „Nicht Fleisch und Blut haben dir das geoffenbart!“
Menschen reden von dem, was sie verstehen. Manchmal wird maßlos übertrieben. Hier aber können wir davon ausgehen, dass Petrus für einen Augenblick etwas bewusst geworden ist, was alle menschliche Erfahrung unendlich übersteigt. Er hat es sofort ausgesprochen und war möglicherweise selbst erschrocken über das, was er gerade gesagt hat. Das ist so ungeheuerlich, so unfassbar, so jenseits jeder jüdischen Vorstellung, dass später Kajaphas, als er Jesus genau die Frage stellt, ob er der Sohn Gottes sei, auf dessen Antwort hin sofort seine Kleider zerreißt und der Hohe Rat auf Gotteslästerung und damit auf Todesstrafe entscheidet.
Für Jesus hat hier Gott aus dem Mund des Petrus gesprochen. Wichtig ist für uns: Auf dieses Wort hin bekommt Simon den neuen Namen! Auf dieses Wort hin baut Jesus auf diesen Felsen seine Kirche. Dieser Petrus denkt normalerweise sehr irdisch und wird wenige Verse später (wir werden es kommenden Sonntag hören) von Jesus als „Satan“ bezeichnet. Es ist dieser Petrus, der es auf das Wort Jesu hin wagt, über den See zu gehen, aber sofort zu zweifeln beginnt und untergeht. Es ist der Petrus, der Jesus dreimal verleugnet, nachdem er ihm noch großmäulig die Treue versprochen hat. Nicht einfach auf einen Menschen baut Jesus seine Kirche, sondern auf die Bereitschaft, Gott sein Ohr zu leihen, auch wenn es nur für einen Augenblick ist.
3. Gotteswort im Menschenwort
Das heißt aber für mich: Kirche lebt immer dann auf, wenn da jemand ist, durch den Gott sein Wort sagen kann. Im Laufe der Geschichte war das oft nicht Petrus und genauso wenig sein Nachfolger, es waren oft ganz andere: Paulus, Benedikt von Nursia, Franz von Assisi, Ignatius von Loyola, Mutter Theresa, ja, vielleicht sogar Menschen, die gar nicht „römisch-katholisch“ waren: Martin Luther King, vielleicht sogar Gautama Siddharta, Konfuzius oder der Hinduist Mahatma Gandhi. Sie haben der Kirche vielleicht mehr geholfen als so manches Papstdokument. Von manchem, der vielleicht sogar verurteilt worden ist, hat die Kirche im Nachhinein große Kraft geschöpft. „Der Geist weht, wo er will“, sagt Jesus und Gott kann sein Wort manchmal dort erfahrbar machen, wo es die Mächtigen nicht vermuten.
4. „Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben!“
Es ist der eine Petrus, der das ausspricht, was der himmlische Vater offenbart, und nicht der andere Petrus, der Jesus Vorwürfe macht, weil er vom Leiden und Sterben spricht. Es ist, als wäre Petrus in sich gespalten. In der Brust dessen, der sich der Tragweite seines Bekenntnisses wohl gar nicht bewusst ist, schlägt auf weite Strecken das Herz eines erfolgshungrigen Machtmenschen. Dann allerdings, wenn er bereit ist, auf Gott zu hören, kann er seinen Mitmenschen das Himmelreich erschließen.
Die Schlüssel sind da. Gott spricht zu uns. Es kommt darauf an, ob wir es hören, oder nicht. Millionen Menschen hungern nach diesem Wort aus dem Munde Gottes! Sie brauchen das Wort der Gnade mehr als einen Bissen Brot. Warum ist es so schwer, von Herzen durchlässig für das allerheiligste Wort zu sein? Warum ist das so laut, was die Menschen zwar vordergründig hören wollen, was sie aber nicht satt macht, und warum ist es so schwer, das Wort Gottes zu vernehmen? Vielleicht haben viele Menschen Angst vor der Unergründlichkeit und damit Unkontrollierbarkeit dessen, was das Wort Gottes auslösen kann, in einem selbst und auch in den anderen?
Man möge nur den Text der Lesung aus dem Römerbrief (Röm 11,33-36) genauer betrachten:
„O Tiefe des Reichtums, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes!
Wie unergründlich sind seine Entscheidungen, wie unerforschlich seine Wege!
Denn wer hat die Gedanken des Herrn erkannt?
Oder wer ist sein Ratgeber gewesen?
Wer hat ihm etwas gegeben, so dass Gott ihm etwas zurückgeben müsste?
Denn aus ihm und durch ihn und auf ihn hin ist die ganze Schöpfung.
Ihm sei Ehre in Ewigkeit!
Amen.“
Der Text wird auch im PDF-Format angeboten, mit der Bitte, ihn auszudrucken und an die Nächsten und Näheren weiterzugeben, die kein Internet haben.