Pfarrer P. Johannes zum Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel
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Liebe Pfarrgemeinde! Liebe Besucherinnen und Besucher unserer Homepage!
Der 15. August, das Hochfest der Aufnahme von Maria, der Mutter unseres Herrn und Erlösers Jesus Christus, in den Himmel ist zugleich das erste Patrozinium der Stiftskirche Wilhering. Das Festgeheimnis ist auf unserem Hochaltarbild durch Martino Altomonte dargestellt worden: Die Apostel stehen vor dem leeren Grab und Maria wird von den Engeln in den Himmel erhoben.
Das ist aber nur die eine Seite des Festgeheimnisses. Es geht ja nicht um etwas, was erst nach dem Tod passiert, sondern sich im irdischen Leben auszeitigt. Vielleicht sollten wir unsere Vorstellungen ein wenig korrigieren:
1. Das Reich Gottes ist mitten unter euch! (Lk 17,21, vgl. Mt 12,28; Lk 11,20)
Wir haben vor wenigen Wochen die Rede Jesu über das Himmelreich gehört und die Gleichnisbilder vom Samen auf gutem Boden, vom Senfkorn und Sauerteig, vom Schatz und der kostbaren Perle betrachtet. Im Blick auf Maria und ihr großes Ja zum Willen Gottes müssen wir sagen: In ihr konnte das Wort Gottes aufgehen und Frucht bringen wie in keinem anderen Menschen. Sie ist die, die ihr Leben voll in den Schatz der Liebe Gottes investiert hat, und die es ganz für diese einzigartige Perle gegeben hat. „Siehe, ich bin die Magd des Herrn.“
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Maria hat Gott überhaupt nichts in den Weg gelegt, an ihr konnte sich Gottes Zuwendung ohne Hindernis entfalten. „Selig ist die, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ“ (Lk 1,45). Marienverehrung ist vor allem die Betrachtung dieses großen JA! Ihr Glaube ist der Vollzug der Ganzhingabe vor allem in den Situationen, in denen es für sie ganz schwierig war, angefangen von den Gerüchten, die es nach der wunderbaren Empfängnis geben musste, sodass sie nach dem Gesetz des Mose sogar gesteinigt werden hätte können, über die Geburt Jesu, als ihr alle Herbergen verschlossen wurden, bis hin zum Tod Jesu am Kreuz. Immer wieder musste sie aus tiefstem Herzen ihre Entscheidung erneuern: Gott, ich gehöre dir, ich bin deine Magd, tu mit mir, was du willst!
2. „Schau, dein Himmel ist in mir!“
Der Dichter Angelus Silesius spricht im Lied „Morgenstern der finstern Nacht“ (Gotteslob 372) dieses Geheimnis in einem mystischen Bild an. „Komm herein, Jesu mein, leucht in meines Herzens Schrein!“ Es geht nicht eigentlich darum, dass ich einmal in den Himmel komme, sondern dass ich erlaube, dass Gott in mir den Himmel schafft. Gott will dazu mein JA. Sein Wort braucht in mir fruchtbaren Boden. In keinem Menschen ist dieser Himmel so sehr Wirklichkeit als in Maria. In ihr ist Gottes Wort Fleisch geworden. In ihr ist der Himmel präsent!
Ich weiß, dass die gängigen Vorstellungen von Himmel davon meilenweit entfernt sind. Der volkstümliche Himmel, der „Brandner-Kaspar-Himmel“, oder auch der „Jedermann-Himmel“ können im Alltag durchaus Trost und Kraft geben und sind damit Hilfe, um mit unseren Schwierigkeiten zurecht zu kommen. Sie erinnern auch daran, dass die Normalität nicht alles ist.
Es geht aber um etwas viel Größeres, als wir uns ausdenken können.
3. Maria ist das große Zeichen unserer Hoffnung!
Im Hochfest der Aufnahme Marias in den Himmel mit Leib und Seele feiern wir hier auf der Erde, wofür wir alle geschaffen sind. Wenn wir sehr aufmerksam unser Leben betrachten, wird uns klar, dass es nicht um eine Abrechnung gehen kenn, die irgendwann zu einem bestimmten Zeitpunkt nach unserem Tod passiert, sondern dass unser Leben eine ständige Abrechnung ist. Himmel und Hölle sind eigentlich immer präsent. Wenn jemand stumpfsinnig egoistisch dahinlebt, fällt es ihm vielleicht nicht auf, dass das eigentlich schon ein Höllendasein ist. Wenn jemand sich im Dienst am Mitmenschen in Hingabe verzehrt, wenn die Kraft der Liebe ihn antreibt, all seine Energie für einen Kranken oder sonst Hilfsbedürftigen aufzuwenden, wenn jemand all seine Kraft verschwendet, um der Not der Welt entgegenzutreten, fällt es ihm vielleicht nicht auf, dass in seinem Herzen längst der Himmel strahlt. Unser Leben reift in der Alltäglichkeit heran. Nach dem Tod wird offenbar, was in der Tiefe unserer Seele hier und jetzt gewachsen ist. Durfte das göttliche Leben eintreten, durfte die göttliche Liebe aufblühen, durfte der Same des Wortes Gottes aufgehen, wachsen und Frucht bringen - oder haben wir uns versperrt?
Nochmals: Der ganz normale Alltag, unser Umgehen miteinander, der Dienst am Nächsten, unsere Beziehungen, die sich leibhaft auswirken, und nicht ein schönes Gerede und salbungsvolle Worte offenbaren das Aufblühen des Himmels. Die große Gerichtsrede im Matthäusevangelium sagt es ganz deutlich: „Ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben…“ Gemäß diesem Gleichnis wissen die, die in den Himmel eingehen, gar nicht, wo sie dem Herrn begegnet sind.
Ihnen war ihr Dienst am Nächsten einfach selbstverständlich. Sie sind für viele andere zum Himmel geworden. Himmel erleben wir in dieser Welt immer dort, wo wir einander in Liebe und Hingabe begegnen.
Maria ist ganz vollendet. In ihr ist der Himmel endgültig Wirklichkeit. Wir sind durch das heutige Fest dringend dazu aufgerufen, Gott so sehr Raum zu geben, dass der Himmel auch in uns solche Kraft freisetzt, dass wir in dieser Welt für viele Menschen Himmel sein können, und dieser Himmel sich gemeinsam mit Maria und allen Heiligen vollendet.
Der Text wird auch im PDF-Format angeboten, mit der Bitte, ihn auszudrucken und an die Nächsten und Näheren weiterzugeben, die kein Internet haben.