Pfarrer P. Johannes zum Fest des hl. Bernhard
![Statue des hl, Berbhard im Stiftshof](/img/ce/da/2229202e08084a59436b/-P1030764c.jpg)
Liebe Mitchristen!
Für die Zisterzienser ist der 20. August das Hochfest ihres Ordenspatrons, des hl. Bernhard von Clairvaux. Zweifellos war er es, der die neugegründete Reformgemeinschaft von Citeaux, die bereits wieder zu erlöschen drohte, zu unbeschreiblicher Blüte brachte. Mit Recht wird das 12. Jahrhundert auch bernhardinisches oder zisterziensischen Jahrhundert genannt. Etwa 400 Zisterzienserklöster entstanden in dieser Zeit. Das Stift Wilhering wurde 1146, noch zu Lebzeiten des heiligen Bernhard, gegründet.
Wie kann eine einzelne Person eine solche Wirkungsgeschichte entfachen? Diese Frage gilt auch für die Armutsbewegung, in der der hl. Franz von Assisi unbeschreibliche geistliche Kraft entfaltete. Nennen kann man auch den hl. Norbert von Xanten innerhalb der Chorherrenbewegung, den hl. Dominikus für den Predigerorden, oder im 16. Jahrhundert Ignatius von Loyola, dessen Jesuitenorden weltweit eine geistliche Erneuerung nach den Wirren der Reformation brachte. Immer wieder gab es solch einzigartige Persönlichkeiten, die unzählige Menschen in ihren Bann zogen und die Kirche neu aufblühen ließen.
Eins ist klar: Hier ist ein Mensch mit einer unbeschreiblichen geistlichen Leidenschaft. Das ganze Leben ist von Jesus Christus und seinem Evangelium erfüllt. Gesucht wird nur, was diesem göttlichen Geheimnis dient und den Menschen näher bringt. Dies muss aber in die jeweils konkrete Zeitsituation hineingetragen werden. Es mag da zwar auch einseitige Sichtweisen geben, wie konkret bei der Werbung für den 2. Kreuzzug, aber auch hier war das Leben Jesu im Land Israel das eigentliche Anliegen, und trotz der schlimmen Auswirkung wurde Interesse am Evangelium erweckt.
Halbherzigkeit war dem hl. Bernhard fremd. Neben ihm hielt es niemand aus, der ein Halbzeitmönch sein wollte, und, auf unsere Zeit übertragen, Berufskatholiken hätten es neben ihm auf Dauer nicht ausgehalten. Die Existenz dieses Heiligen war total auf die Zuversicht gegründet, dass von Gott alles Heil und Leben kommt. Es ist eine Grundhaltung, von der beispielsweise die kanaanäische Frau, von der wir im Evangelium vom heurigen 20. Sonntag im Jahreskreis hören, erfüllt war, die alles nur mehr auf Jesus gesetzt hat, von dem allein sie die Heilung ihrer Tochter erhoffen konnte, oder auch die Grundhaltung des blinden Bartimäus, der noch viel lauter schrie, als man ihm gebot zu schweigen.
Für Bernhard waren deshalb auch die logischen Argumente des Zeitgenossen Abaelard, des hochintelligenten Theologen, viel zu oberflächlich, weil sie die Schüler nicht ins Herz treffen konnten. Auf der Kanzel der Stiftskirche Wilhering ist, zweifellos äußerst problematisch, dargestellt, wie Abaelard der geistlichen Kraft des heiligen Bernhard unterliegt. Klar ist aber, große Intelligenz und glänzende Rhetorik reichen nicht aus, um den Menschen das Tor zum Evangelium zu öffnen.
Wir wissen heute, dass trotz der geistlichen Kraft einzelner Heiliger die Motivation bei ihren Anhängern rasch nachließ, und dass, so wie es auch in der heutigen Kirche den Eindruck macht, ein System zumindest erhalten werden soll. Zweifellos würde es aber auch heute solche Lichter brauchen, die vielen suchenden und oft auch verzweifelten Menschen neue Hoffnung schenken.
Link zum 20. Sonntag i. JK.aus 2020
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